Jubiläums-Vollbedienung

Test: Fame 20th Anniversary Forum IV Modern Burl

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Fame 20th Anniversary Fame IV(Bild: Dieter Stork)

Zum 20. Geburtstag bringt die Firma Fame unikal gestaltete Sondermodelle mit attraktiven Decken aus Maserpappel in limitierter Auflage an den Markt. Wir nehmen mit der Forum IV Modern Burl in Black Transparent eines dieser exklusiv aufgemachten Instrumente unter die Lupe.

Die kleine Anniversary-Serie ist begrenzt auf 30 Stück pro Farbe. Neben Transparent Black sind, solange noch greifbar, Versionen in den Finishes Natural, Emerald Green und Stonewashed Blue erhältlich.

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ZEITGEMÄSSE VOLLAUSSTATTUNG

Bei dem Fame-Modell Forum IV Modern Burl aus der 20th Anniversary Series handelt es sich prinzipiell um eine veredelte Ausführung des bereits bekannten Forum-IV-Modern-Modells. Ausgewähltes Mahagoni und besonders schönes Deckenholz sind die grundlegenden Materialien, welche durch die glanzlackierten Oberflächen eindrucksvoll in Szene gesetzt werden.

Die Details: Der zweiteilig gefügte Korpus aus Khaya-Mahagoni wurde mit einer wild gezeichneten, konturiert ausgearbeiteten Decke aus Maserpappel (Poplar Burl) kombiniert. Deren Außenränder zeigen den natürlichen Holzton der Decke wie ein Binding. Am Boden oben finden wir eine rippenschonend ausgearbeitete Kontur zur perfekten Anlage der Gitarre am Spieler.

Dem in Höhe des 22. Bundes in den Korpus eingeleimten Hals mit flachem D-Profil aus attraktiv gemasertem Sapelli-Mahagoni wurde ein Griffbrett aus Ebenholz aufgesetzt. Die 24 Medium-Jumbo-Bünde sind mit ihren bestens abgefasten Bundenden in gefräste Bundschlitze eingesetzt, was die Griffbrettkanten undurchstochen glatt belässt. Auf Höhe des 12. Bundes ist in das ansonsten unverzierte Griffbrett lediglich ein 20th-Anniversary-Inlay eingesetzt; Dots auf der Sichtkante gewährleisten aber die sichere Tonhöhennavigation.

Fame 20th Anniversary Fame IV
Einzelnes Anniversary-Inlay am 12. Bund (Bild: Dieter Stork)

Der über eine Volute in leichtem Winkel herausgeführte Kopf ist frontseitig mit einem edlen Furnier aus Ebenholz besetzt. Von den Wickelzylindern der geschmeidig laufenden Gotoh-Locking-Mechaniken laufen die Saiten über einen Black-Tusq-Sattel mit 628mm-Mensur hinüber zur TOM-Bridge mit Stop Tailpiece.

Die Saitenreiter der verbauten Graph-Tech-Resomax-Tune-o-matic-Brücke bestehen aus String-Saver-Graphitmaterial und sind mit Ghost-Piezo-Elementen zur Tonabnahme ausgestattet, was uns in Verbindung mit einem aktiven Piezo-Preamp (bei gezogenem Volume-Potiknopf) alternative Klangangebote in Form simulierter Acoustic-Sounds an die Hand gibt. Zur dafür nötigen Stromversorgung findet sich am Korpusboden ein Batteriefach (9V-Block) mit Clip-Verschluss.

Fame 20th Anniversary Fame IV
GraphTech Resomax Bridge mit Ghost-Piezo-Tonabnehmern (Bild: Dieter Stork)

Die passive elektrische Kernfunktion übernimmt allerdings ein bewährtes Humbucker-Paar von Seymour Duncan: der konventionelle SH-2n Jazz in Halsposition und der ausgangsstarke SH-4 JB am Steg, optional auch über den Mini-Schalter als Singlecoils per Coil Split aufrufbar. Eine Tonblende gehört nicht zum Kontrollumfang.

Die Gitarre wurde rundum klaglos sauber und auf durchaus hohem Niveau in Tschechien gefertigt.

