So)))nnenfinsternis

Test: EarthQuaker Devices Life Pedal V3

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(Bild: Dieter Stork)

Bei kaum einer anderen Band dürfte die Zusammenarbeit mit einem Effektgerätehersteller jemals für so viel Interesse in der Pedal-Szene gesorgt haben, wie im Falle von Sunn O))). Was es mit dem Life Pedal auf sich hat, wofür sich dieser Verzerrer eignet und wer die beiden finsteren Gestalten hinter Sunn O))) sind, klären wir hier.

Eigentlich war es schon lange überfällig: Stephen O’Malley (aka „SOMA“, Gitarre) und Greg Anderson (aka „The Lord“, ebenfalls Gitarre), die beiden Masterminds hinter dem Bandnamen „Sunn O)))“ (das „O)))“ ist stumm und erinnert lediglich an den gleichnamigen Instrumenten- und Verstärkerhersteller nach dem sich die Band benannt hat), haben endlich ein eigenes Signature-Distortion-Pedal. Genau genommen handelt es sich bereits um die dritte Auflage dieses Pedals, das in den verschiedenen Versionen stetig verbessert wurde. Um zu verstehen, was es mit diesem Gerät auf sich hat, ist ein wenig Kontext notwendig. Bühne frei für Sunn O))).

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SOMA & THE LORD

Es ist ein Septemberabend im Jahr 2016. Ein tiefes, diffuses Brummen füllt die Turbinenhalle in Bochum. Obwohl es bereits nach 22 Uhr ist, strömen noch immer Leute in die Halle. Parallel dazu, wird von der Bühnenseite eine unglaubliche Menge Nebel in die Menschenmenge gepumpt, sodass die Sichtweite auf etwa zehn Meter reduziert wird. Irgendwann ist eine bizarr verkleidete Figur auf der Bühne auszumachen, die in einem komplett verspiegelten Gewand, schwer Verständliches in ein Mikrofon röchelt. Frontmann Attila Csihar – dem einen oder anderen Metalhead vielleicht durch seinen Job bei den Black-Metallern von „Mayhem“ bekannt – hat die Show eröffnet.

Nach und nach schlendern dann der Keyboarder Toz und die beiden Gitarristen Stephen O’Malley und Greg Anderson auf die Bühne – natürlich in den ikonischen Roben, die die Band seit ihren Anfangstagen trägt. Ab diesem Punkt wird es laut. Und damit meine ich wirklich LAUT. Zwar habe ich bis zu diesem Tag durchaus die eine oder andere klanggewaltige Band live gesehen – solch einem Feuersturm an Lautstärke war ich bis dato jedoch nicht ausgesetzt. Dabei sind es vor allem die ultratiefen Frequenzen, die meinem Körper das nahende Ende der physischen Existenz signalisieren.

Vor einer gigantischen Backline aus etwa 15 alten Sunn-Model-T-Verstärkern (mit jeweils zwei 4×12“-Boxen darunter) sowie einem ganzen Haufen Ampeg-SVT-Topteile mit passenden 8x10erBoxen stehend, walzen die vermummten Musiker unendlich langsam wirkende Riffs durch die Lautsprecher, die einem im wahrsten Sinne des Wortes den Magen auf links krempeln. Unterstützt wird diese Lärmorgie durch einen abgrundtiefen Synth-Bass, gelegentlich mal einer Posaune und der albtraumhaften Performance von Sänger Attila. Durch die geschickte Kombination aus hektoliterweise Kunstnebel und einer ausgesprochen geschmackvollen Beleuchtung, wirkt die gigantische Backline wie ein Gebirgsmassiv, vor dem sich demütig ein paar Menschen tummeln.

Gegen Ende des Konzertes gehe ich ein wenig nach hinten, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie sich der Sound in der Halle verteilt. Am Ende des Raumes stelle ich dann fest, dass es so laut ist, dass die Blechwand eines Schiebetors am Hallenende wie eine Art passive Membran schwingt. Möglichst ohne über die Gebäudestatik nachzudenken, gehe ich wieder Richtung Bühne, und stelle nach dem Abgang der Musiker und bei eingeschaltetem Putzlicht erstaunt fest, dass die Pedalboards der beiden Gitarristen gar nicht so überladen sind, wie man vermuten würde.

Während Greg Anderson ein altes Big-Muff-Pedal von Electro Harmonix zum zentralen Bestandteil seines Distortion-Sounds gemacht hat, fällt mir auf, dass beide Gitarristen eine alte ProCo Rat in ihrem Arsenal haben. Natürlich finden sich daneben weitere Overdrive- und Distortion-Pedale (im Falle von Stephen O’Malley sogar einige Geräte von Peter Cornish). Trotzdem ist es die Rat in Verbindung mit dem Model-T-Topteil, die seit dem ersten der Band den Sound von Sunn O))) maßgeblich geprägt hat.

LIFE PEDAL

Das EarthQuaker Devices Life Pedal (benannt nach dem 2019er Album „Life Metal“) orientiert sich in seinen Grundzügen an einer alten Rat, die mit dem Schaltkreis eines Shin-ei-FY2 bzw. -FY6 kombiniert wurde. Grundsätzlich ist das Pedal in drei Sektionen aufgeteilt, von denen jede separat fußschaltbar ist. Als Basis dient der „Magnitude“-Schalter, welcher die Distortion-Sektion aktiviert. Ausgestattet mit den Reglern „Amplitude“ (Lautstärke), „Filter“, „Distortion“ und „Clip“, bekommt man hier bereits viele Möglichkeiten, den Klang zu formen. Bei dem Clip-Poti handelt es sich genau genommen um einen Drehschalter, der zwischen symmetrischem bzw. asymmetrischem Clipping oder dem reinen Op-Amp wählen lässt.

Als Nächstes bekommt man einen zuschaltbaren Octave-Up-Regler, der dem Signal eine hohe Oktave beimischt. Zu guter Letzt gibt es mit dem „Magnitude“-Regler eine Boost-Sektion, die das Signal abermals verstärkt, ohne jedoch zusätzliche Verzerrung zu produzieren. Interessant ist Earth-Quakers Flexi-Switch-Technologie: Hält man den jeweiligen Fußschalter einfach gedrückt, ist der Effekt nur so lange aktiv, wie der Switch gehalten wird. Nimmt man den Fuß vom Schalter, wird der Effekt sofort wieder deaktiviert. Ein nettes Feature, wenn man beispielsweise nur eine kurze Passage klanglich ausschmücken möchte. Für noch mehr Spielspaß gibt es die Möglichkeit, die hohe Oktave über einen Expression-Pedal-Anschluss zu steuern.

Das grafische Design des Life Pedals bringt alles mit, was dem Sunn-O)))-Fan lieb und teuer ist: an alte Black-Metal-Alben erinnernde Frakturschrift in Gold, Kreuze (normal und umgedreht), ein riesiges rotes O)))-Logo, japanische Typografie, sowie ein edel wirkender, schwarzer Hintergrund. Über die Verarbeitung gibt es nichts als Lob zu berichten: satt drehende Potis, ein sauberer Aufdruck und die Soft-Style-Schalter (natürlich True Bypass) vermitteln einen hochwertigen Eindruck. Auch ein Blick auf die große, fast das gesamte Gehäuse ausfüllende Platine gibt keinen Grund zur Klage. Lediglich eine Batterie hat hier keinen Platz mehr.

Die grafische Gestaltung des Life Pedals fügt sich ins ästhetische Gesamtkonzept der Band ein. (Bild: Dieter Stork)

 

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