Drive mit Stern

Test: Flattley Guitar Pedals Plexstar

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(Bild: Dieter Stork)

 

IM EINSATZ

Beginnen wir den Test mit einer eher gutmütigen Strat. Schon beim ersten Anspielen wird deutlich, dass Flattley seinem Pedal reichlich Reserven mitgegeben hat. Bereits in der 8-Uhr-Position entspricht die Lautstärke des Effekts der des Cleansounds – da ist also noch viel Luft nach oben. Die maximale Verzerrung mit normal kräftigen Singlecoils reicht bis zu einem Ton, den ich als „Heavy Crunch” bezeichnen würde. Auf der anderen Seite des Spektrums greift der Gain-Regler schon sehr früh ins Geschehen ein, auch hier klingt es um die 8-Uhr-Position bereits dezent angezerrt. Durch den langen Regelweg dazwischen lässt sich der Sound sehr komfortabel an die persönlichen Bedürfnisse und das eigene Equipment anpassen. Immer dabei: eine Klangnote, die ich als angenehm schimmernd bezeichnen möchte.

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Auf Deutsch: Es klingt eigentlich von Anfang bis Ende ziemlich klasse. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass sich der Zerranteil sehr gut über das Volumepoti der Gitarre kontrollieren lässt und der Ton bei niedrigen Einstellungen wunderbar aufklart. Je nach Stil eignet sich das Plexstar somit sogar als „Always-on”-Pedal.

Bei einer Les Paul wird aus dem Crunch ein satter, runder Rocksound, der aus dem Stand heraus überzeugt. Schon ab etwa einem Viertel des Gain-Regelweges ist reichlich Verzerrung im Spiel, spätestens ab etwa 14 Uhr erreicht man Hardrock-Gefilde. Klar, das ist subjektiv und hängt natürlich auch von den Pickups und vielen anderen Komponenten ab, aber als Hausnummer sollte diese Einschätzung eine grobe Einordnung zulassen. Die Humbucker der verwendeten Testgitarre sind auf der moderaten Seite, der Amp dahinter ist ein cleaner Fender Pro Reverb. Auch hier ist also noch einiges mehr drin. Auffällig ist auch, dass der Sound in fast jeder Einstellung des Pedals organisch und homogen wirkt, dass Plexstar reagiert ziemlich sensibel auf das zugeführte Signal. Mit diesen Eigenschaften eignet es sich natürlich vor allem für kräftigen Blues bis hin zu mittelschwerem Hardrock, wer mehr Verzerrung braucht, schaltet entweder ein weiteres Pedal dazu oder sucht sich ein passenderes Modell aus Flattleys Drive-Arsenal.

INTERPRETATIONEN

Wie unterschiedlich verschiedene Firmen ein und dasselbe Produkt interpretieren, zeigt ein interessanter Vergleich: Mit dem J. Rockett Caliber 45 findet sich in meinem persönlichen Fundus ein weiteres Pedal, das sich den Ur-Marshall zum Vorbild genommen hat. Im Gegensatz zum Plexstar hat es zwei EQ-Regler, verzichtet allerdings auf einen Boost.

Im direkten Vergleich zeigt sich, dass das Flattley-Pedal deutlich wuchtiger und bissiger zur Sache geht – und das auch schon ohne aktivierten Boost. Das ist keine Wertung, sondern nur eine erhellende Beobachtung. Darauf angesprochen, erläutert Paul Flattley: „Wir haben das Plexstar so designt, dass es zwar die Grund-DNA des JTM45-Sounds in sich trägt, aber ein Stück weiter geht und dem Anwender etwas mehr Dynamik liefert.” Damit trifft der Firmenchef den Nagel auf den Kopf.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Wer auf die frühen Marshall-Sounds steht und ein ausgefallenes Design zum klassischen Sound mag, sollte sich das Plexstar von Flattley genauer ansehen und anhören. Das Pedal klingt über den gesamten Regelweg richtig gut und lässt sich sehr präzise einstellen. Es bietet deutlich mehr Reserven als das große Vorbild von 1962.

Neben dem Grundsound und den Möglichkeiten zur Feinabstimmung haben mir auch Details wie der Leuchtring und der Footswitch-Topper sehr gut gefallen. Das sollten sich andere Firmen mal zum Vorbild nehmen. Einziger Wermutstropfen bleibt, wie fast immer bei dieser Form der Kleinserien-Handfertigung, der Preis. Mit 279 Euro ist das Pedal nicht gerade billig. Aber das ist Designerware ja nie …

Plus

● Sound
● Haptik
● Kluge Features
● Originelles Design

Minus

● Handarbeit hat ihren Preis

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2025)

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