Der Wilde und der Milde

Test: J. Rockett Phil X Overdrive & Blue Note Select V2

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BLUE NOTE SELECT V2

(Bild: Dieter Stork)

Nachdem das Phil X Overdrive gezeigt hat, dass man bei J. Rockett etwas von Boosts versteht, steigt die Vorfreude auf das Blue Note Select V2 noch einmal deutlich an. Mit einer üppigen Palette an Bedienoptionen dürfte es hier noch detaillierter und feinfühliger zur Sache gehen.

Neben Volume und Gain stehen ein „Tone”-Regler für den Höhenanteil sowie ein „Fat”-Poti für den Anteil der tieferen Frequenzen zur Verfügung. Mittig zwischen den Drehreglern sitzt ein Mini-Switch namens „Hot”, der die Gain-Struktur zwischen Minimum und Maximum schaltet. Hier ist also einiges an Feintuning möglich.

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Die Macher empfehlen das Pedal etwa, um einen Marshall Plexi anzuschieben und dabei den Bassbereich kontrollieren zu können. Auch für Stile wie Jazz oder Blues soll das Blue Note Select eine optimale Wahl sein.

Im Test kam es vor einem cleanen Fender Pro Reverb zum Einsatz, der für angezerrte Sounds mit einem Caliber 45, ebenfalls aus dem Hause J. Rockett, gefüttert wurde. Alternativ sorgte ein unverzerrter Vox AC-10 für die entsprechende akustische Leinwand.

Mit beiden Amps muss man ein wenig herumprobieren, bis man den passenden Sound gefunden hat, zumindest ging es mir so. Je länger man sich jedoch mit dem Blue Note Select und seinen Möglichkeiten beschäftigt, desto mehr Freude kommt auf. Über die beiden EQ-Regler und den Mini-Switch lassen sich sehr detailliert Boost-/Drive-Anteile und -Schattierungen ausloten. Auch bei diesem Pedal gilt: Die Regelwege dürfen gerne großzügig genutzt werden.

In Kombi mit einer Tele gefiel mir der Blue Note Select etwa im Setting „Gain voll, Mini-Switch auf Hot, Tone und Fat auf 14 Uhr, Volume 13:30 Uhr” ausgesprochen gut. Hier ertönte ein kräftiger, bluesiger Crunch mit viel Leben und Wärme.

Mit einer ES-335 und ein paar Style-Council-Licks darf es dann gerne ein bisschen weniger Schub sein, aber auch hier konnte das Ergebnis überzeugen. Generell reicht die Zerrmenge des Pedals in dezente bis mittlere Drive-Regionen, für die von J. Rockett vorgeschlagenen Stile bietet sich das Blue Note Select in der Tat hervorragend an.

Ähnliches gilt in Kombi mit einem verzerrten Sound: Man muss ein bisschen herumprobieren, aber die Mühe lohnt sich, denn auch hier kann das Pedal den entscheidenden Unterscheid zwischen „ganz gut” und „Wow!” machen.

Zum Ende noch ein Wort zum größten Manko des blauen Treters: Im Live-Setting sind die Regler quasi nicht ablesbar. Zum einen lassen sich die Markierungen mit etwas Abstand generell kaum erkennen. Wenn dann noch die Betriebs-LED in gleißendem Blau erstrahlt, ist endgültig Schluss mit jedweder Sichtbarkeit.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

So unterschiedlich die beiden Pedale auch sind, überzeugen können sie beide. Das PXO beeindruckt mit einem sehr runden Drive-Ton, der durch den exzellenten Boost perfektioniert wird.

Das Blue Note Select V2 widmet sich sehr überzeugend den Themen Boost und Low-Gain-Drive und konnte im Test sämtliche Grundsounds veredeln. Abgesehen von der schlechten Ablesbarkeit des Blue Notes dämpfen nur die aufgerufenen Preise für das J. Rockett-Duo die Euphorie.

⊕ Plus

● Sounds
● Kombi-Optionen (PXO)
● Hardware

⊖ Minus

● Ablesbarkeit (Blue Note Select V2)
● Preise ziemlich exklusiv

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2025)

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