Uh, là, là

Test: Kala U-Bass Bamboo 4 NT

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Kala U-Bass Bamboo 4 NT(Bild: Dieter Stork)

Bambus ist ein überaus nachhaltiger, extrem schnell wachsender Rohstoff. Das als Material für eine Bass-Ukulele zu nutzen, gibt schon mal einen fetten Pluspunkt. Und da sie von den Erfindern des U-Basses kommt, mache ich mir über die übrigen Qualitäten auch wenig Gedanken – gucken wir uns die Ökö-Uke mal genauer an …

2009 brachte Kala mit dem U-Bass die erste in Serie produzierte Bass-Ukulele heraus, die die Idee der „Gummi“-Saiten des Ashbory/Guild/DeArmond-Basses mit der Ukulelenform kombinierte, und direkt ein voller Erfolg wurde.

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SÜSSGRAS RASPELN

Bambus kann sehr beeindruckende Formen annehmen, so wird Riesenbambus bis zu 30 Meter hoch. Anders als bei den üblicherweise für Instrumente verwendeten Hölzern gibt es bei diesem Süßgras allerdings keinen Stamm, aus dem sich Bretter oder Kanthölzer sägen lassen. Entsprechend sieht man dem Bambus-Bass an, dass er aus zig Streifen zusammengesetzt wurde, und die Frage ob laminiert oder massiv stellt sich nicht wirklich.

Bambuswald in Kyoto Arashiyama

Ein bisschen echtes Holz gibt es aber auch. Dazu gehören Balken und Reifchen genauso wie ein Rahmen, der die Backplate hält, die zum Saitenaufziehen demontiert werden muss, und eine Platte unter dem Steg, die den verknoteten Saitenenden sicheren Halt gibt. Die Mechaniken erinnern ein wenig an Hipshots, haben aber eine große Wickelachse, um die dicken und sich dehnenden Saiten aufzunehmen.

Ein Shadow-ähnlicher Pickup nimmt den Ton ab, geregelt wird mit einem aktiven Vorverstärker mit VolumeRegler, Tuner samt Anzeige, und Dreiband-EQ. Der Ausgang sitzt auf einer kleinen Platte in der Zarge, zusammen mit dem Batteriefach für die beiden 3V-Knopfzellen.

Kala U-Bass Bamboo 4 NT(Bild: Dieter Stork)

KLEIN, ABER PUNCHY

Erstmal stimmen … Das dauert erfahrungsgemäß länger als beim E-Bass, da die Saiten ziemlich dehnbar sind und sich immer wieder setzen. Die Mechaniken laufen aber gut und bringen die Aquila-Thunderblack schnell in Stimmung – die sie erstaunlich gut halten! Klebrig sind sie auch nicht, trotzdem sind Slides nicht ganz so einfach, man bleibt schon mehr hängen als an Stahlsaiten. Beim Lagenwechsel macht sich die ultrakurze Mensur bemerkbar: Selbst in der tiefsten Lage kann ich auf einer Saite locker eine Quarte greifen.

Der akustische Ton ist überraschend laut und ausgewogen, da kommt auch Punch und Bass rüber. Das reicht nicht, um gegen eine Konzertgitarre anzuspielen, aber Daddeln zuhause oder am Strand macht so definitiv Spaß! Immerhin ist ein so kompaktes und leichtes Instrument der ultimative Travel-Bass.

Was den Spielspaß leicht trübt, ist der Sattel. Der ist von Graph Tech und ein somit anerkannt gutes Stück, der für mehr Komfort in den tiefen Lagen aber tiefer gekerbt sein dürfte. Da kann man nochmal (vielleicht sogar einfach selbst) Hand anlegen. In den hohen Lagen, für die der Sattel nichts kann, lässt die Oktavreinheit der G-Saite zu wünschen übrig, die haut ganz schön nach oben ab. Gute Nachrichten dagegen wieder vom Halsstab. Da ein moderner Zweiwege-Stab verbaut ist, kann man dem Hals eine Krümmung aufzwingen, was bei dem niedrigen Saitenzug klar von Vorteil ist.

So richtig blüht der Kala-Bass am Amp auf, dann kommt man auch locker mit anderen Instrumenten mit. Ob ein basstauglicher Akustik-Amp oder ein normaler Bassverstärker gewählt wird, ist eine Frage von Geschmack und Vorhandensein. So oder so darf am EQ des Preamps deftig gekurbelt werden. Die Höhen können ganz rausgedreht werden, was die Fingergeräusche an den Saiten mindert, ohne den Anschlag komplett zu unterschlagen. Auch die Mitten senke ich eher ab, während der Bassregler von der neutralen Mittenrastung in den Plusbereich wandert.

Der resultierende Sound ist fett mit einer dicken Kontrabass-Note. Als sehr tauglich hat sich auch ein Lowpass bei ca. 2 kHz erwiesen, zum Beispiel am Helix Stomp, mit dann neutralem EQ am U-Bass und noch leichtem Hall geht es noch mehr Richtung Upright. Es ist immer wieder verblüffend, was aus der Kombination kurzer Plastiksaiten und Piezo-Pickup rauszuholen ist!

Kala U-Bass Bamboo 4 NT(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Optisch, ökologisch und klanglich ein Volltreffer! Egal, ob man in der Hängematte bassen möchte oder in Bereiche vordringt, die sonst einen Kontrabass erfordern, der Kala-Bambus-U-Bass macht überall ein gute Figur. Die Aquila Thunderblacks sehen auf dem hellen Bass gut aus, spielen sich angenehm, halten schnell die Stimmung und klingen amtlich. Der nächste Bass-Uken-Sommer kommt bestimmt!

www.kalabrand.com

Preis (UVP): ca. € 399

PLUS

● Sound
● nachhaltiger Rohstoff
● Bespielbarkeit

MINUS

● Sattelkerben
● Oktavreinheit G-Saite


(erschienen in Gitarre & Bass 07/2021)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2023
Gitarre & Bass 12/2023
IM TEST: Nik Huber Piet +++ Jackson American Series Virtuoso +++ Guild Polara S-100 Kim Thayil +++ Squier Sonic Precision Bass +++ Fender Tone Master Pro +++ Blackstar HT Club 40 MK III +++ Aguilar SL 110 +++ Beetronics Seabee +++ 901SOUND Fulcrum EXP

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