Aus dem neuen Heft

Test: Framus Teambuilt Artist Series Devin Townsend Stormbender

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(Bild: Dieter Stork)

Bereits seit geraumer Zeit ist der musikalisch multitalentierte Kanadier Devin Townsend als Endorser für den deutschen Traditionshersteller Framus unterwegs, der immer wieder mit beeindruckend frischen Gitarren-Designs auf sich aufmerksam macht. Da Devin Townsends Signature-Modell Stormbender bislang ausschließlich als Masterbuilt-Version erhältlich war, dürften sich dessen Fans über eine Variante aus der Teambuilt-Reihe freuen, die nicht mal die Hälfte kostet.

TECHNISCH IDENTISCH

Der Preis des Teambuilt-Modells ist insofern erstaunlich, als die Masterbuilt sich lediglich durch ein Carbon Fiber Inlay in Deckenmitte, einen Flamed-Maple-Hals, ein paar Upgrades, das Olive Green Satin Finish und ein handgefertigtes Leder-Gigbag unterscheidet. Ansonsten ist die technische Ausstattung identisch.

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Evertune Bridge (Bild: Dieter Stork)

Highlights der Stormbender sind die Evertune Bridge und die Fishman-Fluence-Transcendence-Devin-Townsend-Signature-Humbucker. Während die flache Rückseite des Mahagoni-Bodies großzügig gerundete Kanten und einen nicht minder spendabel geshapten und ergonomisch optimal platzierten Rippenspoiler besitzt, wurde die Decke quer zur Achse gleichmäßig gewölbt und an einigen Stellen – u.a. Armauflage und Cutaways – stark facettiert. Die Mechanikkammer des Evertune-Stegs verzichtet auf eine Abdeckung, das ungeschirmte E-Fach, in welchem auch die 9-Volt-Batterie der Aktiv-Pickups haust, verschließt der bewährte Framus-Easy-Access-Deckel. Offenbar wurde der Kippschalter für die Tonabnehmer im oberen Cutway-Horn vor dem Aufleimen der Decke installiert, da dessen Kabel durch die Hals-PU-Fräsung geführt wird und kein separates Fach zu sehen ist. Sehr elegante Lösung. Was aber wenn der Schalter ausgetauscht werden müsste? Als Gurtknöpfe kommen Warwick Security Locks zum Einsatz.

Klinkenbuchse (Bild: Dieter Stork)

Etwa 5 cm unterhalb des mittig in die untere Korpusrundung montierten Pins findet man die tief in die Zarge eingelassene Rohrbuchse, die selbst den dicksten Klinkensteckern Platz bietet. Kürzere Stecker müssen allerdings am Kabel herausgezogen werden. Dem verleimten Ahornhals hat Framus einen fließenden Übergang spendiert und gestattet damit barrierefreies Bespielen aller Lagen.

(Bild: Dieter Stork)

Das wunderbar glatte, binding-freie Griffbrett aus Tigerstripe-Ebenholz trägt 22 makellos bearbeitete Jumbobünde mit komfortabel verrundeten und polierten Kanten. Dank Invisible Fret System sind die Bundstäbe an den Griffbrettflanken nicht zu sehen, statt derer jedoch die fluoreszierenden Sidedots, die als einzige Navigationshilfe im Dunkeln leuchten. Grobe Orientierung bietet indes ein kreisförmiges Inlay mit Zentrum im 12. Bund. Optimal aus- und abgerichtet führt der selbstschmierende Black-Tusq-Sattel die Saiten zu den GraphTech-Locking-Ratio-Tunern, deren unterschiedliche Übersetzungen die Zahl der erforderlichen Umdrehungen der Wirbel angleichen.

GraphTech Locking Ratio Tuner (Bild: Dieter Stork)

Das obligatorische Framus-Metallplättchen deckt den Zugang zum Zweiweg-Stahlstab ab. Während die Evertune Bridge auf der Decke beinahe dezent anmu­tet, verbirgt sich die aufwendige Mechanik im dahinterliegenden Fach. Von hier werden auch die Saiten eingefädelt.

Evertune-Mechanik (Bild: Dieter Stork)

Kaum waren die Fishman Fluence Humbucker auf dem Markt, bekam Devin Townsend auch schon ein modifiziertes Signature-Pärchen, welches auch unsere Protagonistin ziert. Während der Hals-Pickup mit Stabmagnet und Polschrauben bestückt ist, kommt der Steg-Humbucker quasi als Hybrid sowohl mit Stabmagnet und Polschrauben als auch mit Klingenmagnet. Kontrol­liert wird per Master-Volume, Master-Tone (mit Pull/Push-Coilsplit-Funktion) und Dreiwegschalter.

