Fender wirbt mit der Kompatibilität auf allen Plattformen. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, diesen Anspruch auf die Probe zu stellen. Insbesondere das Zusammenspiel mit dem Link I/O Interface war mir beim Test wichtig. Beim Link I/O handelt es sich um ein kompaktes, für den mobilen Einsatz gedachtes USB-Audiointerface mit einem Instrumenteneingang und einem Kopfhörerausgang. Das bekannteste Produkt dieser Art ist das iRig von IK Multimedia, von dem es inzwischen diverse Varianten und Nachbauten gibt. Die Audioqualität der regulären iRig-Geräte mit USB-Funktionalität ist für den Einsatzzweck in Ordnung, aber nicht überragend. Eines meiner größeren Probleme mit dieser Baureihe betrifft die recht schwachen und hochohmigen Kopfhörerausgänge. Dadurch ist die originalgetreue Wiedergabe, insbesondere mit niederohmigen Kopfhörern (In-Ears!) eingeschränkt und für hochohmige Kopfhörer reicht der Saft nicht aus.
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Klinkeneingang, USB-C-Schnittstelle und ein starker Kopfhörerausgang
Klinkeneingang, USB-C-Schnittstelle und ein starker Kopfhörerausgang
Klinkeneingang, USB-C-Schnittstelle und ein starker Kopfhörerausgang
Das Link I/O kann an dieser Stelle richtig punkten. Nachdem die kleine, schwarze Kiste über die USB-C-Schnittstelle mit einem Smartphone (für iPhones wird je nach Modell ein Adapter benötigt) oder einem Tablet bzw. Computer verbunden und darüber mit Strom versorgt wurde, stellt sie an den üblichen 32 Ω 20 mW (bei Verzerrungen von unter 0,1 %) pro Kanal zur Verfügung. Das ist sehr beachtlich und reicht für die meisten Kopfhörer mehr als aus. Typische Desktopgeräte wie das Focusrite Scarlett bieten auch nicht mehr Leistung, teils sogar weniger. Meine Beyerdynamic Custom Studio (ähnlich DT770pro 80 Ω) kann ich so problemlos auf unangenehm hohe Lautstärken ausfahren. Mit einem Ausgangswiderstand von ca. 0,8 Ω ist auch bei niederohmigen Hörern alles im grünen Bereich. Als Faustregel gilt: Die Hörerimpedanz sollte fünf bis acht Mal so hoch sein wie die des Ausgangs. Je höher die Impedanz, desto besser.
Die an sich sehr gute Ausgangsbasis für den Hörgenuss wird jedoch durch eine recht instabile interne Clock gedämpft. Bei preiswerteren, mobilen Geräten ist es leider nicht unüblich, dass aufgrund von Kosteneinsparungen und/oder Einfachheit nicht so sehr auf die Clock der Wandler geachtet wird. Dabei ist eine stabile Clock das Herzstück eines jeden digitalen Audiogeräts. Ohne zu sehr ins Technische abdriften zu wollen, bedeutet dies in der Praxis, dass jede Frequenz im Signal minimal „wandert”. In der Regel sind diese Abweichungen so klein, dass sie vernachlässigbar sind. Gerade wenn aber viele Frequenzen gleichzeitig auftreten (wie es bei Musik nun einmal der Fall ist) und insbesondere bei tiefen Frequenzen sind diese Abweichungen ab einem gewissen Level hörbar. Vereinfacht gesagt, entsteht durch diese Abweichungen ein zusätzlicher Rauschteppich, der nichts mit dem normalen analogen Rauschen eines jeden Geräts zu tun hat. In der abgebildeten Messung ist dies als „Hügel” neben den einzelnen Spitzen des Nutzsignals erkennbar.
Im Idealfall wären nur die einzelnen „Nadeln” der Testfrequenzen zu sehen. In Zahlen ausgedrückt erreicht das Link I/O aufgrund dieses „Rauschens” eine effektive Dynamik von ca. 11 Bit. Das klingt dramatischer als es in der Praxis tatsächlich ist, nur sollte man sich bewusst machen, dass ein kritisches Hören insbesondere im Bassbereich mit dem Interface nicht möglich ist. Für das reine „Spaßhören” und den eigentlichen Einsatzzweck, das Üben und Aufnehmen von Ideen, ist die Qualität aber ausreichend.
