More is more!

Test: GR Bass Dual Pre

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GR Bass Dual Pre(Bild: Dieter Stork)

21 Regler, 19 Schalter, 11 Buchsen – das dürfte für ein Preamp-Pedal rekordverdächtig sein. Aber hilft viel auch viel? Am Ende dieses Tests wird kein Regler ungedreht, kein Schalter ungeschaltet, keine Buchse ohne Stecker geblieben sein – und wir werden die Antwort gefunden haben!

Wie schon Yngwie Malmsteen so schön sagte: „How can less be more? It‘s impossible! Only more is more!“ Das neue GR-Pedal müsste ihn begeistern.

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ZWEI KANÄLE UND … MEHR

Die Menge an Möglichkeiten ist dabei ganz logisch verteilt. An der rechten Gehäuseseite geht es mit den Eingangsbuchsen los. Wie die Optik und der Name Dual Pre schon vermuten lassen, gibt es zwei Kanäle, die auch getrennt gefahren werden können. Dafür gibt es eine Buchse für Kanal 1, eine für Kanal 2.

Dazu kommt ein Aux-Eingang in Miniklinke und die 9V-Netzbuchse. Ein Netzteil liegt nicht bei, es geht aber ein ganz normales in Boss-Norm. An der Stirnseite geht es weiter mit einem Effektweg mit Send und Return für Kanal 1, gefolgt von den beiden DI-Ausgängen. Ein komplett unbeeinflusstes Signal kann hier nicht abgegriffen werden, für solche Zwecke ist ein Pedal dieser Art ja aber auch nicht gedacht.

Brummschleifen können per Groundlift getrennt werden, beide Ausgänge können im Pegel über ihr eigenes Trimmpoti geregelt werden. Zu guter Letzt können die Ausgänge als Dual DI oder Mix DI betrieben werden, dazu später mehr. Spiegelbildlich zu den Eingängen liegen links die Ausgänge. Hier sind die Kanäle nicht getrennt, stattdessen liegt am Parallel Output immer das komplett unbearbeitete Bass-Signal an.

Der Kopfhörer findet seinen Platz an einer Miniklinke, dazu gibt es drei Trimmpotis, die ich ganz grandios finde. Nicht nur kann die Lautstärke separat eingestellt werden, es gibt auch eine Klangregelung mit Bässen und Höhen. So kann man sich den Kopfhörer an den Preamp anpassen, und nicht umgekehrt.

Schon die Aufteilung in eine schwarze und eine weiße Reihe verschafft Überblick und verdeutlicht die Zweikanaligkeit – jedenfalls fast. Ganz links sitzen die beiden Gain-Regler, die Master ganz rechts, wie man das erwartet. Den Gain-Reglern folgt je eine Vierband-Klangregelung. Die arbeitet in Bass, tiefen Mitten, hohen Mitten und Höhen, wobei beide Mittenregler in der Center-Frequenz umgeschaltet werden können. Dazu gibt es noch einen Deep-Bass-Boost und einen Bright-Höhen-Boost.

Exklusiv für den oberen Kanal gibt es den GR-typischen „Pure“-Schalter, der den EQ aus dem Signalweg nimmt. Nur für den unteren Kanal abrufbar ist der Overdrive. Der ist regelbar in Gain und Blend, wird also dem cleanen Signal zugemischt. Der Mode-Schiebeschalter wählt zwischen zwei Drive-Sounds, während der Druckschalter für den Highpass die Bässe aus dem Zerrsound nimmt.

Darüber sitzt der Kompressor, der aber nicht, wie man meinen könnte, dem „schwarzen“ Kanal zugeordnet ist, sondern auf beide wirkt. Einstellen kann man Threshold und Volume, um den komprimierten Sound in der Lautstärke angleichen zu können, ein Druckschalter wählt zwischen kurzem und langem Release, während der Schiebeschalter die Ratio in drei Stufen festlegt.

