Waffenscheinpflicht

Test: Jackson Pro Series Signature Jeff Loomis Kelly Ash

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(Bild: Dieter Stork)

Mit seinen Bands Sanctuary, Nevermore und aktuell Arch Enemy hat sich der US-Gitarrist und Multiinstrumentalist Jeff Loomis in der Metal-Szene eine beachtliche Reputation erworben. Nach langen Jahren als Schecter-Endorser wechselte er zu Jackson und präsentierte kürzlich seine Signature-Modelle aus amerikanischer und südkoreanischer Produktion. Letzteres haben wir uns für diesen Test auserkoren.

Als Basis-Design entschied sich Jeff Loomis für das Modell Kelly, das bereits seit über 25 Jahren zum Jackson-Lineup zählt. Hinsichtlich der PUs ist Jeff seinen aktiven Seymour-Duncan-Signature-Blackouts treu geblieben, die auch schon auf seinen letzten Schecters am Start waren.

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NECK THRU

Für den Body kommt Linde zum Einsatz, genauer gesagt Lindenflügel, die beidseitig an den durchgehenden Ahornhals geleimt wurden. Gekrönt wird das Ganze von einer Eschendecke, deren Sandstrahlbehandlung für eine markante Struktur sorgt. Gleiches finden wir übrigens auch auf der Kopfplattenfront. Das tadellos ausgeführte seidenmatte Finish setzt die Eschenmaserung zusätzlich in Szene. Cooler Look.

Deckenstruktur (Bild: Dieter Stork)

Während das weiße Decken-Binding nur relativ scharfe Kanten zulässt, besitzt die Rückseite unterschiedlich stark, insgesamt aber dezent facettierte Ränder. Die Kunststoffdeckel von Federkammer und E-Fach hat man präzise Oberkante bündig eingelassen. Zwar wurde der E-Fachdeckel innen mit Alufolie beklebt, ansonsten jedoch auf Abschirmung verzichtet, schließlich haben wir es mit Aktiv-Pickups zu tun, die in der Regel immun gegen Einstreuungen sind.

Strat-Style-Klinkenbuchse (Bild: Dieter Stork)

Das Buchsenblech einer Strat, zargenseitig unterhalb des Gurtknopfs montiert, nimmt den Klinkenstecker auf, der schräg von oben eingeführt wird. Als Gurtknöpfe finden Dunlop-Dual-Locking-Strap-Pins Verwendung, deren Gurtstücke zwar nicht zum Lieferumfang zählen, die aber auch ohne die Locks für zuverlässigen Halt sorgen.

Der Korpusübergang des durchgehenden Halses zeichnet sich durch ergonomische Formgebung aus, sodass sich in Kooperation mit dem tief geschnittenen Cutaway die höchsten Lagen völlig stressfrei bespielen lassen. So gesehen ist die rückseitige starke Facette von Cutaway und Cutaway-Horn im Grunde überflüssig, macht jedoch immerhin optisch was her und spart ein wenig Gewicht ein.

Halsübergang (Bild: Dieter Stork)

Das wie die Kopfplatte weiß eingefasste Ebenholzgriffbrett besitzt vom Sattel bis zum 24. Bund kontinuierlich zunehmende Radien von 12″ bis 16″, was Bendings in hohen Lagen erleichtert. Die 24 fetten Jumbobünde wurden vorbildlich abgerichtet, verrundet und poliert. Haifischzahn-Inlays aus Perloid markieren die Lagen, für den User noch interessanter sind jedoch die im Dunkeln selbstleuchtenden Luminlay Sidedots an der Griffbrettoberkante. Um dem recht dünnen Hals mehr Stabilität zu verleihen, setzt Jackson Graphitstäbe ein. Die Halskrümmung lässt sich mit Hilfe eines zwischen Griffbrett und Hals-Pickup zugänglichen Speichenrades komfortabel justieren.

Floyd Rose Vibrato und Sattel mit Edelstahlschrauben (Bild: Dieter Stork)

Der Locking-Sattel des 1500er-Floyd-Rose-Vibratos wurde frontseitig verschraubt. Hinsichtlich der Saitenlage hätte man ihn noch zwei Zehntelmillimeter tiefer einsetzen können. Aufgrund der Kopfplattenneigung konnte Jackson auf einen Saitenniederhalter verzichten. Mit ihrer hohen 18:1-Übersetzung gestatten die Tuner geschmeidiges und präzises (Vor-)Stimmen.

Parallel zur Decke justiert schwebt die Basisplatte des unterfrästen FR-Vibratos beinahe Oberkante bündig mit der Decke. Sämtliche Klemmschrauben – auch die des Sattels – bestehen aus rostfreiem Edelstahl, die Feinstimmer aus geschwärztem Messing. Die Gängigkeit des wackelfreien Steckhebels kann über eine Inbusschraube variiert werden.

Wie eingangs erwähnt, übernehmen aktive Seymour-Duncan-Blackout-Humbucker die Wandlung der Saitenschwingungen, hier natürlich die Jeff-Loomis-Signature-Varianten. Über Distanzfedern direkt im Korpusholz montiert, lässt sich deren Höhe justieren. Die Kontrollelemente beschränken sich auf Master-Volume und Dreiwegschalter. Das problemlos zu handhabende Schnellwechselfach der 9-Volt-Batterie finden wir auf der Body-Rückseite. Allerdings muss man beim Einsetzen genau hinsehen, da die +/-Zeichen schwer zu erkennen und beide Kontaktfedern identisch sind.

