Die Heinzelmänner

Test: Keeley Electronics Verb-O-Trem-Pedale

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(Bild: Dieter Stork)

Mit Reverb und Tremolo in einem Gerät haben Keeley Electronics nicht nur zwei der verbreitetsten, sondern auch zwei der ältesten Gitarreneffekte miteinander kombiniert. Zusammen mit Session-Musiker und Country-Hero Eddie Heinzelman wurden also die beiden Trem-O-Verb-Pedale kreiert, welche uns nun zum Test vorliegen.

Nur wenige Hersteller haben sich in den letzten Jahren so rasant und explosiv entwickelt, wie Keeley Electronics. Dabei ist Mastermind Robert Keeley nun wahrlich kein Neuling im Bereich der Effektpedale; ganz im Gegenteil. Über lange Jahre hinweg war beispielsweise der Keeley Kompressor für viele Gitarristen so etwas wie der heilige Gral.

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Umso schöner, dass man mittlerweile eine große Auswahl an Pedalen des Kult-Herstellers hat und diese dank eines starken Vertriebs wie W-Distribution auch hierzulande problemlos erhältlich sind. Bei den beiden Verb-O-Trem-Pedalen handelt es sich nun um eine Kooperation der Firma mit Eddie Heinzelman, der eine feste Größe als Session-Musiker in der amerikanischen Country-Szene darstellt.

Geschmackvoll

Grundlegend lässt sich feststellen, dass wir es hier mit zwei unterschiedlichen Entwürfen des gleichen Pedals zu tun haben. Da wäre zum einen das kleinere Verb-O-Trem-Pedal, welches mit lediglich vier Reglern und einem Mini-Schalter auskommt (den Standby-Schalter rechnen wir jetzt mal nicht mit).

Wie der Name schon vermuten lässt, finden wir hier eine Kombination aus Reverb und Tremolo, welche sich dank des übersichtlichen Layouts gut steuern lässt. Neben einem Master-Volume- (Level) und einem Reverb-Regler, gibt es zusätzlich noch zwei Potis für den Tremolo-Effekt. Während Rate die Geschwindigkeit steuert, bestimmt Depth die Intensität der Lautstärke-Wellen. Mit dem kleinen Mini-Schalter kann man nun zwischen drei unterschiedlichen Tremolo-Varianten auswählen.

Das Pedal ist optisch überaus geschmackvoll gestaltet und kommt in einem edel wirkenden Creme-Weiß mit dunkelroter Schrift daher. Das Gehäuse ist in seinen Abmessungen ähnlich dimensioniert wie beispielsweise ein MXR Phase 90 und damit angesichts der Ausstattung in seiner Größe absolut vertretbar. Aus dem Innenleben des Keeley-Verb-O-Trems gibt es an sich bis auf die saubere Verarbeitung der Platine wenig spektakuläres zu berichten; einzig die beiden kleinen Dip-Switches lassen aufmerken.

In der Bedienungsanleitung wird deutlich, dass man hier zum einen die Möglichkeit hat, zwischen zwei Hall-Typen (Plate und Spring) zu wählen und zum anderen noch den Grundcharakter (Vintage oder Modern) verändern kann. Ausgeliefert wird das Pedal mit aktiviertem Spring-Reverb-Setting im Modern-Modus.

Unser zweiter Testkandidat kommt aus Keeley Electronics beliebter Workstation-Reihe, die ja für ihre unglaubliche Vielseitigkeit bekannt ist. Verglichen mit dem kleineren Pedal, ist die Verb-O-Trem-Workstation ein wahres Schlachtschiff.

Das Gerät ist im Grunde in zwei verschiedene Ebenen unterteilt. Auf der oben platzierten Reverb Ebene, finden wir links einen Drehschalter (Reverb Select), welcher zwischen acht unterschiedlichen Hall-Varianten auswählen lässt. Diese sind neben Level und Decay noch mit einem Morph- und einem Effect-Blend-Regler einstellbar.