OUT OF BAG – IN TUNE

Frisch aus dem Starline RockBag geschält, überrascht die Framus Stormbender nicht nur mit perfekter Stimmung, sondern auch mit respektablem Gewicht. 4,42 kg sind eine echte Ansage. Zwar ver­langt die Evertune Bridge eine bestimmte Mindestkorpusdicke, die 53 mm der Testgitarre hätte man aber noch locker um 5-7 mm erleichtern können. Ergonomisch und balance-technisch zeigt sich die Stormbender von ihrer Schokoladenseite, das lang gezogene obere Cutaway-Horn bewirkt jedoch, dass der Korpus am Gurt nach rechts driftet und beim Bespielen der obersten Lagen der eigene Körper im Weg ist. Muss man entweder mögen oder sich daran gewöhnen. Das ovale Halsprofil liegt satt aber komfortabel in der Hand und bietet trotz des High Gloss Finish angenehmen Grip. Die vorzüglich verrundeten unauffälligen Kanten der Jumbo­bünde gestatten schnelle Lagenwechsel.

Dank ihrer gerändelten Metallknöpfe lassen sich die butterweich rotierenden MEC-Potis präzise mit nur einem Finger bedienen, auch wenn sie, wie auch der Schalter, relativ weit außerhalb des Aktionsradius positioniert wurden.

Mit kraftvollem Ton und breitem, ausgewogenem Klangspektrum langt die Teambuilt-Version der Devin Townsend Stormbender schon rein akustisch ordentlich zu. Trotz massiger Mahagonibasis und dicker Ahorndecke klingt sie überraschend spritzig und luftig und glänzt sogar mit einer ordentlichen Portion Brillanz und reichem Obertongehalt. Straffe gehaltvolle Bässe runden das Klangbild nach unten ab, und in den Mitten herrschen Klarheit und Prägnanz. Die Gitarre entwickelt enorme Schwingfreude, die sich in direkter, artikulierter Ansprache, vitaler Tonentfaltung und standfestem, kontinuierlich abklingendem Sustain äußert, zu dem offenbar auch die Evertune Bridge einen gehörigen Teil beiträgt.

Schon am cleanen Amp wird deutlich, wie klar, ausgewogen, trans­parent und spritzig die aktiven Fishman Fluence DT2 Humbucker klingen und sich durch straffe definierte Bässe, prägnante Mitten, klare Höhen und Obertöne wie auch exzellente Dynamik auszeich­nen. Trotz seiner hohen Ausgangsleistung zeigt der Hals-Pickup im Clean-Mode mit geschmackvoll abgestimmten Bässen, samtiger Wärme und seidigen Höhen einen gewissen Vintage Touch, wäh­rend der noch leistungsstärkere Steg-Pickup drahtiger, knackiger und brillanter daherkommt. Eine völlig andere Seite zeigen die Beiden im High-Gain-Modus, wo sie sich mit aggressivem, fettem aber definiertem Punch durchs Bandgefüge pflügen. Der Steg-Hybrid liefert noch mehr Attack, Biss und Sustain ohne großartig an Dynamik einzubüßen.

Bei gezogenem Tone-Poti (Coilsplits) bleiben die Halsspule des Hals-Pickups bzw. die Stegspule des Steg-HBs aktiv (also jeweils die mit den Polschrauben). Verbunden mit deutlich geringerem Output-Level aber auch leichtem Brummen – außer im Simultan- betrieb beider Einzelspulen – betritt die Townsend-Signature unverkennbar Tele-Terrain. Output-mäßig kommt da nicht viel mehr als beispielsweise bei einer Vintage-Tele, was ein Direktvergleich unterstreicht.

Klanglich ist die Townsend verblüffend nahe am Original, wenn insgesamt auch etwas fülliger und einen Hauch spritziger und transparenter. Prägnanter Twang von der Steg-, samtweich bluesiger Bauch von der Halsspule, glockenklar perlen- de Arpeggien vom Spulenpaar, alles ebenso geschmack- wie charaktervoll. Die deutlichen Pegelunterschiede von Voll- und Splitbetrieb der Fishmänner sind gewollt, da Devin Townsend gerne spontan und schnell von High-Gain-Metal zu luftigen Cleansounds oder umgekehrt wechselt. Die Einzelspulen bieten aber auch am zerrenden Amp eine verdammt gute Performance, wobei die Pegelunterschiede von Humbucker und Coilsplit mit steigendem Gain schwinden.


