Die 3,5 Kilo, die die KH-V auf die Waage bringt, brechen schon mal keine Knochen bzw. keinen Rücken. Und überhaupt hängt die Gitarre super ausgewogen am Gurt. Hier macht sich die Position des Gurtpins bemerkbar. Normalerweise kippt eine Rhoads am Gurt immer nach vorne, die KH-V tut das nicht. Das macht das Spielen schon merklich entspannter. Im Stehen. Im Sitzen ist es auch hier die „klassische“ Haltung, mit dem unteren Horn zwischen den Beinen, was aber – wenn man sich drauf einlässt und dran gewöhnt – absolut klargeht.
Akustisch klingt die Gitarre laut, offen und resoniert gut. Das Klangbild setzt sich auch am Amp fort. Am Steg knackig und fokussiert, am Hals ziemlich klar, aufgeräumt und weniger mummelig als erwartet. Was genau sind denn jetzt diese Bone-Breaker-Pickups? Die EMG-Website hält sich da zurück, aber auf Nachfrage erzählt CEO und Gründer Rob Turner:
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„Kirks Set entstand eigentlich wegen Metallicas FOH-Mischer ‚Big Mick‘ Hughes, der mit dem Sound von Kirks Hals-Pickup nicht zufrieden war. Kirks Gitarren hatten damals sowohl am Steg als auch am Hals 81er. Der 81 am Hals war zu mittenbetont, und Kirk wollte einen großklingenden Pickup. Wir entschieden uns für ein EMG-60-Layout als Basis. Das ist ein Tonabnehmer, der ursprünglich von uns für die Fender Elite Tele von 1982 entwickelt wurde. Die Spulen sind höher und haben einen 1/8“-Kern. Außerdem liegen sie näher beieinander. Der klassische EMG 60 ist mit Keramikmagneten bestückt, während wir uns beim Bone Breaker für AlNiCo-Magnete entschieden haben. Die AlNiCos erhöhen die Induktivität der Spulen, was für eine niedrigere Resonanzfrequenz sorgt, der Pickup klingt voller. Und ich will keine Träume platzen lassen, aber am Steg sitzt immer noch der 81er, was soll ich sagen? Er funktioniert.“
Das Set klingt auf jeden Fall sehr ausgewogen, liefert clean, aber vor allem auch in Zerre sauber ab. Im Vergleich zu einem EMG HET-Set in einer Jackson Rhoads klingt es etwas kühler, sauberer, aber nie kalt. Im Vergleich zu einem 81/60-Set in einer ESP Eclipse fällt die gute Durchsichtigkeit des Hals-Pickups bei der KH-V auf. Das kann an den von Rob beschriebenen Tweaks liegen, aber sicher trägt auch die 24-Bund-Position des Hals-PUs (er sitzt also weiter Richtung Steg) seinen Teil bei.
Insgesamt funktioniert das Set sehr harmonisch zusammen, die Auflösung ist auch bei starker Zerre gut und wenn man will, quiekt und quietscht es in bester Zakk-Manier, dass es eine Freude ist. Das Volume-Poti agiert dazu sehr gleichmäßig, das Tone-Poti greift stärker im ersten Drittel des Regelwegs.
Kirk Hammetts Signature-Pickups: das Bone-Breaker-Set von EMG
RESÜMEE
Eine klasse Gitarre haben Kirk Hammett und ESP hier an den Start gebracht. Klar, sie sieht extravagant aus, aber Dezenz ist ja auch nicht was für jede/n. Mir gefällt’s! Wer noch mehr Bling will, kann zur All-Gold-Variante greifen, düsterer geht’s mit der Black-Sparkle-Ausführung. Hardware, Verarbeitung, Sounds, Haptik und Bespielbarkeit, da passt alles.
Klar, der Preis ist nicht eben geschenkt, vor allem wenn man bedenkt, dass das keine ESP bzw. E-II, sondern eine LTD ist. Da spiegeln sich die stark gestiegenen Preise für so ziemlich alles wider – Metall für die Hardware und die Pickups, Holz, Transport … so ziemlich alle Bezugskosten der Gitarrenhersteller sind explodiert. Dabei hält Kirk hier nicht mal die Hand für Royalties auf und in Summe bekommt man für knapp 1.900 Euro sehr viel „Metal & Mehr“-Gitarre für sein Geld.