Ersterer regelt ein bei jedem Reverb-Preset individuell festgelegtes Parameter, während das Effect-Blend-Poti für die jeweiligen Lautstärkeverhältnisse zwischen trockenem und Effektsignal zuständig ist. Die untere Ebene ist dann für den zweiten Effekt zuständig und lässt mittels eines zweiten Drehschalters zwischen acht verschiedenen Tremolo-Sounds auswählen. Auch hier ist neben den üblichen Level-, Rate- und Depth-Reglern ein „Morph“-Poti zu finden, welches abermals einen auf jedes Preset festgelegten Parameter reguliert.

Neben dem obligatorischen Bypass-Schalter findet sich noch ein Fußschalter, welcher die Modulations-Sektion an- und ausschaltet, sowie ein Tap-Taster, welcher die Effektgeschwindigkeit festlegt. Ein ziemlich sinnvolles Feature ist eine auf der unteren Stirnseite des Pedals aufgedruckte Tabelle, die eine gute Übersicht über die zur Verfügung stehenden Reverb-und Tremolo-Effekte bietet.

Auf der oberen Stirnseite finden wir dann insgesamt fünf Klinkenbuchsen, welche neben dem Stereobetrieb noch die Möglichkeit bieten, ein Expressionpedal, sowie einen externen Tap-Taster anzuschließen. Der innere Aufbau ist bei so viel Ausstattung natürlich gänzlich anders, als beim kleinen Verb O Trem. Hier finden wir drei Platinen, welche allesamt kopfüber montiert sind. Richtig gut gelöst ist, dass dabei sowohl die Fußschalter, als auch die fünf Klinkenbuchsen ihre eigene Platine bekommen haben.

Zum einen wird die Hauptplatine dadurch mechanisch entlastet, zum anderen wird das Gerät dadurch um einiges servicefreundlicher, sollte einmal ein Schalter oder eine Buchse ausgetauscht werden müssen. Alles in allem sind beide Pedale wirklich äußerst durchdacht aufgebaut und erschließen sich auch ohne einen Blick in die Bedienungsanleitung relativ schnell.

(Bild: Dieter Stork)

Arbeitstiere

Schauen wir uns zuerst wieder das vergleichsweise simpel aufgebaute Verb O Trem an. Vor einem cleanen Amp, mit zugedrehten Depth- und Rate-Potis, hört man zunächst einen beeindruckend warm und voll klingenden Reverb-Sound.

Hier wird sofort klar, das Keeley Electronics ihre Hausaufgaben gemacht haben. Das Signal klingt dermaßen luftig und einfach schön, das selbst eine simple Akkordfolge schon einigermaßen spektakulär klingt. Dreht man nun vorsichtig die beiden für das Tremolo zuständigen Regler auf, ertönt ein wunderbar weiches, je nach Reglerstellung schnelles bzw. langsames Tremolo, das in seiner Klangqualität dem Hall-Effekt in nichts nachsteht.

Es ist unmöglich zu sagen, welcher der beiden Effektarten beim Verb O Trem im Vordergrund steht – die Mischung der beiden Sounds gelingt in jeder Reglerstellung absolut hervorragend. Als sehr effizient erweist sich übrigens der kleine Mini-Schalter. Hier kann man zwischen den merklich unterschiedlichen Tremolo-Reverb-Kombinationen auswählen.

R+T: Hier hört man einen Federhall, welcher vor den Tremolo-Effekt geschaltet ist. Von allen drei Modi, ist dies der vielseitigste und stimmungsvollste.

Mack: Hier wurde der Effektsound laut Hersteller einem alten Magnatone-Verstärker nachempfunden. Anstatt eines Tremolos wird der Federhall hier mit einem Vibrato kombiniert.

HAR: Hier haben wir es am ehesten mit einer Art Uni-Vibe-Effekt zu tun. Robin Trower lässt auf jeden Fall schöne Grüße ausrichten.

