Luke’s Binson-Sound

Test: Foxgear Gurus Echosex 3 10th Anniversary Steve Lukather Signature Pedal

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(Bild: Dieter Stork)

Foxgear ist eine Kooperation der italienischen Boutique-Effektpedal-Manufakturen Baroni Lab und Gurus. Die in Italien ansässige Gruppe und Steve Lukather haben sich für das zehnjährige Jubiläum des Gurus Echosex 3 zusammengefunden und eine spezielle Steve Lukather Edition auf den Markt gebracht.

Auf Lukes Pedalboard aus dem Jahre 2019 hier in Deutschland war noch der Vorgänger, das Echosex 2, zu bewundern und zu hören. Was ist jetzt das Besondere an der 10th Anniversary Edition des Echosex 3? Zum einen hat Lukes Tech Jon Gosnell die Settings von Lukes Board bereitgestellt, diese sind auf der Steve Lukather Edition in grün abzulesen und zum anderen werden Erlösanteile der in Los Angeles beheimateten Wohltätigkeitsorganisation „Ed Asner Family Center for Autism“ gespendet. Die Organisation unterstützt autistische Kinder und ihre Familien. Was vielleicht nicht jeder weiß, Lukes jüngster Sohn ist ebenfalls Autist.

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AUFBAU UND HAPTIK

Das vollständig analog aufgebaute Echosex 3 und damit auch die 10th Anniversary Edition zeichnen sich durch eine spezielle und überarbeitete Power-Sektion aus: Im Gerät läuft die integrierte 12AX7/ECC83 Röhre mit 262 Volt Spannung, was der gleichen Spannung des Vorbilds, dem Binson-Echorec, entspricht. Im Vergleich zu den Vorgängern aus dem Hause Gurus geht damit eine Dynamiksteigerung einher, sodass der Eingang sowohl mit Instrumentenpegel als auch Line-Pegel problemlos angefahren werden kann.

Das Zischen etwa, das bei längeren Delay-Einstellungen auftritt, soll mit diesem Update verschwunden sein, der „dunkle“ Charakter der Vintage „Tape“ oder „Magnetic-Drum“ Echo-Einheiten jedoch erhalten bleiben. Dabei ahmt das Echosex 3 einen einzelnen Kopf des Vorbildes nach, ergänzt um die Möglichkeit, diesen virtuell zu bewegen. Damit kann die Verzögerungszeit wie bei einem modernen Delay gleichzeitig jedoch mit dem angestrebten Vintage-Sound verändert werden. Das bedeutet aber auch: Freunde von glasklaren Digital-Delays etwa sind hier nicht Zielgruppe.

Das Echosex 3 10th Anniversary zielt auf klassischen, analogen Sound ab. Wie es dabei abschneidet, zeigt der folgende Test. Das Gehäuse und die äußeren Bauelemente wirken solide und robust verarbeitet. Das Gerät sitzt in einer Art Schale und die Oberseite mit dem Innenleben wird unten mit drei Schrauben und rückseitig von den Kontermuttern der Ein- und Ausgangsbuchsen befestigt.

Mit der Anordnung der beiden Klinkenbuchsen auf der Hinterseite für die mono ausgelegten Ein- und Ausgänge sollte das Echosex 3 10th Anniversary auch auf einem kleineren Pedalboard mühelos integrierbar sein. Das Pedal benötigt max. 400mA. Mit einigen hochwertigen Pedalboard-Stromversorgern ist dies auch zu bewerkstelligen, sodass man mit dem beiliegenden Netzteil nicht zwingend den Kabelsalat erhöhen muss.

Es ordnen sich insgesamt fünf Regler um die hinter dem Fenster liegende, in Class-A geschaltete 12AX7/ECC83-Röhre und zwei Fußschalter auf der Oberseite an: „Volume Echo“ regelt den Mix-Anteil des Effektes, der Regler „Age Of Damage“ simuliert die Abnutzung mechanischer Teile und fügt Modulation bis hin zu einer zufälligen Tonhöhenverschiebung in Maximalwertstellung hinzu. „Rep. Tone“ bzw. Repeat-Tone variiert tonal die Echowiederholungen. „Lenght Of Swell“ steuert die Anzahl der Echos, von einem bis unendlich. „Echo Time“ schließlich regelt die Delay-Zeit, in Stellung 12 (links) von 570 ms zu Stellung 1 (rechts) auf 57 ms.

