(Bild: Dieter Stork)
Mit dem Modell CS-II Caleb Shomo stellt LTD by ESP im Rahmen seiner Signature-Series ein Instrument für den Frontmann der amerikanischen Metalcore-Band Beartooth vor.
Caleb Shomo ist der Gründer, Songwriter und Produzent der Band Beartooth aus Columbus, Ohio. Die Band lässt sich irgendwo zwischen Hardcore-Punk und Nu Metal einordnen. Der Multiinstrumentalist spielt im Studio, vergleichbar mit Trent Reznor bei Nine Inch Nails, alle Instrumente allein ein.
Nachdem er die LTD Phoenix-1001 für sich entdeckt hatte, entwickelte er zusammen mit der Firma, deren Instrumente er fast ausschließlich spielt, schon bald darauf sein erstes LTD Signature Model.
DA KRIEGT DIE ABER SO NEN HALS …
Neck-thru-body nennt sich diese Konstruktion aus der LTD Phoenix Series mit durchgeführtem Hals, in diesem Fall aus dreiteilig gefügtem Ahorn gefertigt und von seitlich angesetzten Korpusflügeln aus Mahagoni ergänzt. Und woran erinnert uns das, nicht zuletzt auch von der asymmetrischen Formgebung mit dem vorgezogenem unteren Horn her? Natürlich an die gute alte Gibson Firebird der Mittsechzigerjahre.
Dem alten Feuervogel beließ man allerdings den Hals-Part am Body erhaben und machte die angesetzten Teile schmaler (gibt es auch bei anderen Modellen der Phoenix-Reihe). Das ist bei der CS-II aber nicht der Fall, sonst wäre es doch auch nicht möglich gewesen, ihr das von schwarzem Binding eingefasste Figured Quilted Maple Top mit Vintage Natural Finish aufzuleimen.
(Bild: Dieter Stork)
Zum Schutz wurde der Decke dann noch ein Pickguard in „brushed black” aufgeschraubt. Der bespielbare Halsbereich bekam ein Thin-U-Profil verpasst und in das tiefschwarze Griffbrett aus Macassar-Ebenholz von 14″ Radius setzte man 22 Edelstahl-Bünde im Extra-Jumbo-Format, dazu noch großzügige Blockeinlagen zur Lagenkennung.
Der wie der Halsrücken rotbraun eingefärbte Korpusboden verfügt oben über eine großzügige Anlagebucht. Analog zur Decke erhielt auch das Griffbrett und die im Winkel über eine Volute herausgeführte Kopfplatte im ReverseHeadstock-style das Black Binding aus Kunststoff.
(Bild: Dieter Stork)
Ausgehend von den nach unten ausgerichteten LTD Locking Tuners laufen die Saiten mit geradem Zug und gutem Andruck über den Sattel aus Black Bone und dann mit 64,8 cm Mensur hinüber zur Gotoh TOM Bridge mit konterndem Tailpiece.
Das von Seymour Duncan exklusiv für ESP gefertigte und in Goldkappen gesetzte Pickup Set umfasst den STR-3 Quarter Pound Tele-style Single Coil Pickup für die Halsposition und einen Custom 14 Humbucker mit AlNiCo-5-Magneten am Steg, letzterer mit im einsamen Volume-Regler angelegter Coil-Split-Option (PushPull). Spartanische Auslegung ohne Tonkontrolle also für unbeeinflusste Tonumsetzung.
Dem CS-II Caleb Shomo-Modell ist ein superber Verarbeitungsstatus zuzusprechen. Der stattliche Vogel verlangt natürlich nach einem angepasst großen und deshalb auch schweren Phoenix Guitar Form Fit Case.
DAS KANNST DU ABER LAUT SAGEN!
Dem mit Quilted Maple Top und Gold-Hardware ordentlich aufgemöbelten Phoenix-Modell des Caleb Shomo wurden nicht wie seinem Gibson-Vorläufer schlanke Flügel angesetzt, denn auch die Seitenteile erreichen hier die volle Korpustiefe von rund 4,5 cm. Das schlägt sich natürlich im Gewicht nieder und so zieht der Vogel mit satten 4 kg am Gurt, an dem er sich ansonsten gut ausrichtet, wenngleich der lang vorspringende Hals mit seiner Nase doch leicht nach unten zieht.
Mit breitem Gurt und aufgelegtem Arm ist das aber kein Problem mehr. Wir haben es bei diesem Modell mit der langen 64,8 cm Mensur zu tun, was den Hals spürbar weit links herausragen lässt und Caleb wünschte sich zudem auch noch eine Sattelbreite von 43 mm (Standard ist 42 mm).
Man langt also weit hinaus und da stellt sich natürlich die Frage nach der individuellen Handhabung, Fingerpositionierung etc.. Der siebte Bund fühlt sich halt etwa so an, wie bei einer Les Paul der fünfte. Famos ist dann aber wieder das eher flache Thin-U-Hals-Shaping, da es mit aufsteigend wenig Zunahme an Tiefe eine selten elegante Haptik bis hinauf zu den letzten, sowieso optimal zugänglichen Bünden bietet.
SHREDDERS PARADISE!
