Luxus Facelifting Deluxe

Test: Framus Custom Shop Masterbuilt Diablo II Supreme

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Framus Diablo II Supreme(Bild: Dieter Stork)

Seit Framus vor gut drei Jahren die Idolmaker an den Start brachte, hat man deren geschwungene Auflockerung der Decke, die an das Yin-und-Yang-Symbol erinnert, auch auf andere Gitarrenmodelle übertragen.

Mit welcher Güte- und damit natürlich auch Preisklasse unsere Protagonistin Diablo II daherkommt, lassen schon die Attribute Custom Shop, Masterbuilt und Supreme in der Modellbezeichnung erahnen. So sieht also „Nonplusultra“ bei Framus aus. Selbstverständlich beschränkt sich die Weiterentwicklung dieses Instruments nicht auf die interessant gestaltete 18 mm dicke 4A-Flamed-Maple-Decke, sondern umfasst die gesamte Ergonomie, die von Hand optimierten Bundkanten und etliche weitere pfiffige Detaillösungen.

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feine zutaten

Für den Body finden Mahagoni und Riegelahorn Verwendung und zwar im Verhältnis von etwa 50:50. Die dezente Wölbung und die stark facettierten Ränder der Mahagonibasis ergeben zusammen mit der ähnlich gestalteten und stufenförmig abgesetzten 3D-Decke nicht nur schmale Zargen, sondern wirken sich auch positiv auf die Ergonomie und das Gesamtgewicht der Diablo II aus. Während Korpusrücken und Hals bei Verzicht auf Porenfüller seidenmatt lackiert wurden, besitzt die Decke mit Ausnahme der umlaufenden Fake Bindings ein makelloses Blackburst-Hochglanz-Finish, das die Flammung des Ahorns perfekt in Szene setzt.

Die ebenfalls naturbelassenen aber überlackierten Abstufungen unterstützen die reizvolle 3D-Optik. Im Gegensatz zur sonst üblichen Easy-Access-Abdeckung des E-Fachs spendiert Framus seiner Masterbuilt Diablo II einen präzise Oberkante bündig eingepassten Deckel aus 2 mm Alublech und aufgeklebtem, perfekt auf die Korpusfarbe abgestimmtem 3 mm Mahagonifurnier. Dieser wird von fünf M2,5-Schrauben und eingelassenen Gewindehülsen gehalten.

Framus Diablo II Supreme
Federbolzen drücken den E-Fachdeckel nach oben heraus (Bild: Dieter Stork)

Um ihn nicht umständlich aus der strammen Fräsung heraushebeln zu müssen, hat man fünf Federbolzen in den E-Fachrand eingesetzt, die die Platte beim Lösen der Schrauben herausdrücken. Tolle Idee! Die Kammer selbst besitzt keine weitere Abschirmung, dafür aber geschmeidig und leicht rotierende MEC-Potis, einen Framus Fünfwegschalter und eine zuverlässig packende Klinkenbuchse, die von einem kleinen aber stabilen Zargenblech gehalten wird. Als Gurtpins dienen Framus-Security-Locks.

Mit ergonomisch gerundetem Übergang hat man den Mahagonihals mit dem Body verleimt. Der Verzicht auf High Gloss Finish gibt die hohe Präzision dieser Verbindung und die stramme Taschenfräsung zu erkennen. Respekt. Das feinporige polierte Griffbrett aus Tigerstripe-Ebenholz trägt 22 vorbildlich bearbeitete Jumbobünde, deren Kanten nach der PLEK-Abrichtung zusätzlich von Hand verrundet und poliert wurden.

Framus Diablo II Supreme
Handbearbeitete Bundkanten (Bild: Dieter Stork)

Das möchte ich mal festhalten: Hier treffe ich auf die beste Bundbearbeitung, die mir bislang unter die Finger gekommen ist. Zudem hat man die Bünde nach hauseigenem IFT-Verfahren (Invisible Fretwork Technology) eingesetzt, sodass die Stege seitlich nicht sichtbar sind und selbst bei Holzschrumpfung niemals heraustreten können. Kleine ovale Abalone-Inlays, vor allem aber im Dunkeln leuchtende Sidedots erleichtern die Orientierung. Über den optimal aus- und abgerichteten Black-Tusq-Sattel und die Abdeckung des Zweiweg-Trussrods erreichen die Saiten geschmeidig und präzise arbeitende Graph Tech Ratio Locking Tuner mit unterschiedlichen Übersetzungen.

Framus Diablo II Supreme
Fluoreszierende Sidedots (Bild: Dieter Stork)

Am anderen Ende überqueren die Saiten nach 648 mm eine arretierbare TonePros TOM-Bridge um dahinter in der Decke zu verschwinden und auf der Rückseite von sauber eingelassenen Hülsen gekontert zu werden.

