Meisterspieler

Test: FGN HP-C Sagmeister Special

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(Bild: Dieter Stork)

Die Zahl deutscher Gitarristen, denen ein international bedeutsamer Hersteller ein Signature-Instrument zuspricht, ist überschaubar, die kann man an den Fingern einer Hand abzählen. Wie schön und zugleich hochverdient, den exzellenten Frankfurter Jazz-Musiker Michael Sagmeister in diesen erlauchten Kreis aufgenommen zu sehen.

Bei der Semi-Acoustic Sagmeister Special handelt es sich um eine Sonderedition in der FGN-Masterfield-Custom-Reihe, die in Zusammenarbeit mit dem Jazz-Gitarrist Michael Sagmeister erstellt wurde und in einer limitierten Auflage von nur 30 Stück erhältlich ist.

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Klassisches verfeinert

Das Sagmeister Special Modell wurde auf Grundlage der FGN Masterfield-Custom- Semi-Acoustic mit kompakter Korpusgröße von 15“ entwickelt. Wesentliches Konstruktionsmerkmal: Centerblock und Zargenflügel sind aus einem massiven Block afrikanischen Mahagonis gefräst. Die darauf platzierte Decke und der Boden aus geflammtem kanadischem Ahorn (dreifach laminiert) zeigen beeindruckend präzise Anpassungen ihrer Wölbungen an den Mittelblock, was eine Ausspiegelung des Korpusinneren durch die zwei klassisch geschnittenen f-Löcher bestätigt. Umlaufende Mehrfach-Bindings vorn wie hinten sorgen für die würdige Rahmung des in Transparent Wine Red hochglänzend lackierten Bodys.

FGN-Kopfplatte im Matching Headstock Design (Bild: Dieter Stork)

Der einteilige Hals aus afrikanischem Mahagoni von 43 mm Sattelbreite ist in Höhe des 19. Bundes in den Korpus eingesetzt und wurde mit einem gebundenen Griffbrett aus Ebenholz komplettiert, das Custom Block Inlays und 22 auffallend sauber kantenrund verarbeitete Medium-Size-Bünde beherbergt. Die Bundierung wurde im Circle Fretting System (C.F.S.) ausgeführt, eine patentierte Methode zur Intonationsverbesserung bei FGN-Gitarren. Die im Matching-Headstock-Design lackierte, eingebundene Kopfplatte von charakteristischem Zuschnitt trägt geschmeidig laufende Gotoh SD90-SL Mechaniken mit Kunststoffflügeln. Verborgen von der kleinen Plastikabdeckung mit Modellnamen hinter dem sauber eingerichteten Sattel aus Knochen ist dann auch noch der Zugang zum obligatorisch eingelegten Halsstab zu finden. Am Korpus laufen die Saiten über die Gotoh GE104B TOM-Style Bridge mit individuell justierbaren Saitenreitern zum GE101A Saitenhalter (Stoptail).

Perfekt gemachte Circle Fretting-Bundierung (Bild: Dieter Stork)

Elektrische Kompetenz erhält das Instrument durch die zwei in schwarzen Rähmchen auf die Decke montierten Seymour Duncan Humbucker SH-1 und SH-4, welche sich von individuellen Volume- und Tone-Reglern kontrollieren lassen. Angewählt werden sie ganz konventionell allein oder zusammen über einen 3-Wege-Schalter.

Das Sagmeister-Special-Modell kommt mit der klassischen 628-mm-Mensur, verchromter Hardware und einem schwarz/weiß geschichteten Pickguard. Die in einem festen Koffer gelieferte Gitarre wartet in Summe mit besten Komponenten auf und ist auf hohem Japan-Niveau verarbeitet.

Handhabung und Klangpotenz

Der kompakte Korpus mit reduzierter 15“-Größe (im Vergleich zur 16“ Gibson ES-335) bei einem Gesamtgewicht von flockigen 3,1 kg macht das Handling der Masterfield Semi Acoustic deutlich komfortabler als das bei herkömmlichen Double-Cutaway-Semis der Fall ist. Besonders hervorzuheben sind in dieser Hinsicht aber die Spieleigenschaften des perfekt eingerichteten Halses mit griffig rundlichem Profil und der kantenrund und glänzend verarbeiteten C.F.S.-Bundierung.

Die stimmige Konstruktion der Masterfield Semi-Acoustic – Zargen und Centerblock aus Mahagoni plus eingeleimtem Mahagonihals – sorgt für beste Schwingungseigenschaften und ein in allen Lagen gleichmäßig zu erzielendes, lang aushaltendes Sustain. Die mit knackig konturiertem Respons auf den Anschlag reagierenden Bass-Saiten werden durch warm und rund zeichnende Mitten und ein offen aufleuchtendes Höhen-Top stimmig ergänzt. Die klangfarbliche Beweglichkeit ist ausgezeichnet, mit bester Dynamik lassen sich auch akustisch schon Linien mit dem Plektrum ausdrucksstark gestalten. Hervorragende Grundlagen also für die elektrische Tonwandlung.

