Der lange Arm des Phoenix

Test: ESP/LTD CS-II Caleb Shomo Vintage Natural

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SHREDDERS PARADISE!

Die massive Bauweise mit dem langen Hals hat auch noch andere Vorteile. Die CS-II bietet darüber profunde Klangentfaltung, glänzt mit fest artikulierendem, ausgesprochen lang ausschwingendem Ton und vorzüglicher Transparenz in der stimmlichen Auflösung von Akkorden!

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Am Amp erweist sich die Gitarre mit ihrem Pickup-Mix dann als überraschend wendig. Seymour Duncans Quarter-Pound-High-Output-Tele-Pickup verspricht „Power und Sättigung eines Humbuckers im Telecaster-Format”. Nun ja, vielleicht doch nicht so ganz, aber dieser Tonabnehmer kommt schon erfreulich kraftvoll rüber, verfügt neben seiner guten Klangtiefe doch auch immer noch über erstaunlich klarzeichnende Höhen.

Akkorde klingen groß und sind von fester Statur, zeigen in Crunch-Positionen dann aber neben knochigen Powerchords auch zupackenden Biss. In Sachen Solo-Sounds hat dieser leistungsstarke Pickup dann ebenfalls noch absolut Erfreuliches zu sagen.

Die fetten AlNiCo-5-Stabmagneten sorgen zusammen mit der stark gewickelten Spule für achtbaren Druck und ordentliche Durchsetzungskraft. Über diesen Pickup sind im Overdrive schnalzende Lead-Lines mit fettem Mitten-Boost, aber auch kernigem Schmelz zu erzielen. Das ist allemal mehr, als man von einem Tele-style Pickup gemeinhin erwarten würde.

Der Duncan-Custom-14-Humbucker in Stegposition beschreibt unser Protagonist als Low Gain, Old School und an AC/DC-Sounds ausgerichteten Pickup. Dank der 14 kOhm und stark fokussierter Mitten lässt sich trotz einer gewissen Vintage-Assoziation mit dem Custom 14 natürlich dennoch ordentlich Wind machen.

Auch er ist mit durchaus gesunden Höhen ausgestattet, aber neben richtig ordentlicher Klangwandlung in der Abteilung Clean, ist sein Kerngeschäft dann doch im High Gain zu finden. Da macht er Druck, saftet kernig los und die Obertöne quieken nur so unter unseren Fingern hervor.

Der satte Ton löst sich leicht, springt nach perkussiv herausgestelltem Attack spontan vor und steht wie eine Eins. Er lässt sich auch mit den Fingern und/ oder dem Plektrum bestens modulieren und behauptet sich selbstbewusst in jedem Mix.

Ziehen wir den etwas schwer zu hebenden Volume-Knopf, trennen wir die Spulen, was uns einen richtig seriösen Single-Coil-Sound an die Hand gibt. Der ist an sich schon bestens nutzbar, macht aber vor allem im Zerrmodus mit schön gutturaler Goldkehle richtig was her.

Er spielt aber auch eine Rolle in der Differenzierung der Klangausbeute bei zusammengeschalteten Pickups, die in Normalstellung mit leicht ausgekämmtem Frequenzbild überzeugend rüberkommen. Die klangfarblichen und dynamischen Unterschiede sind mit gezogenem Volume-Poti dann nicht allzu groß, aber die mögliche Abstimmung in Richtung Mittenreduktion, Draht im Ton und Transparenz der Darstellung ist dennoch höchst effektiv.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Mit dem Signature-Modell CS-II Caleb Shomo wendet sich LTD gezielt an Spieler, die etwas härtere Gangarten lieben. Dabei ist dieses Phoenix-Modell gar nicht mal so einseitig breitbeinig aufgestellt, wie man vermuten könnte.

Mit der 4 kg schweren CS-II hat man schon ein eher machtvolles Spielgerät auf der Schulter und der lange, mit gut 43 mm Sattelbreite auch nicht gerade schmale Hals verlangt schon nach viriler Handhabung, wenngleich er mit seinem fabelhaften Profil und bestens freigestelltem Griffbrett nach solistischer Handhabung förmlich schreit.

Auch ist die Elektrik mit dem verbauten Duncan-Pickup-Mix inklusive Coil-Split-Option keineswegs plump ausgelegt. Jazz-Spieler werden wegen der stilistischen Ausrichtung und des vogeligen Looks, auch fehlt der Dumpfton-Regler, aber wohl kaum zu diesem Modell greifen.

Dennoch reagiert die CS-II keineswegs nur auf Alarm und Sturmglocke, denn sie liefert auch durchaus differenzierte Sounds. Fraglos aber will sie dem Drang nach Größe und pathetischer Offensive gerne gerecht werden. Wie es Caleb Shomo sagt: „Plug it in – crank it up and just feel inspired!” Dem kann man sich einfach nur anschließen.

⊕ Plus

● aufgemöbeltes Phoenix-Design
● enorm solide Konstruktion
● Pickup-Mix mit Coil-Split-Option des Humbuckers
● kraftvoll fokussierte Sounds
● Spieleigenschaften, Erreichbarkeit der hohen Lagen
● Verarbeitung

⊖ Minus

● Gewicht von 4 kg grenzwertig

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2025)

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