Um das alles schalten zu können, hat der Dual Pre vier Fußschalter. Die beiden linken haben eine Doppelfunktion: Der ganz links schaltet zwischen den beiden Kanälen hin und her, hält man ihn gedrückt, wird das Pedal stummgeschaltet und das Stimmgerät geht an. Der nächste kombiniert beide Kanäle, gehalten geht es in den Bypass. Drive und Comp schalten den jeweiligen Effekt an und aus, das wars schon. Liest sich einfach, ist es aber nicht unbedingt, dazu mehr im Praxisteil.

Das Pedal ist solide gebaut, die Potis drehen satt, rasten in Mittelstellung ein und sind ebenso mit dem Metallgehäuse verschraubt wie die großen Klinkenbuchsen und die XLR-Ausgänge. Die Miniklinkenbuchsen sitzen direkt – und fest – auf der Platine, nur die ebenfalls festsitzende Netzbuchse sitzt in Relation zum für sie vorgesehenen Ausschnitt etwas schief, was aber nur optisch stört. Die Trimmpotis für die DI-Outs sitzen bewusst so, dass man sie am besten mit einem kleinen Schraubendreher justiert, die anderen lassen sich mit spitzen Fingern drehen. Nicht allzu grobmotorisch sollte man auch die kleinen Druck- und Schiebeschalter angehen.

GR Bass Dual Pre(Bild: Dieter Stork)

PRAXIS

Die Umschaltung zwischen Kanal 1 und 2 funktioniert wie erwartet. Ein Tritt auf den Schalter CH1 + CH2 kombiniert beide. Soweit, so logisch. Ein weiterer Tritt auf den Kombinationsschalter bringt – nix. Ich bleibe im Kombi-Modus. Des Rätsels Lösung ist der andere Kanalschalter. Ein Tritt darauf schaltet wieder auf einen Kanal zurück. Welcher das ist, hängt davon ab, welcher vorher angewählt war. Habe ich also Kanal 2 im Betrieb und kombiniere dann Kanal 1 dazu, geht es mit einem Tritt auf CH1/CH2 auf Kanal 2 zurück. Wenn man es mal kapiert hat, ist es eigentlich ganz einfach, leider ist die Anleitung da etwas uninformativ.

Im Mute-Modus zu stimmen geht ganz okay, zwei LEDs links und rechts geben vor, wo die Stimmung hin muss, das Display in der Mitte zeigt den Notennamen. Die sind festgelegt auf H/E/A/D/G/C/F. Normalstimmung ist also kein Problem, auch ein Ganzton runter funktioniert, bei einem Halbton nach unten muss ein Ton gegriffen werden, den das Stimmgerät kennt. Leichte Probleme macht manchmal die H-Saite, die ab und an als zu tiefes C gelesen wird. Das geht besser …

SOUNDS

Und es wird besser. Noch nicht sofort, denn das Einpegeln passiert nach Gehör, Clip-LEDs gibt es für beide Kanäle nicht. Auch wenn die recht übersteuerungsfest sind, wäre das doch gut zu haben. Die Klangregelung aber ist über jeden Zweifel erhaben, arbeitet musikalisch und sensibel, und die umschaltbaren Arbeitspunkte für die Mitten sind gut gewählt. Tiefmittiger Growl, holziges Näseln, oder Anschlag- und Fingergeräusche, die den Basston sehr nah und intim machen, sind abrufbar.

Da die hohe Frequenz beim Lo Mid bei 800 Hz, die tiefe Frequenz bei Hi Mid bei 600 Hz liegt, sollte man diese Einstellung eher vermeiden, das überschneidet sich doch sehr. Die beiden per Knopfdruck abrufbaren Boosts für Deep und Bright sind eher dezenter Natur, machen aber für sich genommen einen schönen Slapton oder gleichen die Hörkurve schön aus, wenn man leiser spielt. In Kombination mit den Reglern für Bass und Höhen hat man viel Einfluss.