HOHER SPIELKOMFORT & FLEXIBEL NUTZBARES SOUND-REPERTOIRE

Der moderne Double-Cutaway-Zuschnitt mit Halsansatz am 22. Bund gibt dem Spieler der Fame maximalen Griffbrettzugang. In Kombination mit dem sehr schön griffig austarierten Halsprofil – flaches D, gute Sattelbreite von 43,5 mm, keineswegs zu mager – bei tief eingerichteter Saitenlage finden wir die Forum IV bestens aufgestellt für uneingeschränkt freudvolle Handarbeit. Auch die Ausrichtung und die Balance genügen in jeder Hinsicht hohen Ansprüchen.

Die Handhabung mit Daumen hoch abgehakt, nehmen wir nun die tonalen Grundlagen in den Blick, oder besser ins Gehör. Stimmige Konstruktion, ausgewählte Hölzer und seriöse Hardware sorgen für ein vitales Klangbild. Die harmonische Abstimmung gibt ausgeglichen rund klingende Akkorde mit guter Saitentrennung heraus, achtbar lang aushaltendes Sustain ist ebenmäßig verteilt über das gesamte Griffbrett hinweg zu erzielen. Überdies ergänzen sensible Ansprache und schnelle Tonentfaltung die positiven Eigenschaften. Beste Grundlagen also für die elektrische Umsetzung.

Fame 20th Anniversary Fame IV
Bewährtes Paar: Seymour Duncan SH-2n Jazz und SH-4 JB (Bild: Dieter Stork)

Zuvor noch einige Bemerkungen zu der zwei Klangebenen umfassenden Schalt- und Regelmimik: Der Potiknopf unterhalb des Steg-Pickups ist der erwartete Volume-Regler, allerdings mit der integrierten Möglichkeit, durch Ziehen (Pull) die aktive Ebene der Elektrik aufzurufen. Der hintere Potiknopf regelt dabei, welche Pickups zum Zuge kommen: In Mittelstellung liegen beide Pickup-Systeme an (Humbucker und Piezos), bei Linksanschlag hören wir die Humbucker allein – allerdings klanglich etwas verändert durch den aktiven Schaltkreis –, bei Rechtsanschlag hören wir nur die Sounds der piezokeramischen Stegabnahme.

Konventionelle Ebene (Potiknopf unten): Mit klar eingestelltem Amp kommt über den Hals-Pickup zunächst ein gut durchzeichnetes, geschmeidiges Klangbild mit nicht zu fetten Bässen, substanziellen Mitten und weich gerundeten Höhen ans Ohr. Die leicht eingerückte Pickup-Position der Konstruktion mit 24-Bund-Hals sorgt für recht straffe Bassanteile und insgesamt eher kompakte Klangumsetzung bei guter Definition in dieser Schaltposition. Das etwas schlankere Tonbild lässt aber kaum etwas vermissen, ermöglich differenzierte Arbeit mit harmonisch bestens ausgeleuchteten Akkorden und überzeugt dann in Zerrpositionen mit strammen Powerchords und klar definierter Singstimme.

Dem kraftvoll agierenden SH-4-Steg-Pickup wird gerne sein etwas großspuriges Auftreten vorgehalten, aber er ist nicht ohne Grund ein Dauerbrenner und meistverkauft im Duncan-Programm. Er hält denn auch in dieser Gitarre, was er als muskelrollender Gegenspieler zum gemäßigten Hals-Pickup verspricht und deckt uns den Rücken mit vor Kraft strotzenden Sounds. Dieser Tonabnehmer ist nun nicht unbedingt der Klarklang-Hero, dafür komprimiert er im Mittenbereich zu stark und tönt in der Abteilung Clean leicht bedeckt – dennoch geht da natürlich auch noch so einiges. Sein Reich kommt aber dann umso stärker, wenn die Röhren heiß glühen.

Im High-Gain-Modus packt er aus, lässt druckvolle, mit sattem Obertonspektrum protzende Sounds vom Stapel. Das hat Schub und perkussiven Aufriss – vom Griffbrett zum Riffbrett sozusagen. Auch vom Dynamikverhalten her gibt es hier absolut keine Klagen, variabler Plektrumeinsatz wird mit differenzierter Darstellung beantwortet, Peaks lassen sich kontrolliert und mit gehörigem Biss herausstellen.