EVERTUNE BRIDGE

Im Prinzip arbeitet die Evertune Bridge wie ein schwebend (floating) eingestelltes Fender-Style-Vibrato, wenn auch ohne Vibratofunktion. Unterschied: Hier werden die sechs einzelnen Saitenreiter von jeweils einer langen Zugfeder in Position gehalten, hier als Sweet-Spot bezeichnet. Fingervibratos, Bendings, übermäßig starken Druck auf die Saiten zwischen den Bünden oder gar harten Saitenanschlag interpretiert das System als Verstimmungen, die durch die Federn präzise ausgeglichen werden. Soll heißen, man kann die Saiten verziehen wie mal will, sie behalten stets konstante Stimmung, natürlich auch bei extremen Witterungsbedingungen und Temperaturschwankungen.

Optimal also für Gitarristen, die auf die erwähnten Spieltechniken verzichten. Doch wer möchte das schon?! Für diesen (wahrscheinlicheren) Fall bietet das Evertune die Bend-Stop-Justierung, die Fingervibratos und -Bendings gestattet, alle anderen Unwägbarkeiten jedoch eliminiert – quasi eine Mischung aus Fixed Bridge und Floating Vibrato. Selbstverständlich lässt sich die Funktion der Bridge auch komplett außer Betrieb nehmen.

Dazu bietet das System die Back-Stop-Einstellung, bei der jeder einzelne Saitenreiter einen fixen Anschlagspunkt erhält. Für Spezialisten sind natürlich auch kombinierte Setups möglich, da sich die Reiter ja individuell justieren lassen. Während die Kopfplatten-Tuner nach einem Saitenwechsel die Grobstimmung bzw. den Sweet-Spot oder Bend-Stop einstellen, werden Fine Tuning, Oktave und Höhe einer jeden Saite per Inbusschlüssel an der Evertune Bridge justiert.

Wie der Name vermuten lässt, garantiert die Evertune unabhängig von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Transportbelastung stets (!) korrekte Stimmung. Zum Beweis empfehle ich, alle Mechaniken zu verdrehen. Wirklich beeindruckend! Auch müssen frisch aufgezogene Saiten nicht mehr vorgedehnt werden, da die Evertune sie während des Spielens ständig nachjustiert. Auf www.evertune.com hält der Hersteller diverse informative Videos zu Funktionsweise, Installation und Einstellungen bereit.


Während der Tone-Regler eher nuanciert aber gleichmäßig ans Werk geht, lässt das über den gesamten Regelbereich völlig kontinuierlich agierende Volume-Poti meine Mundwinkel nach oben wandern. Nicht nur wegen der präzisen Reaktion, sondern auch weil beim Herunterregeln nur geringe Höhenverluste zu verzeichnen sind.

RESÜMEE

Während das edle Masterbuilt-Modell der Framus Devin Townsend Stormbender eher betuchte Hardcore-Fans ansprechen dürfte, werden sich tourende Gitarristen der Teambuilt zuwenden. Vor allem weil diese bei nahezu identischer aber kaum schlichterer Ausstattung nicht mal die Hälfte kostet. Die Teambuilt Stormbender präsentiert sich als professionelles, robustes und zuverlässiges Arbeitstier mit umfangreichem Klangangebot und dank Evertune Bridge konstanter Stimmstabilität. Die überaus schwingfreudige Konstruktion bietet beste Dynamik- und Sustain-Eigenschaften.

Ihr Hals lässt sich nicht zuletzt wegen der vorbildlich bearbeiteten Jumbobünde bestens bis in die höchsten Lagen bespielen. Der Tragekomfort wird durch das relativ hohe Gewicht nur wenig geschmälert, auch wenn die Gitarre design-bedingt am Gurt stets ein wenig nach rechts driftet. Finish und Verarbeitung bewegen sich jenseits von Gut und Böse. Bleibt mir nur noch den Framus-Entwicklern mal ein großes Lob für ihre erfrischenden Designs auszusprechen.

PLUS

  • Schwingeigenschaften & Dynamik
  • Sounds
  • klanglich flexibel
  • Fishman Fluence DT Signature Humbucker
  • Evertune Bridge
  • Qualität Hölzer & Hardware
  • Optik
  • Spielbarkeit
  • Verarbeitung

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2020)

Produkt: Fender Stratocaster
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