Die massive Bauweise mit dem langen Hals hat auch noch andere Vorteile. Die CS-II bietet darüber profunde Klangentfaltung, glänzt mit fest artikulierendem, ausgesprochen lang ausschwingendem Ton und vorzüglicher Transparenz in der stimmlichen Auflösung von Akkorden!
Am Amp erweist sich die Gitarre mit ihrem Pickup-Mix dann als überraschend wendig. Seymour Duncans Quarter-Pound-High-Output-Tele-Pickup verspricht „Power und Sättigung eines Humbuckers im Telecaster-Format”. Nun ja, vielleicht doch nicht so ganz, aber dieser Tonabnehmer kommt schon erfreulich kraftvoll rüber, verfügt neben seiner guten Klangtiefe doch auch immer noch über erstaunlich klarzeichnende Höhen.
Akkorde klingen groß und sind von fester Statur, zeigen in Crunch-Positionen dann aber neben knochigen Powerchords auch zupackenden Biss. In Sachen Solo-Sounds hat dieser leistungsstarke Pickup dann ebenfalls noch absolut Erfreuliches zu sagen.
Die fetten AlNiCo-5-Stabmagneten sorgen zusammen mit der stark gewickelten Spule für achtbaren Druck und ordentliche Durchsetzungskraft. Über diesen Pickup sind im Overdrive schnalzende Lead-Lines mit fettem Mitten-Boost, aber auch kernigem Schmelz zu erzielen. Das ist allemal mehr, als man von einem Tele-style Pickup gemeinhin erwarten würde.
Der Duncan-Custom-14-Humbucker in Stegposition beschreibt unser Protagonist als Low Gain, Old School und an AC/DC-Sounds ausgerichteten Pickup. Dank der 14 kOhm und stark fokussierter Mitten lässt sich trotz einer gewissen Vintage-Assoziation mit dem Custom 14 natürlich dennoch ordentlich Wind machen.
Auch er ist mit durchaus gesunden Höhen ausgestattet, aber neben richtig ordentlicher Klangwandlung in der Abteilung Clean, ist sein Kerngeschäft dann doch im High Gain zu finden. Da macht er Druck, saftet kernig los und die Obertöne quieken nur so unter unseren Fingern hervor.
Der satte Ton löst sich leicht, springt nach perkussiv herausgestelltem Attack spontan vor und steht wie eine Eins. Er lässt sich auch mit den Fingern und/ oder dem Plektrum bestens modulieren und behauptet sich selbstbewusst in jedem Mix.
Ziehen wir den etwas schwer zu hebenden Volume-Knopf, trennen wir die Spulen, was uns einen richtig seriösen Single-Coil-Sound an die Hand gibt. Der ist an sich schon bestens nutzbar, macht aber vor allem im Zerrmodus mit schön gutturaler Goldkehle richtig was her.
Er spielt aber auch eine Rolle in der Differenzierung der Klangausbeute bei zusammengeschalteten Pickups, die in Normalstellung mit leicht ausgekämmtem Frequenzbild überzeugend rüberkommen. Die klangfarblichen und dynamischen Unterschiede sind mit gezogenem Volume-Poti dann nicht allzu groß, aber die mögliche Abstimmung in Richtung Mittenreduktion, Draht im Ton und Transparenz der Darstellung ist dennoch höchst effektiv.
(Bild: Dieter Stork)
RESÜMEE
Mit dem Signature-Modell CS-II Caleb Shomo wendet sich LTD gezielt an Spieler, die etwas härtere Gangarten lieben. Dabei ist dieses Phoenix-Modell gar nicht mal so einseitig breitbeinig aufgestellt, wie man vermuten könnte.
Mit der 4 kg schweren CS-II hat man schon ein eher machtvolles Spielgerät auf der Schulter und der lange, mit gut 43 mm Sattelbreite auch nicht gerade schmale Hals verlangt schon nach viriler Handhabung, wenngleich er mit seinem fabelhaften Profil und bestens freigestelltem Griffbrett nach solistischer Handhabung förmlich schreit.
Auch ist die Elektrik mit dem verbauten Duncan-Pickup-Mix inklusive Coil-Split-Option keineswegs plump ausgelegt. Jazz-Spieler werden wegen der stilistischen Ausrichtung und des vogeligen Looks, auch fehlt der Dumpfton-Regler, aber wohl kaum zu diesem Modell greifen.
Dennoch reagiert die CS-II keineswegs nur auf Alarm und Sturmglocke, denn sie liefert auch durchaus differenzierte Sounds. Fraglos aber will sie dem Drang nach Größe und pathetischer Offensive gerne gerecht werden. Wie es Caleb Shomo sagt: „Plug it in – crank it up and just feel inspired!” Dem kann man sich einfach nur anschließen.
⊕ Plus
● aufgemöbeltes Phoenix-Design
● enorm solide Konstruktion
● Pickup-Mix mit Coil-Split-Option des Humbuckers
● kraftvoll fokussierte Sounds
● Spieleigenschaften, Erreichbarkeit der hohen Lagen
● Verarbeitung
⊖ Minus
● Gewicht von 4 kg grenzwertig

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2025)