Hexenhammer

Test: Fortin Hexdrive

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Warum stellt Fortin einmal mehr ein Boost-Pedal vor? Es gibt doch schon den Grind, den 33 und den Blade. Jetzt auch noch der Hexdrive?

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Sein Name trägt auch schon die Lösung in sich, der Hexdrive hat im Unterschied zu den vorher genannten Clean-Boosts einen Overdrive-Schaltkreis. Ursprünglich gab es den Hexdrive nur virtuell, als Teil der Plug-In-Suiten Nameless und NTS, die in Zusammenarbeit mit Neural-DSP entstanden. Diese schlugen ein wie eine Bombe und die User wollten den Effekt auch in physischer Form. Fortin erfüllte diesen Wunsch und stellte auf der NAMM 2020 das komplett in den USA hergestellte Pedal vor.

SKULLS & DREADS

Fortin Amplification macht keinen Hehl daraus, dass ihre Zielgruppe eindeutig die Metal-Fraktion ist. Totenköpfe mit Dreadlocks, die bei genauerem Hinsehen aus Klinkenkabeln bestehen, zieren das schwarze Gehäuse des Hexdrive. Das Pedal ist sauber verarbeitet und hat die Ein- und Ausgänge sowie den 9V-Stromanschluss an der Oberseite. Ein Betrieb mit Batterie ist ebenfalls möglich, der Hexdrive genehmigt sich nur 25mA. Es gibt drei Regler: Drive, Tone und Level. Die Status-LED leuchtet orange, der Fußschalter ist tendenziell schwergängig, rastet aber stabil ein. Ausgeschaltet greift eine True-Bypass-Schaltung.

KRÄFTIGER MIDPUNCH

Beim ersten Check bin ich etwas verwundert und fast schon enttäuscht über den geringen Output, wenn man lediglich Level aufreißt. Mit dem Regler auf ca. 4 Uhr hat man ungefähr dieselbe Lautstärke wie ohne Hexdrive, und dann ist, z.B. im Vergleich zum Fortin Blade, nur noch wenig Raum nach oben. Aber wenn man den Drive zusätzlich etwas aufdreht, sieht das schon viel besser aus. Anders als bei üblichen Tube-Screamer-artigen Pedalen, fängt es, je nach Gitarre, erst an zu zerren, wenn man den Drive-Regler in die 9-12 Uhr Position bringt. Vorher wird es lauter und auch etwas komprimierter.

Der Lautstärke-Boost ist durch Level und Drive gemeinsam dann doch ordentlich und pustet die Röhren auch noch stärker an, als ein traditioneller Screamer. Der Tone-Regler reagiert ebenfalls anders als ich es erwartet hatte. Nach links gedreht, verpasst man dem Sound eher einen Mid-Scoop, nach rechts wird es fokussierter, und man bekommt um 15 Uhr einen kräftigen Mid-Punch um die Ohren gepfeffert. Man kann den Tone-Regler auch ruhigen Gewissens voll aufreißen, ohne dass es zu harsch und unbrauchbar wird.

Insgesamt ist der Sound eher auf den oberen Mittenbereich fokussiert, allerdings wird er nicht nasal oder quäkend, wie es bei einem Tube Screamer schon mal passieren kann. Der Mittenbereich des Hexdrive ist vergleichsweise etwas höher und breiter angesiedelt und weniger zugespitzt. Dadurch, dass auch weniger spitze Höhen vorhanden sind, kommen die tighten Bässe gut rüber. Ich bin davon sehr angetan, da sich der Hexdrive doch eigenständiger zeigt, als ich es vermutet hatte.

GAIN-STACKING

Kommen wir erstmal zum vermeintlichen Haupteinsatzzweck: wie klingt das Pedal vor einem verzerrten Amp? Die Test-Amps sind ein Mesa/Boogie Dual Rectifier, ein Victory V30 MK1 und ein Blackstar HT50. Der Overdrive des Pedals und die Amp-Verzerrung fügen sich sehr angenehm zusammen, ohne zu matschen oder schrill zu klingen.

Für Rhythmus-Sounds kann man durchaus ein bisschen Drive dazuregeln, das Poti auf 10-11 Uhr, und für einen gesättigten, dicken Solo-Sound noch mehr aufdrehen. Da hat man Tonnen von Sustain, und der Ton ist trotzdem noch recht klar. Auch kippen lange gehaltene Töne angenehm in Obertöne um. Natürlich muss man etwas mehr aufpassen und präzise spielen, damit die Nebengeräusche nicht überhandnehmen. Voll aufgerissen war es mir dann auch zu matschig in Kombi mit einem verzerrten Amp.

KEIN WEICHSPÜLER

Auch ein cleaner Amp lässt sich mit dem Hexdrive als Boost zu Zerr-Sounds motivieren, oder man nutzt den Overdrive des Pedals. Beide Varianten bieten allerdings keine typischen Tube-Screamer-Klänge. Federnd schmatzende Stevie-Ray-Vaughan-Sounds mit einer Strat darf man nicht wirklich erwarten. Will man allerdings einen härteren, aufgeräumten Crunch-Sound haben – den kann der Hexdrive durchaus liefern.

RESÜMEE

Der Hexdrive besticht durch seine Eigenständigkeit und liefert einen Mitten-Punch, der in der Metal-Welt Anklang finden wird. Das Pedal ist zwar in mehr als nur einer Situation einsetzbar, aber als echter Allrounder hat es sich nicht gezeigt. Seine Stärke demonstriert es eindeutig vor einem verzerrten Amp.

www.fortinamps.com

Preis (Street): ca. € 240

PLUS

● eigenständiger Sound
● Klarheit
● Mitten-Punch
● Overdrive fügt sich gut mit Amp-Distortion zusammen

MINUS

● nicht besonders vielseitig

(erschienen in Gitarre & Bass 03/2021)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Im Test: J. Rockett Uni-Verb +++ G&L Fullerton Deluxe LB-100 +++ Dowina Albalonga GACE HiVibe +++ Nik Huber Bernie Marsden Signature +++ Fender Acoustasonic Player Telecaster +++ Gibson Dave Mustaine Signature Flying V +++ Börjes JB-Custom 5 DLX-Multiscale +++ EarthQuaker Devices Ghost Echo by Brain Dead +++ Blackstar St. James 50/EL34 112 Combo +++ Harley Benton Double Pedal Series

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