Von großen Knöpfen gesichert, hängt die Wolfgang Special T.O.M. ausgewogen am Gurt und bietet auch auf dem Bein Entspannung. Der sattelseitig mit knapp 40,6 mm recht schmale Hals ragt relativ weit in den Korpus, weshalb der Tune-o-matic-Steg und das Fine Tuner Stoptail näher zum Korpusende umziehen mussten.
(Bild: Dieter Stork)
Dies erleichtert Barré-Akkorde in den unteren Lagen und schränkt dank großzügig geschnittenem Cutaway und verrundetem Halsübergang den Spielkomfort in den höheren Gefilden nicht sonderlich ein. Der Halsrücken selbst bietet dank der holzig warmen, glatten Oberfläche und sorgfältig verrundeten Bund- und Griffbrettkanten allerhöchsten Spielkomfort.
Anzeige
Verrundeter Halsübergang (Bild: Dieter Stork)
Unplugged gibt sich die Wolfgang Special T.O.M. extrem schwingfreudig und spritzig, spricht direkt, konkret und akzentuiert an, entlässt die Töne blitzschnell aus den Startlöchern um sie langsam und kontinuierlich abklingen zu lassen. Alles in allem stelle ich exzellente Dynamik und respektables Sustain fest.
Trotz der 009-042 EVH-Besaitung tönt die Gitarre überraschend kraftvoll und ausgewogen und geizt auch nicht mit Obertönen. Am Amp zeigt sich, dass der Pickup-Schalter anders als bei ursprünglichen EVH-Modellen konventionell ausgerichtet ist, d.h. Schalterknopf oben = Hals-Humbucker, unten = Steg-Pickup. Zudem bietet die Schaltung keinerlei Alternativen à la Coil Splits, Out-of-Phase o.ä. Ein kompromissloses Rockbrett also.
Der cleane Verstärker präsentiert den Hals-Humbucker fett und druckvoll mit sattem aber definiertem Fundament, warmen, bluesig schmatzenden Mitten, samtigen Höhen und reichlich Obertönen, das Ganze rund, klar und luftig. Abhängig vom Anschlag kann er sowohl weich singen als auch bissig zupacken, unterstützt also in jeder Phase die Tonbildung.
Der Steg-Pickup gibt sich derweil überraschend mittig und warm, liefert kompakte Bässe, drahtige Mitten, geschmackvoll dosierte Höhen und ein breites Obertonspektrum. Aus der Kombi beider Pickups entwickeln sich klare, glockige Klänge, die sich nicht nur für cleanes Single-Note-oder Rhythmus-Spiel anbieten, sondern auch im High-Gain-Betrieb mit charaktervollen Sounds punkten.
Im Zerrbetrieb drückt der Hals-HB voluminöse Powerchords und tieffrequente Riffs aus den Speakern, bleibt dabei aber stets offen und differenziert. Selbst komplexere Vollakkorde zeichnen sich durch präzise Saitentrennung und Definition aus und bleiben stets erkennbar.
Im High-Gain-Betrieb lassen sich ihm durch variables, ausdrucksstarkes Spiel unterschiedlichste Klangfarben entlocken. Der Steg-Humbucker beeindruckt mit einem kraftvollen, durchsetzungsstarken Rhythmusbrett. Beim Solieren lässt sich jeder Ton mit dem Anschlag formen und wird dabei vom Sustain getragen. Nennenswerte Dynamikeinbußen sind währenddessen nicht zu verzeichnen.
Die beiden unterschiedlich weich rotierenden Bourns-Potis besitzen gleichförmige Regelcharakteristik, die präzise Kontrolle von Klang bzw. Verzerrungsgrad gestatten. Dank Treble-Bleed arbeitet Volume beim Zurückregeln ohne großartige Höhenverluste.
RESÜMEE
Wie bereits die zahlreichen Vorgängermodelle, so glänzt auch die neue EVH Wolfgang Special T.O.M. als robustes, zuverlässiges, top verarbeitetes Rock-Arbeitstier mit schnörkelloser Schaltung und dem Klangangebot zweier erstklassiger EVH-Humbucker. Dass die Halstasche leichtes Spiel zeigt, erweist sich in diesem Fall als Vorteil, da sich die Saiten auf dem Griffbrett mittig ausrichten ließen.
Neben besten Schwingungs- und Klangeigenschaften lässt sich die Gitarre nicht nur dank des speziellen Halsdesigns vorzüglich bespielen: Modernes C-Profil (Wolfgang Backshape), zunehmender Griffbrettradius, abgerundete Griffbrett- und Bundkanten, vorbildlich bearbeitete Bünde. Das geringe Gewicht und die perfekte Balance am Gurt und auf dem Bein kommen dem Spielkomfort ebenso zugute wie die leichtgängigen präzisen Bourns-Potis.
Kurz, tolle Gitarre, auch wenn ich das Fine Tuner Stoptail nicht nachvollziehen kann, da ja kein Klemmsattel am Start ist. Egal, man muss die Feinstimmer ja nicht benutzen.
Plus
● Clean- bis High-Gain-Sounds
● Ansprache, Sustain und Dynamik
● Qualität Hölzer und Hardware
● robuste Konstruktion
● Bourns-Potis & Treble Bleed
● Spielbarkeit
● Verarbeitung
● Preis-Leistungs-Verhältnis