VOLLGAS

Sowohl am Gurt als auch auf dem Bein gibt sich die Jackson Jeff Loomis Signature bestens ausbalanciert. Am Gurt hängend verschiebt sie sich etwas nach links, wobei man den linken Arm z.B. für ein F-Barré ordentlich lang machen und die Greifhand entsprechend verdrehen muss. Dies bedarf der Gewöhnung, bringt jedoch andererseits den Vorteil, dass selbst der 24. Bund problemlos bespielbar ist, ohne dass der eigene Körper stört. Das U-Profil des Halses ist extrem flach und füllt meine Hand bei weitem nicht aus.

Klar, für High-Speed-Shredder und/oder kleine Hände dürfte er das Nonplusultra darstellen. Alles eine Frage der Gewohnheit. Die Topbearbeitung der Jumbobünde kommt schnellen Lagenwechseln zugute, und der flache Halswinkel lässt die Saiten nicht allzu hoch über der Decke schweben. Das recht weit aus dem Aktionsradius platzierte Volume-Poti rotiert für meinen Geschmack etwas zäh, dennoch ist dank des griffigen Dome-Knopfes eine Ein-Finger-Bedienung möglich.

Unverstärkt gibt sich die Jackson Jeff Loomis Signature recht schwachbrüstig, soll heißen nicht sonderlich kraftvoll, schwache Bässe, dafür ausgewogen in den Mitten und Höhen und darüber obertonreich. Schwingungstechnisch offenbart sie jedoch ihre Schokoladenseite, gibt sie sich doch sehr resonanzfreudig, spricht direkt und spontan an. Die Tonentfaltung ist rekordverdächtig und das Sustain ordentlich. Insgesamt kann man ihr eine sehr gute Dynamik attestieren.

Seymour Duncans Kategorisierung „High Output Humbucker“ trifft den Nagel aber so was von auf den Kopf, denn die Ausgangspegel der Loomis Blackouts sind schon beinahe beängstigend. Inspiriert von leistungsstarken Passiv-Pickups und auf die Wünsche des Endorsers abgestimmt, geben sie sich dennoch überraschend klar, transparent und spritzig. Sie sprechen knackig und präzise an, unterstützen die unteren Frequenzen – damit genau das was mir beim Unplugged-Spiel fehlte – und fördern das Sustain.

Klar, dass die Blackouts in erster Linie für Metal-Sounds konzipiert wurden, sie können aber auch mit lebendigen, luftigen und dynamischen Clean-Sounds überzeugen. Sollte die Amp-Vorstufe die Pickup-Pegel nicht verkraften, empfiehlt sich der Low-Input bzw. reduziertes Input-Gain oder der Griff zum Volume-Poti der Gitarren. Gerade bei Letzterem bewirkt die aktive Schaltung, dass das Herunterdrehen des Volume-Potis keine nennenswerten Höhenverluste verursacht, die Sounds ausgewogen und transparent bleiben und die leicht erhöhten Mitten ein wenig Wärme beitragen.

Während der Steg-Pickup mit knackig brillantem, klarem Ton, straffem Bass und reichem Obertongehalt ans Ohr dringt, punktet der Halskollege mit runden, ausgewogenen Akkorden und bluesig schmatzenden Singlenotes. An der Kombi beider Blackouts trägt Letzterer den größeren Anteil, was sich in glockenklar und lebendig perlenden Klarklängen widerspiegelt.

Dank großzügig dosierter Mitten und Höhen zeigen die Pickups auch bei extremer High-Gain-Distortion klare Definition und ausgesprochen gutes Durchsetzungsvermögen. So tönen Rhythmus- wie auch Lead-Sounds sehr aggressiv, liefern ein straffes, sauber auflösendes Fundament, druckvolle Mitten und bissige Höhen, die bei Bedarf geschmeidig in ihre Obertöne driften. Dennoch bleibt ihnen genügend Luft und Dynamik, um ausdrucksstarkes Spiel und variablen Anschlag präzise umzusetzen.

Das einsame Volume-Poti arbeitet über seinen gesamten Regelbereich gleichmäßig und präzise und gestattet es sogar, von heftigen Zerr- fast auf Clean-Sounds herunterzuregeln, wobei natürlich auch ein etwas defensiverer Anschlag hilfreich ist. Auffallend ist jedoch, dass der Steg-Blackouts im High-Gain-Modus etwas brummt, während der Hals-Pickup stoische Ruhe bewahrt.

RESÜMEE

Mit Jeff Loomis‘ Signature-Kelly präsentiert Jackson eine Metal-Axt für den Shredder. Dass diese Gitarre das Ultra-High-Gain-Genre nicht nur optisch perfekt bedient, sondern vor allem klanglich, belegt der Test eindeutig. Doch sie kann auch ganz brav, ganz clean und liefert volle 6-saitige Akkorde mit Ausgewogenheit und Transparenz. Am liebsten agiert sie jedoch im Distortion-Bereich und überzeugt dort auch bei heftigster Zerre mit Transparenz, tonaler Balance, Sustain, Dynamik und Durchsetzungsvermögen.

Sie lässt sich bis in die höchsten Lagen komfortabel bespielen, auch wenn das super schlanke Halsprofil nicht jedem gefallen dürfte. Die Gitarre kommt mit hochwertiger Hardware und Loomis‘ aktiven Seymour-Duncan-Signature-Blackouts, wurde tadellos verarbeitet und mit 24 fetten, vorbildlich abgerichteten und polierten Jumbobünden bestückt. Dank koreanischer Fertigung gibt es also jede Menge Gitarre fürs Geld.

PLUS

  • Clean & High Gain Sounds
  • Schwingungseigenschaften
  • Qualität Hölzer und Hardware
  • Spielbarkeit
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2020)

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
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