Der Verzerrer in Kanal 2 ist eher feinkörniger, grisseliger Art, der Minischalter wählt zwischen einer dichteren und einer luftigeren Variante. Blend stimmt präzise die Mischung ab, bei der mit dem HPF-Schalter der Bassanteil in der Zerre reduziert werden kann. Recht viele Möglichkeiten also, ein warmes Anzerren macht er aber nicht. Eher werden hier angekratzte Obertöne in den Vordergrund gestellt.

Einen weiten Bereich deckt der Kompressor ab. Von unauffällig, über wahrnehmbaren Squash, bis zu unendlichem Sustain ist alles machbar. Es lohnt sich hier, mit Threshold und Ratio zu experimentieren. Für den unauffälligen Einsatz ist es gut zu wissen, dass der schon erfolgt, bevor die LED auch nur flackert. Also Threshold aufdrehen, bis die LED bei harten Attacks anspricht, dann wieder ein Stück zurückdrehen, und den fetten Sound genießen.

Dass der Kompressor in beiden Kanälen werkelt, hat Vor- und Nachteile. Die Kombination aus Zerre und Kompressor macht wirklich Laune, auch vom Nebengeräuschverhalten her. Andererseits ist damit der beliebte Weg verbaut, den zerrenden Kanal mit einem komprimierenden Cleankanal parallel zu fahren. Abhilfe schafft da der Einschleifweg, über den im Kanal 1 ein externer Kompressor angeschlossen werden kann, als Workaround kann Gain in Kanal 2 auch sehr niedrig eingepegelt werden, was die Kompression reduziert, aber auch den möglichen Zerrgrad.

Grundsätzlich funktionieren die verschiedenen Kanal-Varianten sehr gut. Ganz unproblematisch ist die Anpassung der Lautstärke für die Umschaltung, aber auch die Kombination wird im Vergleich nur wenig lauter und ist direkt nutzbar. Was GR Bass im Gegensatz zum zweikanaligen Top diesmal gut gelöst hat: Über Kopfhörer werden, wie es sich gehört, alle Kanäle resp. die Kombination daraus wiedergegeben, und wenn die DIs auf Mix Mode geschaltet sind, kommt aus beiden das gleiche Signal, es wird also nicht der zweite Ausgang weggeschaltet. Wer auf den dualen Weg verzichten kann, hat hier somit einen zusätzlichen Abgriff zum Beispiel fürs In-Ear mit allen Soundeinstellungen, die auch an den Mischer gehen.

RESÜMEE

Hat GR Bass mit diesem Preamp die oft erwähnte eierlegende Wollmilchsau hinbekommen? Man könnte es fast meinen. Die cleanen Ergebnisse sind auf absolut höchstem Niveau, exakt eingreifend in der Klangregelung, sauber, musikalisch. Der Verzerrer ist Geschmackssache, mir persönlich fehlt da etwas die Wärme, das würde ich mir als zweiten Sound wünschen statt der sich nur wenig unterscheidenden Alternative.

Der Kompressor überzeugt mich mit seiner weiten Range an Möglichkeiten von dezent bis unüberhörbar. Bei ihm würde ich mir wünschen, dass man schalten könnte, ob er auf Kanal 1 oder beide Kanäle wirkt, um ihn maximal ausnutzen zu können. Ein Schwachpunkt ist für mich das Stimmgerät. Das sollte chromatisch sein und vor allem bei der tiefen H-Saite präziser abgestimmt werden. Trotzdem bleibt unterm Strich ein sehr guter Eindruck, den der Dual Preamp als Sound-Zentrale hinterlässt.

PLUS

● cleane Sounds
● zwei Kanäle
● Regelmöglichkeiten
● kombinierte Sounds
● Verarbeitung

MINUS

● Stimmgerät
● Anleitung könnte präziser sein

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2021)

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