(T)APE Delay

Test: J. Rockett APE Preamp

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(Bild: Dieter Stork)

In Zeiten digitaler Effektpedale und der schier unglaublichen Leistungsfähigkeit dieser Geräte, mutet die Vorstellung einer Bandmaschine als zentraler Bestandteil eines Gitarren-Rigs nahezu antiquiert an.

Nichtsdestotrotz sind viele Overdrive-Sounds der 60er- und 70er-Jahre stark von den Vorverstärkern der damaligen Aufnahmegeräte geprägt, und nicht selten waren die beiden großen Bandrollen auch im Live-Setup der Gitarristen zu erspähen. J. Rockett nimmt sich dieses Themas nun an, geht dabei aber einen anderen Weg, als manch anderer Hersteller.

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PARALLEL VS. SERIELL

Das Konzept des APE (Analoge Preamp Experiment) fährt vom Prinzip her zweigleisig: Zum einen kann das Gerät ganz einfach seriell, wie eine Art Booster, vor ein anderes Pedal geschaltet werden, um den Klang nach Belieben zu färben. Zum anderen bietet der Loop des APE die Möglichkeit, beispielsweise ein Delay (oder natürlich jedes andere Effektpedal) einzuschleifen, um diesem mehr „Leben“ einzuhauchen.

Zur Konstruktion des Testgerätes sei gesagt, dass ich selten ein so robust aufgebautes Pedal in den Händen gehalten habe. Mit knapp 500 Gramm, erinnert das APE eher an ein Wah, als an ein vergleichbar großes Gerät. Der Platz im Inneren des Pedals wird bis auf den letzten Millimeter von einer sehr sauber bestückten Platine ausgefüllt – Platz für eine Batterie bleibt hier aufgrund der fünf Buchsen (Strom, In, Out, Send, Return), drei Regler (Mix, Repeats, Rec), und zwei Schalter (On/Off, Loop) nicht. Während die Anschlüsse für Inund Output zusammen mit der Strombuchse stirnseitig verbaut wurden, befindet sich der Einschleifweg rechts und links an der Gehäuseseite. Die Klinkenbuchsen packen allesamt kräftig und vertrauenserweckend zu, während die Potis ein ausgesprochen sahniges Drehgefühl aufweisen.

Für den Praxistest verwende ich das APE zunächst als reinen Booster vor einem anderen Overdrive-Pedal. Aktiviert man das Pedal ohne den separat schaltbaren Einschleifweg, wird der Klang dezent gefärbt, was sich vor allem durch eine schöne Kompression in den Mitten bemerkbar macht. Richtig interessant wird es, wenn man zusätzlich den Loop hinzuschaltet. Während das Mix-Poti für die Lautstärke zuständig ist (und seinen Höhepunkt auf ca. 14 Uhr hat, danach aber wieder leiser wird), bestimmt der Rec-Regler die Intensität der Verzerrung, wobei auch ein erheblicher Einfluss auf das obere Mittenspektrum genommen wird. Der Repeats-Regler wird zu einer Art Treble-Boost, der dem Sound eine gewaltige Portion Biss in den Höhen spendiert. Hier ist jedoch Vorsicht geboten – ab ca. 15 Uhr am Regler, beginnt das APE zu oszillieren und gibt ein lautes, schrilles Pfeifen von sich.

Beeindruckend ist, welch breites Klangspektrum sich mit dieser Anwendung des Pedals abdecken lässt. Von ganz dezenten Clean-Boost-Sounds bis hin zur richtig fies-bissigen Distortion-Verzerrung der späten 70er-Jahre, deckt das APE eine beachtliche Bandbreite ab. In Zusammenarbeit mit einem anderen Delay-Pedal ändert sich die Arbeitsweise des Testgeräts ein wenig. Wenn man ein anderes Echogerät einschleift, ist zu beachten, dass bei diesem der Feedback-Regler ganz zu und das Mix-Poti voll aufgedreht werden muss (manche Delay-Pedale bieten zudem die Möglichkeit, das trockene Signal vollständig zu muten). Nur so kann der APE-Preamp korrekt mit dem anderen Gerät interagieren.

Während „Mix“ weiterhin bestimmt, wie viel Ausgangspegel herausgegeben wird, übernimmt „Repeats“ die Dauer der Wiederholungen des eingeschleiften Delays. „Rec“ bleibt weiterhin für die Verzerrung des Signals zuständig. Der Effekt ist beeindruckend: Aus einem recht brav und sauber klingenden Delay-Pedal wird im Einschleifweg des APE ein bisweilen dreckig und wirklich lebendig klingendes Gerät, dessen Wiederholungen – je nach Position des Rec-Potis – um ein vielfaches verzerrter und „verbrauchter“ klingen, als es ohne das APE der Fall wäre.

Gerade Delay-Settings mit einer etwas kürzeren bis sehr kurzen Wiederholungszeit, klingen mit dem Testpedal sehr räumlich und plastisch. Auch ist es nicht so, als würde lediglich das Wet-Signal (also die Wiederholungen) beeinflusst – der APE-Preamp greift in das gesamte Klangbild ein und verleiht auch dem Dry-Signal einen etwas fetteren und gleichzeitig bissigeren Ton.

RESÜMEE

Braucht man nun unbedingt ein J. Rockett APE, um einen authentischen Retro-Bandmaschinen-Delay-Sound zu bekommen? Nun, letztendlich bleibt dies eine Frage des Geschmacks und auch diverse andere Hersteller haben sich dieses Ziel groß auf die Fahne geschrieben. Wenn es allerdings primär darum geht, einen bestehenden Delay-Sound zu verfeinern und nach eigenem Geschmack zu „würzen“, ist das APE ein toller Ansatz. Vor allem der Rec-Regler hat einen erheblichen Einfluss auf den Klang der Wiederholungen und bietet die Möglichkeit, dem Signal eine unheimliche Portion Dreck hinzuzufügen. Bedenkt man die sehr hochwertige Verarbeitung und die Herstellung in den USA, geht der Preis also vollkommen in Ordnung.

PLUS

  • Konzept
  • massiver Aufbau
  • Klangmöglichkeiten
  • Einschleifweg

MINUS

  • Manual nur online

Preis (UVP): ca. € 219

www.rockettpedals.com

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2021)

Produkt: Gitarre & Bass 2/2024
Gitarre & Bass 2/2024
IM TEST: Charvel Pro-Mod So-Cal HSS +++ Engl E670FE Special Edition +++ Ortega Guitars Tour Player +++ Ampeg Venture V3, VB112 und VB115 +++ Ibanez Iceman IC420FM +++ Walrus Audio Fable +++ Meta Guitars Veil Bass +++ Fender CS Early 55 Strat Trem & Hardtail +++ Lakland Skyline Decade

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