Alleine schon durch diese drei Modi, haben wir es beim Verb-O-Trem-Pedal mit einem ausgesprochen vielseitigen und durchaus charakterstarken Pedal zu tun.

In puncto Vielseitigkeit macht die Verb-O-Trem-Workstation natürlich keine Gefangenen. Die unglaubliche Fülle an Sounds, die Keeley und Heinzelman hier zur Verfügung stellen, ist schon beeindruckend. Nicht weniger als jeweils acht Presets pro Bank stehen hier zum Abruf bereit. Das bedeutet, dass man acht verschiedene Reverb-Effekte mit wiederum acht unterschiedlichen Tremolo-und Vibrato-Sounds kombinieren kann.

Neben den üblichen Verdächtigen wie z. B. Federhall oder Plate-Reverbs gibt es beispielsweise ein Preset mit der Bezeichnung „Fugue“. Hier handelt es sich um eine Art kombinierten Reverbund Oktaver-Sound, welcher im weitesten Sinne an eine Orgel erinnern soll. Während das Morph-Poti in diesem Preset die obere Oktave regelt, lässt sich die Lautstärke der tiefen Stimme mit dem Effect-Level-Regler festlegen.

Kombiniert man dieses Preset nun auf der Effekt-Ebene beispielsweise mit einem Pitch Vibrato oder auch dem Rotary-Effekt, lassen sich schon ziemlich verrückte Klänge kreieren. Natürlich ist die Verb-O-Trem-Workstation auch in der Lage, eher konventionelle Reverb-Sounds mit Bravour umzusetzen. Presets wie „3 Spring“ oder auch „Chamber“ machen einfach nur Spaß und liefern authentische Reverb-Klänge allererster Güteklasse.

Als Fluch und Segen erweist sich die Belegung der Fußschalter: Sowohl die Reverb- als auch die Tremolo-Ebene hat ihren eigenen Bypass-Schalter. So hat man die Möglichkeit, beide Effekte vollkommen unabhängig voneinander zu nutzen. Leider geht dies auf Kosten eines globalen Bypass-Switch, welcher das gesamte Pedal steuern kann. Das wäre beispielsweise sinnvoll, wenn man sich einen kombinierten Verb-und-Trem-Sound zusammengestellt hat und diesen nun kombiniert aktivieren will.

Die überwiegende Mehrheit der Player wird sich aber sicher darüber freuen, den Reverb auf Dauerbetrieb schalten zu können und den Tremolo bei Bedarf dazuzuschalten. Das geht beim Verb O Trem wiederum nicht, ohne sich zu bücken.

Resümee

Herr Heinzelman scheint mit einem ausgezeichneten Paar Ohren gesegnet zu sein – jedenfalls lässt die ausgezeichnete Klangqualität der beiden Pedale darauf schließen. Beide Geräte klingen nicht nur gut, sondern bieten zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen an den gleichen Effekt.

Wer ein relativ simpel aufgebautes und dennoch vielseitiges Tremolo/Reverb-Pedal sucht, kann auf jeden Fall beruhigt zum Verb O Trem greifen. Hier gibt es eine ganze Reihe spannender Sounds in einem vergleichsweise kleinen Paket. Für die absoluten Soundtüftler bietet die Workstation allerhand Spielspaß – hier eröffnen sich nahezu endlose Kombinationsmöglichkeiten aus verschiedenen Reverbs und Tremolos.

Bedenkt man die Ausstattung und die hohe Verarbeitungsqualität unserer beiden Testpedale, gehen die Preise – auch wenn sie nicht gerade gering sind – doch voll in Ordnung.

Preise:

Verb O Trem ca. € 179

Verb-O-Trem-Workstation ca. € 360

robertkeeley.com

PLUS

  • graphische Gestaltung
  • Verarbeitung
  • Klangqualität
  • Preis/ Leistung
  • klangliche Vielseitigkeit
  • bedienerfreundliches Layout

 

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2019)

Produkt: Jack Bruce 1943 – 2014
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