Mit dem „Tap“-Tempo Fußschalter kann die Delay-Zeit auch per Fuß ferngesteuert werden, das Blinken der LED zeigt die BPM an. Schlussendlich wird mit Betätigen des „Bypass“-Schalters der Effekt zum Leben erweckt oder das Gerät eben in den True-Bypass versetzt. Dafür kommen goldene Pin-Relais zum Einsatz. Im Gegensatz zum regulären Echosex 3 sind auf der 10th Anniversary Edition die Einstellungen von Steve Lukather in gut sichtbarem Grün aufgedruckt und entsprechend leicht abzulesen. Eine Luke-Signatur gibt es oberhalb der Röhre.

VOR DEM AMP, IM LOOP UND LUKES SETTINGS

Der Namensgeber für die Jubiläumsedition ist bekanntermaßen – zumindest in der Vergangenheit – ein echter Fan von Delays. Sie spielten schon in den Bradshaw-Racks eine zentrale Rolle für den Luke-Sound. Da liegt es nahe, tourbedingt in einen kurzen E-Mail-Austausch zu gehen und mal nachzufragen: „Ich liebe das Gerät und nutze es als eine Art Pre-Dealy im Loop vor dem Reverb. Im Gegensatz zu früher setze ich aber nicht mehr so viele Delays auf einmal ein. Ich bin mittlerweile ein „old-school“-Typ, das Board sieht zwar riesig aus, aber ich gehe mit den Effekten eher sparsam um. Bei den Delays ist es vielleicht eines pro Song“, erklärt Steve den Kontext seines Echosex.

Für den Test kommt das Gerät im ersten Schritt vor dem weitgehend clean eingestellten Amp zum Einsatz. Dabei muss man Lukes Einstellungen direkt korrigieren, da der Mix-Regler („Volume Echo“) für den Loop-Betrieb gekennzeichnet ist. Also diesen heruntergedreht und es offenbart sich ein sehr warmer und tiefer Delay-Sound. Der Preamp im Gerät arbeitet mit 262 Volt Spannung und übt schon eine subtile Färbung auf den Ton aus, die auch so gewollt ist. Der Originalton der Gitarre wird etwas milder und wärmer. Das klingt in dieser Konfiguration richtig klasse.

Die Spannbreite des Delays ist mit 57 ms bis 570 ms für analoge Anwendungen alter Schule ausreichend, aber auch nicht mehr. Wirklich sehr authentisch kommt das Zupacken des „Age Of Damage“ – also die simulierte Abnutzung der mechanischen Teile – aus den Boxen. Die entstehenden Modulationen lassen die Delays herrlich funkeln, in der extremen Einstellungen sind sehr spacige Effekte durch die Tonhöhenverschiebung zu erzielen. Sicher ein extremes Setting, aber für so manchen Spezialeffekt ein tolles Einsatzgebiet.

Gleiches gilt für die „Length Of Echo“-Maximaleinstellung, die dann in den berühmten Selbstoszillationen mündet. Das kann man ja auch interaktiv während des Spiels einsetzen. Eher subtil greift der „Repeat Tone“-Regler ein, der lediglich das Echo in Anlehnung an das Vorbild von Binson wahlweise leicht heller oder dunkler färbt. Da muss man schon genau hinhören.

Insgesamt lassen sich viele praxisnahe Einstellungen nach Geschmack finden, von kurzen, räumlichen Effekten, bis hin zu Slapbacks oder eben dem Luke-Setting, welches eher ein klassisches, typisches Delay mittlerer Delay-Zeit mit ein paar Wiederholungen und minimaler Modulation hervorbringt. In dem Zusammenhang ist es Zeit, das Echosex 3 10th Anniversary in den Loop zu stöpseln. In diesem Fall dann in meinen Bogner Helios 50 und wie beim Namensgeber des Modells vor ein Reverb. Aha!

Das macht Sinn, denn die Echos füttern nun den Hall, was in Kombination hervorragend klingt. Aber auch das Delay allein kommt mit dem Pegel aus dem Loop sehr gut klar. Es gibt kein Zischen, Übersteuern oder andere unerwünschte Nebengeräusche. Der Hersteller verspricht ja, dass der Preamp sowohl mit Instrument- als auch höheren Pegel, wie sie in Effektloops vorkommen, gut umgehen kann.

