Der wüste Grobi

Test: Framus The Blank T

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Framus The Blank T
(Bild: Dieter Stork)

Blank heißt übersetzt Rohling oder Leere und dieses Framus-Modell ist wahrlich rudimentär ausgelegt, weniger geht kaum. The Blank legt es auch nicht wirklich darauf an, Schönheitskönigin zu werden. Na und? Rock’n’Roll ist doch keine Erfindung der Bourgeoisie, nix für geschniegelte Pimpfe (hochbegabt selbstredend), denen Mama zum 15. Geburtstag mal eben ein Marshall Stack mit Custom Gitarre in das leer stehende Gesindehaus stellt. Rock’n’Roll kommt von unten, ist Schmutz, ist Dreck, ist roh und ungehobelt. Na bitte: da kommen wir der Sache doch schon näher.

Schön nostalgisches Geschwätz, was? Dabei ist der Tiger in die Jahre gekommen, knurrt heute selbst im Musikantenstadl von sauberen Buabn in Krachledernen handzahm domestiziert schmusig vor sich hin, verliert also langsam aber sicher seine Zähne. The Blank jedenfalls zeigt noch welche und „ein Narr, der sich blenden lässt von fad lockender Larve“ (unbekannter Riegelahornallergiker). Das in der Teambuilt Pro Series gelistete und von Devin Townsend mitentwickelte Modell gibt es neben Nirvana Black Transparent Satin auch noch in den Farben Natural Transparent Satin und Burgundy Red Transparent Satin. Eine Ausführung mit Humbuckern, The Blank H, ist im Übrigen auch noch zu haben.

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Wenig, dafür gut

Mit seiner spartanischen Auslegung sucht The Blank natürlich Anschluss an die Wurzeln des elektrischen Gitarrenbaus. An jene frühe Zeit also, als der schlichte Ahornhals und das naiv plane Korpusbrett eine nicht für möglich gehaltene glückliche Ehe eingingen, deren feste Schraubverbindung bis heute hält. Der Aufbau der Blank ist ebenso rudimentär im Ansatz, aber modern verfeinert im Detail.

Die Fakten: Das dreiteilig gefügte Korpusbrett der The Blank T aus Red Alder (Roterle) fällt, verglichen mit einem Fender Telecaster-Modell, vor allem im unteren Bereich durch das offen gestaltete Cutaway deutlich kleiner aus. Auch ist seine Tiefe mit 43 mm zu gut 46 mm etwas geringer. Gut abgerundete Korpuskanten vorn, eine Anlagebucht auf der Rückseite oben und der abgerundet ins Cutaway geführte Aufnahmebereich des Halses sind dagegen deutliche Updates in Richtung modernen Spielkomforts.

Der einteilige aufgeschraubte Ahornhals wurde mit einem Griffbrett aus attraktiv gemasertem Palisander komplettiert, in dem bestens verarbeitete 22 Jumbo-Bünde (IFT – Invisible Fretwork Technology, Plek Fretwork) kantenglatt in gefräste Bundschlitze platziert wurden. Kleine Dot Inlays und fluoreszierende Side Dots geben Navigationssicherheit am Griffbrett. Die leicht herausgeführte Kopfplatte mit Framus Black Fiber Verblendung ist mit Graph Tech Ratio Locking Tuners in für T-style Modelle ungewohnter 3+3-Anordnung ausgestattet, von deren Wickelzylindern die Saiten über einen reibungsarmen Graph Tech Black Tusq Sattel hinüber zur Framus T-style Bridge mit individuell einstellbaren Einzelreitern auf Stahlplatte und Thru-Body-Saitenhalterung geführt werden.

Framus The Blank T
Ungewohnt bei T-style-Modellen: 3+3-Mechanikenanordnung (Bild: Dieter Stork)

Die Elektrik umfasst Seymour Duncans Quarter Pound STR-3 Pickup mit verchromter Messingkappe in Halsposition und den auf die randlose Stegplatte geschraubten Quarter Pound STL-3 am Steg. Geschaltet werden die Singlecoil Pickups mit einem Dreiwegschalter; der Kontrolle von Volume und Tone dienen generell arbeitende Regler mit griffigen Knöpfen.

So schlicht das Instrument auch erscheinen mag, die eingesetzten Komponenten sind hochwertig und die Verarbeitung, die tadellose Halsabstimmung sei besonders hervorgehoben, müssen wir schlicht vorbildlich nennen. Geliefert wird das kleine Instrument mit Framus User Kit Bag im Starline RockBag.

Wolf im Schafspelz

Klar ist die handliche The Blank T eine ganz hervorragende Sofagitarre, aber diese schnelle Einschätzung greift natürlich viel zu kurz. Auch wer ihren Look zunächst nicht besonders einladend findet, den kriegt die Kleine sofort rum, sobald er sie nur einmal in die Hand nimmt. Apropos Greifen: in Sachen Halsbearbeitung, also Profilierung, Bundierung, Versiegelung etc. ist man bei Framus natürlich auf der sicheren Seite, sprich: das Greifgefühl mit perfekter Bundierung und tief eingestellter Saitenlage, wie auch die komfortable Öffnung für jede Spieltechnik bis in die höchsten Lagen erweist sich als ausgezeichnet.