Abgesehen davon ist das Link I/O gut verarbeitet und intuitiv bedienbar. Der große Drehregler auf der Front steuert die Kopfhörerlautstärke und das kleine Rad an der Seite das Mischungsverhältnis zwischen dem analogen Eingangssignal und dem digitalen Playback. Auf der rechten Seite befindet sich abschließend noch ein kleiner Schalter, mit dem das Eingangssignal abgeschwächt werden kann. Einen Gain-Regler gibt es nicht. Lobenswert: Am iPhone funktioniert das Gerät auch ohne zusätzliche Stromversorgung, das ist bei anderen Geräten teilweise ein Problem. Es wird auch von allen getesteten Plattformen einwandfrei und sofort erkannt. Hier ist also alles im grünen Bereich. Unterm Strich ist die Signalqualität vergleichbar mit der der iRig HD- bzw. iRig USB-Baureihe, der Kopfhörerausgang ist jedoch bedeutend potenter.
KINDERKRANKHEITEN?
In Fender Studio wird in den Audioeinstellungen das Interface ausgewählt und sowohl Abtastrate als auch Puffergröße eingestellt. Das Link I/O unterstützt dabei alle gängigen Formate. Sind diese Einstellungen erfolgt, kann direkt losgelegt werden. Damit man sich selbst hört, muss die „Mithören”-Schaltfläche aktiviert werden. Das ist das Lautsprechersymbol über der Liste der Spuren. Zusätzlich muss die Spur, die man aufnehmen und hören möchte, über den runden Button scharfgeschaltet werden. Dann ist die Spur zum einen bereit für die Aufnahme und zum anderen ist das Software-Monitoring aktiviert. Wer sich nicht über den Computer oder das Handy hören möchte, lässt die Mithören-Funktion deaktiviert und bemüht mittels Drehrad das Direct-Monitoring am Interface.
Wer Android nutzt, muss dies derzeit sogar tun. Android ist historisch kein optimales Betriebssystem für Echtzeit-Audio, da die Latenzen des Systems in der Regel zu hoch sind. Damit es zu zufriedenstellenden Ergebnissen führt, müssen Firmen einen hohen Aufwand für die Systemoptimierung betreiben. Bei der Fender Studio Software ist offenbar noch nicht so wahnsinnig viel optimiert worden, denn es kommen hier gleich mehrere Probleme zusammen.
Bei mir kommt das Software-Monitoring der eigenen Spur nur aus der linken Hörermuschel. Dazu kommt, dass die Latenz in jeder Einstellung unbrauchbar hoch ist und das Signal regelmäßig Aussetzer hat und starke Verzerrungen aufweist. Zum Zeitpunkt dieses Tests (Juli 2025) ist das Software-Monitoring für Android somit leider absolut unbrauchbar. Hoffentlich bessert Fender hier nach. Bereits aufgenommene Spuren, Backing-Tracks und das normale Systemaudio (z.B. aus dem Musikplayer) werden jedoch reibungslos wiedergegeben.
Auf anderen Plattformen konnte ich fast keine Probleme feststellen. Dort reagiert die Software wie erwartet. Auf iOS gibt es allerdings noch die unpraktische Eigenart, dass das Audio ausgeschaltet wird, sobald das Display deaktiviert wird. Bei anderen Audio-Apps wie etwa dem „AUM Audio Mixer” ist das kein Problem.
Kanalansicht mit Effekten, Kompressor und EQ
Damit es beim Spielen interessanter klingt als nur eine nackte DI-Spur, hat Fender einen ganzen Schwung Verstärker- und Effektsimulationen mit in die Software integriert. Dazu gehören natürlich Modelle legendärer Fender-Geräte wie dem Fender Twin oder dem Bassman. Mit von der Partie sind aber auch ein SWR Redhead sowie der eine oder andere nicht näher spezifizierte (Pre)Amp. Aktuell ist die Auswahl noch sehr überschaubar, aber ordentlich. Sehr charmant finde ich, dass sich über ein zusätzliches Menü weitere Parameter der Verstärker einstellen lassen, wie das Bias der Röhren oder der Sag des Netzteils. Auch die Einstellungen für Noise Gate und Kompression finden sich in diesem „Amp Settings”-Menü. Ab Werk sind diese Parameter so eingestellt, dass die Modelle möglichst naturgetreu arbeiten. Aber wer möchte, kann sich hier den Grundsound ordentlich verbiegen. Etwas schade finde ich, dass Fender die Modelle fest nach Bass und Gitarre getrennt sortiert hat. So lässt sich das Modell des SansAmp BDDI beispielsweise nicht mit einem Fender Twin kombinieren oder das Vari-Fuzz der Gitarrenabteilung nicht mit einem der Bassverstärker. Auch die Möglichkeit, die Boxensimulation zu verändern oder zu deaktivieren, besteht derzeit nicht. Ebenso wenig sind parallele Signalpfade oder anderes aufwändiges Routing möglich. Der Fokus liegt ganz klar auf möglichst simpler, intuitiver Bedienung, um schnell Ergebnisse erreichen zu können.