Coil-Split-Sounds (Mini-Schalter vorn): Als überraschend vital erweisen sich auch die Sounds der als Singlecoils geschalteten Pickups (jeweils innere Spule). Diese Klangvarianten haben zwar wenig mit Strat oder Tele gemein, sind aber mit drahtig kerniger Umsetzung und funky-Schmiss mehr als nur ein magerer Kompromiss. Sie beeindrucken in dieser Gitarre vor allem auch im Sektor Zerre, wo sie das satte Lead-Brett des vollen Humbuckers mit einem Griff in ein scharf schneidendes Skalpell zu wandeln vermögen. Das gelingt erfreulicherweise in einem nicht zu stark abfallenden dynamischen Verhältnis zur Ausgangsposition.

Aktive Ebene (Potiknopf Volume gezogen): Der Regler hinten auf der Decke kontrolliert beide Pickup-Systeme im aktiven Schaltkreis. In der Mittelstellung (Rasterposition) kommen sie zusammengeschaltet ans Ohr, in den Außenpositionen sind bei Rechtsanschlag die jeweils angewählten Humbucker, bei Linksanschlag die Piezos jeweils allein zu hören. Die zugeschaltete Elektronik verändert natürlich das Klangbild der Humbucker. Alles tönt nun lichter, höhenbetonter, ausgekämmter, auch etwas künstlicher. Aber schau her: Selbst der Steg-Pickup zeigt jetzt Höhen!

Wechseln wir mit Zurückdrehen des Potis auf die piezokeramische Stegabnahme, so hören wir crispe und höhenlastige Sounds, die sich mit etwas Fantasie auch einer Akustikgitarre zuordnen ließen. Immerhin aber mag das für die eine oder andere Situation nützlich sein. Wer will schon für ein Intro mit Akustik-Flair das Instrument wechseln müssen? Der durch Mischung der beiden Tonabnehmersyteme in Mittelstellung erzielte Sound fällt gegen die anderen wohl etwas ab, ist schwächer als diejenigen der getrennt arbeitenden Pickups, ist aber durchaus auch noch OK.

Obwohl man nun einschränkende Begriffe wie Annäherung oder Kompromiss anführen könnte, sind die klingenden Ergebnisse so schlecht nicht, und ein Bonus in Sachen Klangflexibilität ist das auch ohne weitere Bearbeitungsmöglichkeit (keine Tonblende) ja allemal!

 

RESÜMEE

Mit der Forum IV Modern Burl aus der kleinen 20th Anniversary Series kommt Fame mit einem bereits bewährten und beliebten Modell in unikaler Ausführung heraus – vor allem die prachtvolle Decke aus Maserpappel ist hier zu nennen. Mit zugehöriger Seriennummer stellt der Music Store die limitierten Modellversionen einzeln exklusiv zur Wahl. Die trefflich konstruierte und sauber gefertigte Gitarre bietet mit griffigem 24-Bund-Hals und lässiger Handhabung beste Voraussetzungen für freudvolles Tun.

Die elektrische Ausstattung mit Seymour Duncans flexiblem Pickup-Pärchen Jazz und JB inklusive Coil-Split-Funktion plus piezokeramischer Stegabnahme eröffnet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten von angedeuteten Akustik-Sounds bis hin zum Heavy-Brett.

Und wie ist es um den Charakter bestellt? Nun, ein besonders ausgeprägter Charakter ist hier nicht am Start, wohl aber die besten Voraussetzungen, um den Charakter des Spielers ins Bild zu setzen. Die klanglich recht neutrale Auslegung muss also kein Nachteil sein, legt nicht fest und lässt Raum für die individuelle Gestaltung. Auf jeden Fall ist die gebotene Qualität im Verhältnis zum Preis erstaunlich. Ein professionelles Instrument, das, abgesehen von der gerade gestellten, kaum noch Fragen offen lässt! Check!

PLUS

● limitierte 20th Anniversary-Ausführung
● Ansprache, Schwingverhalten
● bewährtes Pickup-Set von Seymour Duncan
● kraftvolle Sounds
● Piezo-Sounds als Bonus
● Tonumfang/24-Bund-Hals
● beste Spieleigenschaften
● seriöse Verarbeitung

MINUS

● keine Klangregelung

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2021)

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Eine tolle Gitarre. Schade nur, dass es wegen des Piezos keinen Ton-Poti gibt. So ist man nicht in der Lage, den Klang sanfter/weicher zu machen. Der Piezo wird fürs richtige Leben überschätzt, der Ton-Poti wird unterschätzt.

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