Fast & Furious

Test: Genzler Crash Box 4

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(Bild: Dieter Stork)

Das erste von mir getestete Drive-Pedal aus dem Hause Genzler hinterließ einen bleibend guten Eindruck und die Assoziation, für Leute gemacht zu sein, die Zerrer sonst eher meiden. Wie wäre es stattdessen mit einem Zerr-Pedal für alle, die auf Drive im Bass-Sound stehen? Bitteschön: Während sich das „4 On The Floor“-Overdrive dem Low-Gain widmete, verspricht die Crash Box deftige Distortion-Reserven – kann aber auch ganz anders …

Auch die Crash Box 4 ist wieder eine Kooperation von Jeff Genzler, dem Mastermind hinter Genz Benz, und Andy Field, seinem Ex-Kollegen aus Genz-Benz-Tagen, der mittlerweile für Mesa Engineering arbeitet.

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4-GÄNGE-MENÜ

Im Vergleich zu anderen Pedalen ähnlicher Größe ist das Pedal dank seines Alugehäuses sehr leicht, ohne irgendetwas an Robustheit zu wünschen übrig zu lassen. Die Nüchternheit der Aufmachung passt gut zum gesamten Firmenportfolio, die Beschriftung der Regler und Schalter ist gut ablesbar. Alle Anschlüsse finden sich auf der Stirnseite: Mit Input, Output und dem Netzanschluss gibt es nichts Geheimnisvolles zu entdecken. Überaus praktisch ist, dass das Pedal dem Netzteil gegenüber ganz anspruchslos ist: Die Polung ist egal, irgendwas zwischen 9 und 18 Volt ist genehm. Für eine Batterie hat es dagegen keine Verwendung.

Mit dem Schiebeschalter ganz links wird die Gain-Struktur vorgewählt, High Drive bietet mehr Zerre, Low Drive weniger. Der exakte Zerrgrad wird mit dem Gain-Regler bestimmt, Drive Volume regelt die Ausgangslautstärke des übersteuerten Sounds, während Clean Volume das saubere, reine Basssignal zumischt. Wie schon im 4 On The Floor gibt es auch hier eine „Gangschaltung“, einen Vierfach-Drehschalter, der nicht nur die maximale Verzerrung mit jedem höheren Gang hochschraubt, sondern auch den Ton an sich dabei verändert.

Wie gehabt gibt es keine herkömmliche Klangregelung, dafür aber eine Filtersektion, die nur auf den Drive-Weg wirkt. Der High-PassFilter arbeitet zwischen 30 und 200 Hz, der Low-Pass-Filter zwischen 1 und 14 kHz. Gesondert an- oder ausschalten kann man die Filter nicht, ganz zu- bzw. ganz aufgedreht sind sie praktisch neutralisiert. Der Fußschalter aktiviert oder deaktiviert das Pedal, die Anzeige dafür ist wieder etwas ungewöhnlich mit zwei LEDs gelöst, die entweder Bypass oder Active signalisieren.

Ein Fußschalter mit zwei LEDs für Bypass (aus) und Active (an). Rechts die Vier-Gang-Schaltung (Bild: Dieter Stork)

MEHR DRECK

Genzler wirbt bei der Crash Box mit Assoziationen zu den groben Schaltungen alter Offroader und Trucks, die gerne mal in die Gänge knallen und fröhliches Kreischen von sich geben. Aber keine Bange, das Pedal selbst schaltet alles mit größter Ruhe. Um den Zerrcharakter erst mal pur kennenzulernen, sollte man Clean ganz zudrehen und die Filter auf neutral, also in Minimal- bzw. Maximalstellung. Drive Sensitivity darf auf High gestellt werden, der Gain-Regler hat große Reserven.

Nötig ist ein Runterschalten nur bei sehr hohem Output des Instruments, oder wenn man Klangunterschiede erforschen möchte, da sich Low Gain hochgeregelt doch anders verhält als High Gain runtergeregelt. Der erste Gang bietet wieder gestressten Röhren-Amp mit schönen Obertönen und leichter Kompression, wenn man ihn pusht. Klingt noch gar nicht so sehr nach Distortion und ist auch als „Always on“-Sound gut vorstellbar. Definitiv Distortion gibt es ab dem zweiten Gang, wo Gain und Kompression zulegen und die Obertöne kratziger werden. Die Gänge drei und vier setzen da noch weiter drauf und sind dann in den Bereichen, die man gemeinhin mit Pedalen beackert.

Die Bezeichnung „Classic Bass Distortion“ trifft den Klangcharakter dabei sehr gut, modernes dunkelglasiges Metal-Terrain erreicht das Pedal hingegen nicht. Bemerkenswert finde ich, wie lange der Ton angeschlossener Bässe noch klar erkennbar bleibt. Und das, noch ohne den Clean-Regler bemüht zu haben. Mit den beiden Filtern kann der Zerrsound exakt hingebogen werden. Der High Pass stellt den Bassgehalt vor der Zerrstufe ein, der Low Pass den Höhengehalt dahinter.

Ist ein in den oberen Frequenzen entschärfter Ton bestens und ohne Druckverlust einsetzbar, kann es im Bass dünn werden, je höher der High Pass angesetzt wird. Ist ja auch so gedacht, über das ungefilterte parallele Clean-Signal holt man das wieder rein, auch wenn ich fairerweise sagen muss, dass extreme Einstellungen am High Pass auch dann nicht mehr so fett klingen wie gemäßigtere.

Dennoch geht spätestens hier der Spaß dann endgültig los. Denn wie man sich vorstellen kann, bietet die Kombination der sehr flexiblen Distortion-Einheit mit dem stufenlos zuzumischenden cleanen Basston eine riesige Spielwiese. Die ist gar nicht auf High-Gain-Distortion festgelegt, sondern deckt auch den Low-Gain-Drive-Bereich mit Bravour ab.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Nach dem sehr gut klingenden und überaus flexibel einsetzbaren 4 On The Floor kann auch der ruppigere, ungestümere Bruder überzeugen. Sehr musikalisch abgestimmt und vor allem, aber nicht nur, in rockige Bandkontexte großartig einzubauen, kann die Crash Box knurrige Low-Gain-Amp-Sounds ebenso glaubwürdig produzieren wie fauchende, feinkörnige Distortion – als „Always on“-Lösung ebenso wie als markanter Effekt. Dazu die solide Bauweise und ein sehr gutes Nebengeräuschverhalten – da waren Profis am Werk! Klarer Anspieltipp.

PLUS

● Soundmöglichkeiten
● Auswahl Zerr-Sounds
● stabile Bauweise
● Nebengeräuschverhalten
● Filter

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2023)

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