Black to the future
Test: Jackson Pro Plus Pure Metal Soloist
von Christian Braunschmidt, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
Was gibt es über einen Klassiker wie die Jackson Soloist, der mehr als 40 Jahre alt ist, noch zu schreiben, was nicht schon in unzähligen Reviews besprochen wurde? Schließlich dürften nur wenige Modelle des Herstellers in den 80er Jahren so verbreitet gewesen sein wie die Soloist. Und doch ist die Pure-Metal-Variante mehr als nur ein weiteres Retro-Revival.
Dass Gitarren in komplett schwarzer Optik derzeit sehr gefragt sind, ist nichts Neues. Ibanez hat mit seiner IronLabel-Baureihe den Anfang gemacht, und auch ESP/Ltd hat das eine oder andere Modell in maximal reduzierter Ausführung mit matt schwarzer Lackierung im Programm. Nun also auch Jackson.
Mit den limitierten Instrumenten der Pure-Metal-Reihe (im Grunde eine Art Sub-Serie der Pro-Plus-Gruppe) wird ein sehr vergleichbares Konzept geboten. Neben zackigen Klassikern wie King V, Kelly, Warrior und Rhoads steht auch eine Soloist in den Startlöchern, die in ihrer Konzeption ganz klar auf die ultraharte Metalfraktion abzielt.
Die Basis dieser schwarzmetallenen Metal-Axt bildet ein Korpus aus Linde sowie ein dreiteiliger, durchgehender Ahornhals. Für etwas mehr Stabilität wurden dem Hals zwei parallel zum Trussrod verlaufende Carbonstäbe spendiert. Das gesamte Instrument ist in einem hochglänzenden Schwarz lackiert, das von einem cremefarbenen, etwa 6 mm breiten Binding kontrastiert wird.
Das große Jackson-Logo auf der abgewinkelten Kopfplatte greift diesen Farbton abermals auf, wodurch die Gitarre ein schlichtes, aber stimmiges Gesamtbild erhält. Sowohl Lackierung als auch Einfassung sind tadellos ausgeführt – da gibt es nichts zu meckern. Das unterfräste Floyd-Rose-System der 1000er-Serie ist absolut waagerecht eingestellt und führt die Saiten über 24 Jumbo-Bünde bis hin zum Locking-Sattel.
Für besondere Langlebigkeit kommt als Material für die Bunddrähte Edelstahl zum Einsatz, sodass eine Neubundierung auch bei intensiver Nutzung erst in vielen Jahren nötig sein dürfte. Die sauber in das dunkle Ebenholz-Griffbrett eingelassenen Sharkfin-Inlays aus Perlmutt dürfen natürlich nicht fehlen – immerhin haben wir es hier mit einer Jackson-Gitarre zu tun.
Wie bei fast allen Gitarren des Herstellers wurde für das Griffbrett ein Compound-Radius gewählt, der von 12″ langsam auf 16″ übergeht. Da die Ausleuchtung auf kleinen Club-Bühnen häufig alles andere als optimal ist, wurden der Gitarre außerdem auf der Griffbrettzarge eingelassene Luminlay-Dots spendiert, die bereits nach kurzem, intensivem Kontakt mit einer Lichtquelle leuchten – wie die Sonne am jungen Morgenhimmel. Also fast …!
Auf der Kopfplatte befinden sich sechs Die-Cast-Mechaniken aus eigener Herstellung. Ganz in der Tradition der Superstrat der 80er-Jahre ist in den Korpus ein einziger Humbucker (von Fishman) geschraubt. Der Fluence-Modern-Tonabnehmer ist seit einigen Jahren mit Sicherheit der schärfste Konkurrent des EMG 81.
Er bietet dank der Push/Pull-Funktion des Volume-Potis ein zweites Voicing, sodass die Gitarre trotz der extrem begrenzten Regelmöglichkeiten eine gewisse klangliche Flexibilität bietet. Auf der Rückseite befinden sich neben der Federkammer für das Floyd-Rose-System ein Batteriefach mit Schnellzugriff und ein kleines E-Fach. Die übersichtliche Verdrahtung ist sauber ausgeführt und lässt auf ein brummfreies Spiel hoffen.
Rein handwerklich gibt es bei der Pure-Metal-Soloist nichts zu bemängeln – ganz im Gegenteil: Auch wenn der Preis von 1299 Euro schon etwas oberhalb des Mid-Price-Segments liegt, fühlt sich die Gitarre eher wie ein Instrument der 1500-Euro-Klasse an. Sie erinnert mich an die fantastischen Jackson-Gitarren aus japanischer Produktion.
(Bild: Dieter Stork)
Beim ersten Anspielen ärgere ich mich zunächst über die Werkseinstellung der Testgitarre. Bei der Saitenlage hätte man bequem mit einem Bus unterhalb der tiefen E-Saite rangieren können. So etwas ist natürlich schnell korrigiert, ärgerlich ist es dennoch.
