Der lange Arm des Phoenix
Test: ESP/LTD CS-II Caleb Shomo Vintage Natural
von Franz Holtmann, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
Mit dem Modell CS-II Caleb Shomo stellt LTD by ESP im Rahmen seiner Signature-Series ein Instrument für den Frontmann der amerikanischen Metalcore-Band Beartooth vor.
Caleb Shomo ist der Gründer, Songwriter und Produzent der Band Beartooth aus Columbus, Ohio. Die Band lässt sich irgendwo zwischen Hardcore-Punk und Nu Metal einordnen. Der Multiinstrumentalist spielt im Studio, vergleichbar mit Trent Reznor bei Nine Inch Nails, alle Instrumente allein ein.
Nachdem er die LTD Phoenix-1001 für sich entdeckt hatte, entwickelte er zusammen mit der Firma, deren Instrumente er fast ausschließlich spielt, schon bald darauf sein erstes LTD Signature Model.
DA KRIEGT DIE ABER SO NEN HALS …
Neck-thru-body nennt sich diese Konstruktion aus der LTD Phoenix Series mit durchgeführtem Hals, in diesem Fall aus dreiteilig gefügtem Ahorn gefertigt und von seitlich angesetzten Korpusflügeln aus Mahagoni ergänzt. Und woran erinnert uns das, nicht zuletzt auch von der asymmetrischen Formgebung mit dem vorgezogenem unteren Horn her? Natürlich an die gute alte Gibson Firebird der Mittsechzigerjahre.
Dem alten Feuervogel beließ man allerdings den Hals-Part am Body erhaben und machte die angesetzten Teile schmaler (gibt es auch bei anderen Modellen der Phoenix-Reihe). Das ist bei der CS-II aber nicht der Fall, sonst wäre es doch auch nicht möglich gewesen, ihr das von schwarzem Binding eingefasste Figured Quilted Maple Top mit Vintage Natural Finish aufzuleimen.
(Bild: Dieter Stork)
Zum Schutz wurde der Decke dann noch ein Pickguard in „brushed black” aufgeschraubt. Der bespielbare Halsbereich bekam ein Thin-U-Profil verpasst und in das tiefschwarze Griffbrett aus Macassar-Ebenholz von 14″ Radius setzte man 22 Edelstahl-Bünde im Extra-Jumbo-Format, dazu noch großzügige Blockeinlagen zur Lagenkennung.
Der wie der Halsrücken rotbraun eingefärbte Korpusboden verfügt oben über eine großzügige Anlagebucht. Analog zur Decke erhielt auch das Griffbrett und die im Winkel über eine Volute herausgeführte Kopfplatte im ReverseHeadstock-style das Black Binding aus Kunststoff.
(Bild: Dieter Stork)
Ausgehend von den nach unten ausgerichteten LTD Locking Tuners laufen die Saiten mit geradem Zug und gutem Andruck über den Sattel aus Black Bone und dann mit 64,8 cm Mensur hinüber zur Gotoh TOM Bridge mit konterndem Tailpiece.
Das von Seymour Duncan exklusiv für ESP gefertigte und in Goldkappen gesetzte Pickup Set umfasst den STR-3 Quarter Pound Tele-style Single Coil Pickup für die Halsposition und einen Custom 14 Humbucker mit AlNiCo-5-Magneten am Steg, letzterer mit im einsamen Volume-Regler angelegter Coil-Split-Option (PushPull). Spartanische Auslegung ohne Tonkontrolle also für unbeeinflusste Tonumsetzung.
Dem CS-II Caleb Shomo-Modell ist ein superber Verarbeitungsstatus zuzusprechen. Der stattliche Vogel verlangt natürlich nach einem angepasst großen und deshalb auch schweren Phoenix Guitar Form Fit Case.
DAS KANNST DU ABER LAUT SAGEN!
Dem mit Quilted Maple Top und Gold-Hardware ordentlich aufgemöbelten Phoenix-Modell des Caleb Shomo wurden nicht wie seinem Gibson-Vorläufer schlanke Flügel angesetzt, denn auch die Seitenteile erreichen hier die volle Korpustiefe von rund 4,5 cm. Das schlägt sich natürlich im Gewicht nieder und so zieht der Vogel mit satten 4 kg am Gurt, an dem er sich ansonsten gut ausrichtet, wenngleich der lang vorspringende Hals mit seiner Nase doch leicht nach unten zieht.
Mit breitem Gurt und aufgelegtem Arm ist das aber kein Problem mehr. Wir haben es bei diesem Modell mit der langen 64,8 cm Mensur zu tun, was den Hals spürbar weit links herausragen lässt und Caleb wünschte sich zudem auch noch eine Sattelbreite von 43 mm (Standard ist 42 mm).
Man langt also weit hinaus und da stellt sich natürlich die Frage nach der individuellen Handhabung, Fingerpositionierung etc.. Der siebte Bund fühlt sich halt etwa so an, wie bei einer Les Paul der fünfte. Famos ist dann aber wieder das eher flache Thin-U-Hals-Shaping, da es mit aufsteigend wenig Zunahme an Tiefe eine selten elegante Haptik bis hinauf zu den letzten, sowieso optimal zugänglichen Bünden bietet.
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