Ein Gewinner-Set: Seymour Duncans SH-1 und SH-4 Humbucker (Bild: Dieter Stork)

Mit den Seymour Duncan Pickups SH-1 (’59 Neck – vintage voiced) und SH-4 (JB Model – hot-rodded) hat Michael für sein Instrument ein höchst beliebtes, da vielseitig anwendbares Standard-Pickup-Set gewählt. Der SH-1 in Halsposition vermittelt in der Sagmeister Special ein ausgeglichenes, transparent aufgelöstes Akkordbild und unterstützt mit seinem schnellen und präzisen Tontransport elastische Spielweisen besonders gut.oten lassen sich damit im Linienspiel einerseits geschmeidig binden, erhalten aber andererseits auch die für eine semiakustische Bauweise typische perkussive Markanz. Das verschafft einzelnen Noten Raum und harmonisch ausgerichtetem Spiel Tiefe. Sehr gut werden diese Eigenschaften auch bei Overdrive-Settings des Amps umgesetzt. Der Zerrgrad ist mit dem Anschlag optimal zu steuern. Von leicht aufreißendem Ton bis hin zu markant zupackender Spitze ist hier alles zu haben und das, wegen geringer Kompression, auch in großer dynamischer Bandbreite!

Wechseln wir zum SH-4 am Steg, so macht sich die höhere Wicklungszahl dieses Humbuckers mit etwas stärkerer Mittenkompression bemerkbar. Dennoch sind auch Clean-Sounds noch mit guter Kontur und ordentlichen Höhen zu haben. In Gain-Positionen wird die Ansprache dann sensibler, der Ton federt förmlich unter dem Plektrum weg und der Sound gewinnt an pointierter Zuspitzung. Damit lassen sich kompakte Powerchords potent ins Werk setzen, bemerkenswert vor allem aber: auch etwas schärfere Zwei- oder Dreiklänge greifen mit abgerundeten Interferenzen harmonisch ineinander. Diese weichen Schmelzpunkte ohne harsche Kanten bei zugleich famoser tonaler Griffigkeit machen diesen Pickup bei vielen Spielern so beliebt und in dieser Signature-Gitarre sitzt er einfach perfekt.un, ein Michael Sagmeister schöpft das Potential dieses Pickups wohl nicht bis zur Neige aus. Sein virtuos variantenreiches Spiel greift eher auf einen lediglich mittelböse eingestellten Verstärker mit dynamischer Elastizität zurück, was ihn per Anschlagsstärke zwischen klarer Artikulation und vorspringendem Peak des bei harter Plektrum-Attacke anzerrenden Tons wechseln lässt. Diese luftig changierende Beweglichkeit ist beeindruckend und beflügelt das freudvolle Tun. Was sagst du? Du liebst Jazz, willst aber mit dem Gitarrenspiel auch mal Geld verdienen?un, die Intensität der Darstellung lässt sich mit dieser Gitarre bei Bedarf auch noch deutlich steigern, denn in High-Gain-Positionen des Amps strotzt gerade der JB-Humbucker mit kraftvollen Obertönen und starker Durchsetzungskraft. In diesem Punkt geht das Instrument dann also deutlich über die Ansprüche eines Jazz-Fusion-Spielers hinaus, wird tendenziell universal, was nun wirklich kein Schaden ist.

Resümee

Mit der Sagmeister Special ehrt FGN zu Recht einen großen europäischen Gitarristen. Mit dem perfekt gemachten Instrument können wir den Hut vor dem Meister ziehen, uns aber natürlich auch auf den eigenen Weg machen. Im Rahmen der Jazz-, Jazz-Fusion-Stilistik lassen sich mit dieser trefflich konstruierten, sauber gefertigten und erstklassig ausgestatteten Gitarre hohe Ansprüche an Tonsubstanz, Klangtiefe, dynamische Beweglichkeit und allgemeine Schwingintensität erfreulich effektiv erfüllen, indes: stilistische Grenzen muss man damit keineswegs ziehen. Auch wer mehr Drive und Gain braucht, kommt mit der Sagmeister Special zu tollen Ergebnissen. Das Instrument spielt sich mit seinem ausgewogen rundlichen Halsprofil und der glatten C.F.S.-Bundierung zudem ganz fabelhaft über alle Lagen hinweg.icht zuletzt tragen auch noch das kompakte 15“-Korpusformat und ein Gesamtgewicht von lässigen 3,1 kg ihren Teil zum rundum erfreulichen Spielkomfort bei. Fazit: Rundum tolle Gitarre und damit die würdige Entsprechung zur hohen künstlerischen Klasse des Michael Sagmeister!

PLUS

  • schlüssiges Design
  • Korpuskonstruktion
  • Sustain/Schwingverhalten
  • Hals/C.F.S.-Bundierung
  • Spieleigenschaften
  • Dynamikverhalten
  • Seymour-Duncan-Pickups
  • griffige Sounds
  • perfekte Verarbeitung
  • gutes Preis/Leistungsverhältnis

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2019)

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