Grünes Wunder
Test: Ibanez SDGB1-DMT
von Joris Henke, Artikel aus dem Archiv
SOUND
An der Halsposition präsentiert sich der Bass erwartungsgemäß voll im Tiefbass, mit holzigen Mitten und leicht glasigem Hochton. Als zusätzliche Klangoption bietet der Bass einen Passivmodus, in dem der Höhenregler auch als passive Tonblende fungiert. Ist diese ein gutes Stück zugedreht, bietet der Neck-Pickup einen wunderbar runden, warmen, holzigen Sound.
Anders sieht es beim Steg-Pickup aus. Dieser liefert rohe, fast aggressive, nasale Mitten und sorgt so für gehörig viel Durchsetzungsvermögen. Damit der Ton nicht zu dünn wird, empfiehlt sich hier das Reindrehen der Bässe an der aktiven Klangregelung. So entsteht ein tragendes und gleichermaßen präsentes Klangbild. Wer sich ein wenig mit Steves Diskografie beschäftigt hat, wird feststellen, dass seine klangliche Palette von nasalem Knorzen bis zu metallischem Geklacker reicht. Und ja, auch Letzteres ist mit dem SDGB1 möglich.
(Bild: Dieter Stork)
Weiter oben erwähnte ich die Abwesenheit von Bundgeklacker, doch das Schlagen der Roundwound-Saiten auf das harte Griffbrett erzeugt bei starkem Anschlag mit der rechten Hand ein nicht minder prägnantes Klackern. Um dies bei Bedarf noch weiter herausarbeiten zu können, hat sich Steve beim SDGB1 für einen Onboard-EQ mit semiparametrischen Mitten entschieden. Anders als bei vielen anderen BTB-Modellen kann die Einsatzfrequenz des Mittenpotis also nicht nur zwischen drei Optionen geschaltet, sondern stattdessen stufenlos durchgestimmt werden. Die perfekte Abstimmung auf den Bandkontext ist somit ein Kinderspiel.
Nimmt man sich noch einen Darkglass B7K oder etwas Vergleichbares zur Hilfe, vergisst man auch ganz schnell, dass dieser Bass gar keine Bünde hat. Aggressives, metallisches Klacken und Knallen gehört somit ebenso zum Repertoire des Basses wie prägnantes Näseln und Singen.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Im Kern ist der SDGB1 ein BTB mit einigen sinnvollen Detailänderungen. Dank potenter Tonabnehmer und äußerst flexibler Klangregelung findet der Bass nicht nur im extremen Metal seinen Platz, obwohl er natürlich auch dafür konzipiert wurde. Auch weiche und runde Klänge erweitern seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Ein gutes Handling und die meines Erachtens beste Farbwahl für einen Bass machen den SDGB1 in meinen Augen zu einem gelungenen Instrument.
PLUS
● Ergonomie
● vielseitige Elektronik
● sinnvoller Passivmodus
● prägnanter Sound
(erschienen in Gitarre & Bass 07/2024)
Das könnte dich auch interessieren