LOSGELEGT
Das funktioniert so weit auch wirklich gut. Schnell ist das Metronom aktiviert oder einer der diversen Backing-Tracks in das Projekt geladen und die ersten Takte aufgenommen.
Hat man eine konkrete Songidee aufgenommen, kann zu jedem Part mittels Arranger-View (Schaltfläche „Bereich hinzufügen”) ein Marker für die Songstruktur gesetzt werden. So lassen sich Projekte übersichtlich in „Chorus”, „Strophe” etc. unterteilen.
Timeline mit Arranger-Abschnitten
Dieses Konzept kenne ich auch aus der DAW Studio One, deren Entwicklungsteam an Fender Studio mitgewirkt hat. Etwas unglücklich ist jedoch, dass das Audiomaterial innerhalb eines Abschnitts nicht mitverschoben wird, wenn man einen Markerbereich verschiebt – anders als in Studio One. In Studio One sind Marker und Audio dagegen miteinander verknüpft. Dadurch können fertige Abschnitte als Ganzes bewegt und so verschiedene Arrangements ausprobiert werden. Derzeit dient die Funktion in Fender Studio also nur der eigenen Übersicht. Mit der Zeit sollen aber auch weitere Funktionen per Update hinzugefügt werden.
Möchte man nachträglich das Tempo eines Songs ändern oder einen Backing-Track auf das eigene Tempo anpassen, ist dies mit der Time-Stretch-Option möglich. Insbesondere bei Schlagzeug-Grooves ist dies eine wichtige Funktion. Einen automatischen Drumcomputer, wie GarageBand ihn hat, gibt es nämlich nicht. VST-Plugins können derzeit ebenfalls nicht geladen werden. Für die Begleitung ist man demnach auf traditionelle Backing-Tracks angewiesen. Ähnlich wie auch das Time-Stretching funktioniert das Transponieren, womit sich Spuren im Bereich von ±12 Halbtönen verstimmen lassen und das mit sehr passablen Ergebnissen. Einen Song von E auf D zu stimmen ist somit gar kein Problem. Zudem stehen jeder Spur einfach zu bedienende 3-Band-EQs, ein Kompressor, ein Expander, ein Low-Cut sowie ein Delay und ein Hall zur Verfügung. Im globalen Mixer lassen sich Lautstärke sowie das Stereobild selbstverständlich ebenso einstellen.
Event-Editor mit gesetzten Crossfades
Für akribisches Editieren und Schneiden steht der Event-Editor zur Verfügung. Dieser ist im Prinzip eine Lupe für den aktuell ausgewählten Abschnitt und zeigt die aktuelle Spur in Großansicht. Sinn ist, in diesem Editor einen kleinen Ausschnitt detailliert sehen und bearbeiten zu können. Etwa, um gezielte Fades zu setzen oder Parts manuell auf das Sample genau schneiden zu können. Hierzu stehen neben dem klassischen Schneiden weitere sinnvolle Zusatzfunktionen bereit, die das Schneiden und Löschen in einem Schritt erledigen. Dazu gehört beispielsweise das Wegschneiden allen Materials bis zum aktuellen Cursor (oder allen Materials dahinter). Auch können an dieser Stelle nur einzelne Abschnitte transponiert oder in der Geschwindigkeit und Lautstärke verstellt werden. Praktisch, wenn die Bridge doch noch einen Ganzton höher oder der Breakdown noch langsamer gespielt werden sollen.
PRAXIS & RESÜMEE
Insgesamt erinnert mich das Bedienkonzept von Fender Studio eher an einen umfangreichen Feldrekorder als an eine DAW und ich denke, das ist auch genau so gewollt. Es geht hier vor allem darum, effektiv und effizient Ideen festhalten und diese bei Bedarf grob ausarbeiten zu können. Die wichtigsten Werkzeuge zum Bearbeiten einfacher Aufnahmen sind mit an Bord, ebenso wie die wichtigsten Werkzeuge zum Üben. Die wenigen integrierten Funktionen sind größtenteils intuitiv aufrufbar, sodass einfache Songprojekte schnell aufgenommen und erstellt werden können.
Gemessen am Anschaffungspreis von null Euro finde ich die Software mit ihren nützlichen Funktionen, wie dem Metronom, und den gut klingenden Simulationen sogar echt gut. ●