Die elektrische Ausstattung bilden zwei Humbucker, die von Seymour Duncan auch als Nazgûl & Sentient Set angeboten werden. Verwaltet werden sie per Fünfwegschalter, Master-Volume- und Master-Tone-Regler. Folgende Spulenkonstellationen stehen zur Verfügung:

Position 1: Hals-Humbucker
Position 2: Halsspule Hals-Pickup
Position 3: Hals- + Steg-Humbucker
Position 4: Halsspule Steg-Pickup
Position 5: Steg-Humbucker

spielzeit

Das Korpus-Design bietet höchst angenehmen Körperkontakt, eine perfekt ausgerichtete Armauflage, einen ergonomisch gestalteten Halsübergang und nicht zuletzt optimale Gewichtsverteilung. Komfortabel fügt sich das Halsprofil in meine Hand, und die trotz Jumbo-Format kaum spürbaren Bundkanten lassen bei schnellen Lagenwechseln echte Freude aufkommen – dank großzügig geschnittenem Cutaway auch bis in die höchsten Griffbrettregionen. Das rückenfreundliche Gewicht und die niedrige Saitenlage bilden hier quasi die Sahnehäubchen auf ein bis in die kleinsten Ecken exzellent und vorbildlich verarbeitetes Instrument.

Die Luxus-Diablo liefert ein kraftvolles, drahtiges, ausgewogenes akustisches Klangbild, das sogar mit enormer Lautstärke imponiert. Deutlich vernehmbar sorgt der hohe Ahornanteil des Korpus für Klarheit, Transparenz und Straffheit, übermittelt aber auch noch genügend warme Mahagoni-Mitten. Schwingintensität und Dynamik sind in der Tat atemberaubend, vom Sustain ganz zu schweigen. Ungern verwende ich die Plattitüde „Diese Gitarre spielt sich fast wie von selbst“. Aber wenn‘s doch zutrifft?!

Ran an den Amp. Bereits bei Cleansounds ist festzustellen, dass der Sentient Humbucker klanglich zwischen den Seymour Duncan Hals-Pickups ‘59 und Jazz einzuordnen ist. Er fährt somit eher die Vintage-Schiene, obgleich er beim amerikanischen Hersteller unter „High Output“ rangiert. Mit guter Balance, straffen Bässen, leicht defensiven Mitten, klaren Höhen, breitem Obertongehalt und hoher Transparenz stellt er selbst kompliziertere Akkordgebilde präzise dar, die aber auch bei High Gain noch definier- und erkennbar bleiben und sich durch gute Durchschlagskraft und Dynamik auszeichnen. Sogar bei Drop Tunings sind keine klanglichen Einbußen festzustellen.

Framus Diablo II Supreme
Gummi-beringte Reglerknöpfe (Bild: Dieter Stork)

Als ganz anderes Kaliber erweist sich der Nazgûl Steg-Humbucker, dessen Keramikmagnete und spezielle Wicklungen ihm eine hohe Ausgangsleistung bescheren. Mit eher zurückhaltend dosierten aber dennoch straffen Bässen, hohem Mitten- und Höhenanteil sowie satten Obertönen drängt er sich für Drop-Tunings und moderne Metalsounds förmlich auf und glänzt dabei mit einer gelungenen Mixtur aus Tonartikulation, Sättigung und aggressiv beißendem Attack ohne dabei die Dynamik aus den Augen zu verlieren.

Aber auch am cleanen Verstärker kann er punkten, wo er über sein gesamtes Frequenzspektrum sehr harmonisch und trotz seiner etwas gezügelten Bässe ausgewogen daherkommt. Seine Stärken beweist er jedoch im High-GainLead bei flüssigem, vom Sustain getragenem Solieren, beinhartem Riffing und druckvollem Powerchord-Spiel.

Die Kombi beider Humbucker bringt wundervoll perlende Akkorde und Arpeggios ans Ohr und kann sogar im Crunch-Betrieb überzeugen. Derweil schließen die jeweiligen Halsspulen der Coilsplits mit schlankeren, fenderesken Klängen etwaige Lücken im Sound-Angebot, bieten sich jedoch eher für rhythmisches Akkordspiel an.

Dank ihrer gummiberingten Knöpfe lassen sich die gleichmäßig, geschmeidig und leicht rotierenden Potis präzise handhaben.

Framus Diablo II Supreme
Graph Tech Ratio Tuner (Bild: Dieter Stork)

resümee

Mit der Masterbuilt Diablo II Supreme stellt der Framus Custom Shop seine Leistungsfähigkeit und Kreativität, sein Innovationspotenzial, Know-how und enormes Fertigungsniveau unter Beweis. Hier haben die Markneukirchener Masterbuilder mal so richtig aus dem Vollen geschöpft, sodass sich internationale wie auch nationale Mitbewerber ganz schön warm anziehen müssen.

Diese Diablo schwingt und klingt vom Feinsten, lässt sich unglaublich komfortabel spielen und empfiehlt sich dank ihres geringen Gewichts auch für Marathon-Gigs. Außerdem sieht sie wirklich umwerfend aus. Selbstverständlich muss eine derart perfekte Arbeit mit einem entsprechenden Preis belohnt werden, der hier jedoch im Gegensatz zu manch anderen Global Players mehr als gerechtfertigt ist. Bevor ich mich in Superlativen verliere, muss ich jetzt erst mal wieder runterkommen …

PLUS
• Sounds & Klangangebot
• Dynamik & Sustain
• Design & Detaillösungen
• Hardware
• Handhabung & Spielbarkeit
• geringes Gewicht
• Verarbeitung (!!!)

Framus Diablo II Supreme

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
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