Klein! Fein! Dein?

Test: Hagstrom Seafarer II

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(Bild: Dieter Stork)

Seafarer – das klingt zünftig, schwedisch, wikingermäßig! Die optische Anmutung ist aber zunächst mal eine ganz andere … Eine elegante Salon-Gitarre, wie sie vor rund hundert Jahren bevorzugt wurde, stellt sich hier zum Test vor. Hergestellt nach neuesten Fabrikationsstandards und mit aktuellen Features, versteht sich.

SCHWEDISCHER TOUCH

Dieses schöne Parlor-Steelstring-Modell ist stark in der Tradition verankert, der Hersteller schafft es aber, durch wenige spezielle Trademark-Features unverkennbar eine Hagstrom abzuliefern. Stark. Der hochglanzversiegelte Korpus besteht aus der massiven Decke aus Sitka-Fichte, kombiniert mit Zargen und Boden aus Mahagoni. Bei Letzterem ist der Klarlack etwas in die Poren gesunken, was die optische Wirkung der Maserung verstärkt. Die Korpuskanten sind mit weißem Binding eingefasst und verstärkt, was wiederum die Decke mit ihrem Tobacco-Sunburst-Finish sehr schön in Szene setzt.

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(Bild: Dieter Stork)

Der Hals – das ist bei einer Parlor-Gitarre erwähnenswert – ist am 14. Bund angesetzt, was Solo-Ausflüge und Capo-Einsätze in höheren Bundlagen schon um einiges erleichtert (verglichen mit einem 12-Fret-Modell). Er ist aus Mahagoni, wurde matt versiegelt und trägt ein eingefasstes Griffbrett aus Resinator. Dieser von Hagstrom entwickelte und seit der Wiederbelebung der Firma verwendete Verbundwerkstoff hat die Dichte und Optik von Ebenholz, und das ohne Deadspots oder Verwindungen … und es schont die Ressourcen.

Die 20 Medium-Jumbo-Bünde sind sauber eingesetzt, poliert und an den Enden verrundet, kleine Dot Inlays geben Orientierung. Die Strecke von Stegeinlage bis Sattel (beides von Graph Tech) ergibt eine Mensur von 618 mm. Das führt uns dann auch schon zur angesetzten Kopfplatte, und die ist Hagstrom pur. Der Grundriss, der Schriftzug, die Stairstep-Stimmwirbel – das trägt klar die Handschrift des schwedischen Traditionsherstellers. Für die elektrische Komponente setzt man auf Bewährtes: Das Fishman-Isys+-System wird sicher auch in dieser Seafarer II zu überzeugen wissen.

(Bild: Dieter Stork)

FÜR ALLE FÄLLE

Der Hals der kleinen Hagstrom ist schlank, bietet aber durchaus erwachsene Spielbedingungen, das Griffbrett ist mit rund 43 mm am Sattel nicht zu schmal und nicht zu breit. Zusammen mit der tadellosen Werkseinstellung von Halskrümmung, Saitenlage und Intonation steht hier für alle erdenklichen Spielweisen die Tür weit offen. Der zierliche Korpus liegt dabei natürlich entspannt auf dem Schoß des sitzenden, und hängt ebenso relaxt am Gurt des stehenden Players – der clever positionierte vordere Gurtpin am Halsfuß sorgt für sicheren Halt.

Und klanglich? … ist die Seafarer eine Parlor-Steelstring reinsten Wassers. Klare, schlanke und dank der 14.-Bund-Bauweise tighte Bässe, ausgeprägte Mitten und angenehme Höhen von den Diskantsaiten ergeben ein stimmiges Klangbild. Der Fishman-Pickup übersetzt das Ganze routiniert ins Elektrische, die Klangregler und der Tuner erleichtern effizient den Live-Auftritt.

RESÜMEE

Ich halte Parlor-Gitarren mit Pickup generell für ausgezeichnete Allrounder – und die Hagstrom Seafarer II ist genau das. Kompakte Couch- und/oder Travel-Gitarre, praktisches Bühneninstrument mit bester Handlichkeit, schlankem Sound und geringer Feedback-Neigung, für Strumming und Fingerstyle gleichermaßen geeignet. Und sie sieht wirklich hübsch aus. Noch Wünsche?

Plus

  • klassisches Design mit Hagstrom-Faktor
  • Handling, Bespielbarkeit
  • typischer Parlor-Klang

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2020)

Produkt: Gitarre & Bass 3/2024
Gitarre & Bass 3/2024
IM TEST: Gibson Les Paul Modern Figured +++ Seymour Duncan Hyperswitch +++ Baboushka Guitars More Glitter, Baby +++ Fender Aerodyne Special +++ Soldano Astro-20 +++ Mooer GTRS S900 +++ Harley Benton BZ II NT Deluxe +++ Tech 21 Street Driver 48 Frank Bello Signature +++ Boss RE-202, SDE-3000EVH & DM-101

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