Framus The Blank T
T-Style-Auslegung (Bild: Dieter Stork)

Auch Aspekte wie Schwingverhalten, Tondauer und Anschlagsrespons können sich sehen lassen. Da sind wir auf das elektrische Potential dieser mit solch guten akustischen Eigenschaften auftretenden Asketin gespannt:

Die verbauten Pickups von Seymour Duncan deuten es schon an, hier will jemand eine impulsive Ansage machen. Wir haben es nämlich mit ausgesprochenen High Output Singlecoils für T-style Modelle zu tun (Alnico-V-Magnete, hohe Widerstände).

Der Quarter Pound STR-3 in der Halsposition (11,8 kOhm) erscheint mit seinem verchromten Messingcover konventionell, was wir aber sofort als gute Tarnung entlarven können. Er übersetzt zunächst dennoch kompakte, harmonisch gut ausgeleuchtete Akkorde mit bester Saitenseparation und offenem Ausdruck bei klar eingestelltem Verstärker. Im Overdrive kommt er dann aber mit beachtlich kraftvollen Umsetzungen zum Zuge. Unter Dampf genommen sind somit saftige und konturstarke Powerchords oder auch lang aufblühende Linien von beachtlicher Substanz zu haben. Die Basstonentfaltung erscheint dabei gut eingegrenzt, die Tiefmitten treten stärker hervor, was aber in Summe für klare Kante und sauber umrissene Darstellung sorgt.

Der SD Quarter Pound Lead Pickup STL-3 (Gleichstromwiderstand 16,4 kOhm), man sieht’s schon an den dicken Polepieces, tritt mit mächtiger Ausgangsleistung an. Will es dieser Viertelpfünder gar mit der Power von Humbuckern oder P-90s aufnehmen? Mit seinem saftigen Output er setzt natürlich runde, kraftvoll drückende Mitten in Szene, aber auch überraschend klar und zugleich bissig frech definierte Höhen bleiben uns erhalten. Damit ist in der Abteilung Clean erstaunlich gut zu arbeiten.

Framus The Blank T
Abgerundeter Hals/Korpusübergang (Bild: Dieter Stork)

Nicht so überraschend ist der nette Mitten-Quack bei kraftvollem Anschlag, aber auch das hat was. Unter Zerrbedingungen wird er dem Begriff Lead Pickup dann wirklich gerecht. Sauber definiert in der Ansprache ist der Ton sofort da, drückt aus der Mitte heraus und bei gehaltenen Noten kommt ein Achtung gebietendes Sustain zum Tragen, das auch über das gesamte Griffbrett hinweg gleichmäßig zu erzielen ist. Leicht lassen sich harmonische Obertöne erzeugen und die Kraft der Umsetzung greift dem Spieler anspornend unter die Arme – Klasse!

Dazu lassen sich die aggressiven Spitzen mit dem Tone-Regler sanft abgleichen, womit sich in gewissem Sinne auch der Zerrgrad kontrollieren lässt. Das alles ist natürlich grundsätzlich eine Empfehlung für übersteuerte Sounds, die man mit Classic Rock, Heavy Rock, Blues Rock, aber durchaus auch mit modernen Formen des Jazzrock/Fusion assoziieren kann.

Apropos Fusion: Auch die Kombi der Pickups klingt gut! Es klingelt etwas mehr, hat deutlich mehr hollowness im Sound. Das kommt gut in jeder Hinsicht, besonders vielleicht sogar in Low-Gain-Positionen. Das ist also noch mal ein gut klingender Bonus im Klangspektrum oben drauf.

Framus The Blank T
(Bild: Dieter Stork)

Resümee

Die Framus The Blank T ist keineswegs nur ein unscheinbares kleines Instrument, das sich zum gepflegten Noodeling willig aufs Knie nehmen lässt, denn kaum hat man diesem verkappten Biest das Kabel eingesteckt, bäumt es sich auch schon auf und zerrt an der Kette. Seymour Duncans Quarter-Pound-Pickups vermitteln angesichts ihrer hohen Output-Werte zwar erstaunlich gute Clean Sounds, stellen aber vor allem in Zerrpositionen aggressive Lead Sounds mit Twang, Biss und Durchsetzungskraft zur Verfügung. Eine unerwartet saftige Klangoffensive, mit der in den verschiedenen Schaltpositionen gute Farboptionen substanziell zu erzielen sind und die uns ein anerkennendes Oha (!) entlockt.

Dazu lässt sich The Blank T locker spielen und erweist sich auch noch als bemerkenswert wendig und anpassungsfähig, lässt sich die kleine Gitarre doch über ihre überschaubare wie effektive Regelmimik flexibel auf verschiedene Ansprüche ausrichten. Wer Understatement und innere Werte schätzt, der sollte unbedingt mal Hand anlegen an diesen schlichten Froschkönig!

Framus The Blank T

Framus The Blank T

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(erschienen in Gitarre & Bass 08/2018)

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
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