Dennoch ist hier eines unbedingt zu erwähnen: Das klangliche Feature des Echosex 3 – nämlich die milde, analoge Färbung des Tons – wird im Loop noch deutlicher hörbarer als beim Einsatz vor der dem Amp. Die Delays klingen allesamt wunderbar tief und dem Binson Echorec würdig, gleichzeitig wird der Originalgitarrenton aber merklich dunkler. Das ist von Gurus wie gesagt beabsichtigt und auch Teil der Nachahmung des Vorbildes.

Wie auf Rückfrage zu erfahren war, hat Luke die interne Spannung des Preamps auf seinem eigenen Pedal über den internen Trimmer für die Spannung der Röhre (regelbar zwischen 90V-300V) so einstellen lassen, dass es die klanglich klarsten Ergebnisse liefert und damit dieses Feature neutralisiert. Diese Einstellung kann theoretisch jeder vornehmen. Ein deutlich sichtbarer Aufkleber des Herstellers rät jedoch ausdrücklich davon ab, das Gerät wegen der hohen Spannung zu öffnen. Sofern man diese adjustieren oder auch mal die Röhre wechseln will, sollte folglich unbedingt ein Techniker gebeten werden, dies zu übernehmen. Vielleicht überlegt Gurus ja, einen Schalter oder Regler am Gehäuse von außen zugänglich zu machen, so dass der User ohne Gefahren selbst Änderungen vornehmen kann.

Zu guter Letzt: Schaltet man das Gerät aus, so macht sich der erstklassige True-Bypass bemerkbar, denn dieser funktioniert klangneutral und damit tadellos.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Zum 10-jährigen Jubiläum haben sich Foxgear und Steve Lukather für das Echosex 3 in der Steve Lukather Edition zusammengefunden. Luke verwendete schon den Vorgänger auf seinem Board und nun verrät er seine Settings auf dem Pedal, zudem gehen Anteile der Erlöse als Spende an das „Ed Asner Family Center for Autism“ – sicher auch ein persönliches Anliegen von Luke.

Das Echosex 3 ist ein vollständig analog aufgebautes Delay, bei dem das legendäre Binson Echorec klangliches Vorbild war. Dabei ist das Echosex 3 in seinem Sound-Anspruch kompromisslos der analogen und tongefärbten Schule verschrieben. Es ist kein glasklar klingendes HifiDelay, weit gefehlt. Es liefert diesen herrlichen, warmen analogen Sound mit einer überschaubaren, aber sehr schön nutzbaren und für diese Anwendungen ausreichenden Flexibilität.

Gleichwohl ist der Markt für Delay-Pedale dieser Art schon üppig bestückt. Da gibt es viel und auch erstklassige Konkurrenz. Ein wesentliches Plus ist sicher die Verwendung eines Röhrenpreamps, der unter Hochspannung läuft und die darauf aufbauenden authentischen Klangergebnisse. Die wissen vor allem im Einsatz vor einem (weitgehend clean eingestellten) Amp am besten zu gefallen.

Bei Verwendung im Loop kommt die vom Hersteller gewollte Tonfärbung des direkten Gitarrensignals schon sehr deutlich durch, was keineswegs ein Kritikpunkt sein muss, aber man muss es so mögen. Mit einem UVP von 429 EUR ist das Pedal hingegen an der Schmerzgrenze bepreist.

PLUS

● authentisch analoge Delay-Sounds
● integrierter Röhren-Preamp mit 262 Volt interner Spannung
● True-Bypass
● Verarbeitung
● Teile der Erlöse werden gespendet

MINUS

● nicht ganz billig


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2023)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Im Test: J. Rockett Uni-Verb +++ G&L Fullerton Deluxe LB-100 +++ Dowina Albalonga GACE HiVibe +++ Nik Huber Bernie Marsden Signature +++ Fender Acoustasonic Player Telecaster +++ Gibson Dave Mustaine Signature Flying V +++ Börjes JB-Custom 5 DLX-Multiscale +++ EarthQuaker Devices Ghost Echo by Brain Dead +++ Blackstar St. James 50/EL34 112 Combo +++ Harley Benton Double Pedal Series

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