Signalvernichter?!

Test: EarthQuaker Devices Plumes

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(Bild: Dieter Stork)

Bekanntermaßen vermitteln die oftmals unorthodoxen Modellbezeichnungen der EarthQuaker-Produkte nicht immer eindeutig deren Aufgabe. Was ein spezielles Overdrive/Booster-Pedal mit Plumes (also Federn) zu tun hat, bleibt ebenso offen wie die Zusatzbezeichnung „Small Signal Shredder“.

Der Hersteller preist sein Plumes als Low- bis Medium-Gain-Overdrive-Pedal für Gitarre, Bass und Keyboards (!) an, das auf dem legendären Tube Screamer basiert, jedoch sowohl auf den klassischen OpAmp JRC4558 als auch auf die BJT-Transistor-Buffer verzichtet. Selbige wurden durch JFET-Operationsverstärker ersetzt und dabei gleich die Eingangsimpedanz auf fast 10 MOhm erhöht. Diese Modifikationen minimieren das Rauschen, bieten bessere Signalintegrität und einen klareren Hochtonbereich. Durch eine interne Spannungswandlung in +/- 9 Volt soll zudem mehr Headroom erzielt werden.

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(Bild: Dieter Stork)

Das pulverbeschichtete Alugehäuse (67 x 56 x 126 mm/BHT, 270 g) bietet auf seiner Stirnseite Input, Output und den Anschluss fürs DC-9V-Netzteil. Obgleich das Plumes nur 25 mA Strom aufnimmt, ist ein Batteriebetrieb nicht vorgesehen. Auf der Bedienfläche finden sich die OD-typischen Regler Gain, Tone und Level, dazwischen ein Kippschalter für drei Betriebsmodi, sowie ein Fußtaster mit weißer Status-LED. Die relais-basierte Flexi-Switching-Technologie ermöglicht es, den Fußtaster auch als Schalter zu nutzen. Dabei ist der Effekt aktiv, solange der Fußtaster gedrückt gehalten wird, während die LED dauerhaft leuchtet. Betätigt man indes den Taster nur kurz, wird das Pedal wie gewohnt ein- bzw. ausgeschaltet (True Bypass), entsprechend reagiert auch die LED. Die drei Betriebsmodi bieten verschiedene Clipping-Optionen:

Mode 1: Symmetrisches LED-Clipping für mehr Crunch und Kompression. Gain auf Null (7 Uhr) startet mit dezentem Anzerren. Da bei Level auf 9 Uhr die Ausgangspegel von ein- und ausgeschaltetem Plumes gleich laut sind, bietet Level noch jede Menge Reserven, um den Amp mit kräftigem Boost anzublasen. Belässt man Level bei 9 Uhr, geht das Aufdrehen von Gain mit deutlichem Pegelanstieg einher. Die Verzerrung zieht relativ kontinuierlich an, lediglich zwischen 13 und 15 Uhr erfolgt ein satter Gain-Schub. Simultan nimmt auch die Kompression zu, bleibt jedoch insgesamt zurückhaltend. Der Zerrcharakter ist weniger homogen und sahnig, sondern eher aggressiv und lässt einen Hauch von Fuzz erkennen.

Mode 2: OpAmp-Drive liefert bei zugedrehtem Gain kräftigen Clean-Boost. Zunehmendes Gain erzeugt zusätzliche aggressive Low- bis Mid-Overdrive-Zerre und gleichzeitig erhöhten Ausgangspegel.

Mode 3: Asymmetrisches Clipping mit Siliziumdioden ähnlich dem original Tube Screamer für mehr Transparenz, hier jedoch mit höherer Ausgangsleistung. Für meinen Geschmack bietet das Plumes hier die harmonischste Verzerrung, mit sehr gleichmäßig regelbarem Zerr-Spektrum von gemäßigtem Crunch bis singendem Lead und eher unauffälliger Kompression.

Unabhängig vom gewählten Clipping Mode greift das Tone-Poti sehr beherzt ins Klanggeschehen ein und ermöglicht weit mehr als nur Feinabstimmungen. Die angepasste Cutoff-Funktion des Reglers liefert einen optimierten Frequenzgang, der kräftigere Bässe liefert, dabei aber weder die Durchsetzungsfähigkeit der Mitten, noch die Transparenz der Höhen beeinträchtigt.

Resümee

Signalvernichter? Au contraire, mon frère! Das EarthQuaker Devices Plumes liefert eine Vielzahl interessanter OD-Varianten, die durch das Tone-Poti effektiv aber dabei immer musikalisch verbogen werden können. Antesten!

PLUS

  • variable, sehr gut klingende, charakterstarke Verzerrungen
  • Flexi-Switching (Fußtaster/-schalter)
  • Ansprache, Dynamik & Durchsetzungsvermögen
  • geringes Rauschen
  • Qualität der Bauteile
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2019)

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