Davon abgesehen spielt sich die Soloist absolut großartig. Die Gitarre hängt mit ca. 3,4 kg wunderbar ausgewogen am Gurt und der flache Hals mit seinem flachen C-Profil dürfte so ziemlich jedem ein ausgezeichnetes Handling ermöglichen. Der flache, aber breitschultrige Hals (Typ: Dachlatte) fühlt sich selbst für meine überdurchschnittlich großen Hände fantastisch an und bietet mir in allen Lagen eine hervorragende Spielbarkeit.
Ich persönlich bin eigentlich kein großer Fan von flachen Halsprofilen, finde aber, dass Jackson in dieser Hinsicht einen hervorragenden Kompromiss aus dünnem Profil und trotzdem genug Substanz für die linke Hand gefunden hat. Das Floyd-Rose-System arbeitet gleichmäßig in beide Richtungen und ist auch nach brutalsten Dive-Bomb-Exzessen absolut stimmstabil.
Wenn ich die Soloist akustisch spiele, überrascht sie mich mit einem durchaus bemerkenswerten Bassfundament. Dieses bringt reichlich Schub unter die umwickelten Saiten, ist aber trotzdem so klar umrissen, dass das Instrument nicht „boomy” klingt. Die strahlenden Höhen und Mitten sorgen für viel tonale Information und das gesamte Instrument resoniert schön gleichmäßig.
Verstärkt sorgt der Fishman Fluence Modern Humbucker für gewaltigen Wumms in der Vorstufe meines Verstärkers. Ich muss den Input-Gain-Regler schon ein ordentliches Stück zurückdrehen, um einen wirklich cleanen Ton zu bekommen. Beide Voicings funktionieren am cleanen Verstärker durchaus, aber seien wir ehrlich: Wer kauft eine solche Gitarre, um sich dann an einem Twin Reverb über schimmernde Clean-Sounds zu freuen?
Also ab in den Distortion-Kanal – und siehe da: Hier fliegen wirklich die Fetzen! Das Bassfundament der Pure-Metal-Soloist ist auch hier deutlich hörbar, wobei das Voicing des Fishman-Humbuckers dafür sorgt, dass jeder Ton mit chirurgischer Präzision wiedergegeben wird. Genau wie beim EMG 81 prägt der Charakter des Tonabnehmers das Klangbild erheblich, was aber an sich nichts Schlechtes sein muss.
Voicing 1 sorgt mit seinem etwas gezügelten Low-End und dem aggressiven Peak in den Hochmitten für ungeheure Durchschlagskraft. Im zweiten Voicing, also bei nach oben gezogenem Volume-Regler, wird der Ton insgesamt ein wenig „oldschooliger”. Die Bässe sind nicht mehr ganz so glattgezogen und auch die Betonung im Bereich des Plektrum-Attacks wird etwas gezügelt.
Das gefällt mir ungemein gut, und ich finde, dass der Sound hier ungefärbter daherkommt. Die aggressiven Hochmitten weichen einem etwas breiter aufgestellten und gleichmäßiger ausbalancierten Mittenbereich, während der Cut in den Bässen weniger radikal ausfällt. Vor allem bei Sounds mit etwas weniger Gain oder einem organischen Overdrive-Ton gefällt mir diese Einstellung sehr gut.
So bleibt trotz der sehr eingeschränkten Regelmöglichkeiten und des einzelnen Tonabnehmers doch so viel klangliche Flexibilität, dass mit der Pure-Metal-Soloist ein breites Spektrum an Zerrsounds abgedeckt werden kann.
Selbstverständlich hat Jackson bei der Pure-Metal-Soloist ihren ewigen Klassiker nicht komplett über den Haufen geworfen – das würde ja auch niemand wirklich wollen. Stattdessen wurde ein klassisches Jackson-Design geschickt ins Jahr 2025 geholt und in das Konzept der All-Black-Gitarre eingegliedert. Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen.
Die Pure Metal Soloist überzeugt vor allem mit einem druckvollen Sound, der genau dem entspricht, was man von einer solchen Gitarre erwarten würde. Die schubkräftigen Bässe und die ausgesprochen durchsetzungsfähigen Mitten bieten genau die Durchschlagskraft, die von vielen Metal-Playern gewünscht wird – vor allem im Hinblick auf tiefere Tunings und entsprechend dicke Saiten.
Bedenkt man die hervorragende Verarbeitung, ist der Preis absolut angemessen, und es bleibt zu hoffen, dass Jackson die Pure-Metal-Reihe weiter ausbauen wird.

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2025)
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Alles richtig gemacht,bis aus die silberne hardware.
Diese silbernen Tuner und auch das Floyd Rose wirken für mich immer ein wenig billig von der Optik.Einfach nur schwarz bitte!!!!!!!!!!!