Nichts für schwache Nerven

Test: Death by Audio Apocalypse, Reverberation Machine, Micro Dream

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Death by Audio(Bild: Dieter Stork)

Death by Audio aus den USA sind nun wirklich keine Neulinge am heiß umkämpften Pedalmarkt. Trotzdem schafft es die kleine Edelfirma immer wieder, erstaunlich spannende und eigenwillige Pedale herauszubringen. Unsere drei Testgeräte sind auf jeden Fall nichts für Leute, die es clean und aufgeräumt mögen.

Als Oliver Ackermann die Firma im Jahre 2002 in New York aus der Taufe hob, hätte sicherlich keiner daran gedacht, dass wir es heute – immerhin 16 Jahre später – mit einer absolut etablierten Boutique-Pedal-Marke zu tun haben würden. So findet man die Geräte mittlerweile auf den Pedalboards der Melvins und auch Avantgarde-Legende Keiji Haino wurde bereits mit Geräten von Death by Audio gesichtet.

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Dabei haben die New Yorker es geschafft, sich von ihren rustikalen Anfängen zu lösen und sich stetig zu professionalisieren und weiterzuentwickeln. Klassiker wie das Interstellar Overdrive oder auch das Fuzzwar Overload sind aus der heutigen Boutique-Pedal-Welt kaum noch wegzudenken. Zum Test liegen uns nun das Apocalypse-Fuzz, die Reverberation Machine und das Micro-Dream-Delay vor.

cooler look

Bevor wir uns in die Details stürzen, erwähne ich ein paar Gemeinsamkeiten unserer Testgeräte. Wie alle Death-by-Audio-Pedale sind auch unsere drei Kandidaten mit dem für die Firma typischen Retro-Design ausgestattet. Die Graphiken sind einfach klasse und laden dazu ein, zu experimentieren und die unterschiedlichen Soundlandschaften zu erkunden. Die pulverbeschichteten Gehäuse vermitteln einen sehr hochwertigen Eindruck und zeigen, dass die Firma mit dem Spray-Paint-Look der Anfangstage nicht mehr viel zu tun hat.

Im Inneren erinnert (leider) dann doch so einiges an die frühen Zeiten von Death by Audio. Die Kopfüber montierten Platinen lassen zwar kaum Aufschluss über die verwendeten Bauteile zu, zeigen aber, dass man es hier beim Löten in letzter Konsequenz nicht ganz so genau nimmt. Da ist schon die ein oder andere braune Stelle zu sehen und wenn man bedenkt, wie unheimlich akkurat manch deutscher Boutique-Hersteller mittlerweile fertigt, würde ich mal behaupten, dass bei den New Yorkern noch ein bisschen Luft nach oben ist.

Ein weiterer Minuspunkt ist die wenig servicefreundliche Befestigung der Platine. Diese wurde einfach fest mit den Reglern und dem Fußschalter verbunden, sodass im Falle einer Reparatur im Grunde das gesamte Gerät zerlegt werden muss. Allerdings sei erwähnt, dass die Jungs mit Sicherheit wissen, was sie tun und um dies zu unterstreichen dem Kunden die Möglichkeit geben, das gekaufte Pedal zu registrieren und ganze vier Jahre Garantie gewähren. Ein feiner Zug wie ich finde! Alle drei Geräte werden übrigens mit einer 9-V-Batterie ausgeliefert.

Beim Apocalypse Fuzz handelt es sich um eines der prominentesten Pedale der New Yorker Firma. Das Gerät ist im Prinzip in drei kleine Sektionen unterteilt. Da wäre zu einem die Drive Abteilung, welche mit nur zwei Potis auskommt (Volume und Drive). Als nächstes folgt ein Rotary-Schalter, welcher das Signal durch fünf unterschiedliche Verstärkerstufen schickt, die wie folgt beschrieben werden:

„Twin-T Scoop“ soll das leiseste und mittenärmste Signal liefern, „War Fuzz“ gesättigten Distortion-Sound mit reichlich Sustain. „Dual J-Fet“ soll identisch mit dem War-Fuzz-Preset sein, nur dass Feld-Effekt-Transistoren zum Einsatz kommen. „Octave Rect“ addiert eine hohe Oktave zum Originalton und „Gain x1000“ soll am meisten Gain haben und absichtlich „strange results“ produzieren. Von dem jeweiligen Verstärker aus geht es dann zur EQ-Sektion, welche mit nur einem Poti die volle Bandbreite abdecken soll. Das Apocalypse ist mit seinen 14 × 12 cm übrigens nicht gerade klein – es sollte also ein gewisses Platzangebot auf dem Pedalboard bereitgehalten werden.

Deutlich kleiner ist da schon die Reverberation Machine, die mit 11,5 × 9 cm schon weniger Platz in Anspruch nimmt. Wie der Name schon verrät, haben wir es hier natürlich mit einem Reverb-Pedal zu tun. Die Ausstattung ist im Prinzip auch hier recht einfach: Neben einem Lautstärke- und einem Reverb-Regler (hier „Verb“) findet sich erstaunlicherweise noch ein Gain-Poti. Das lässt erahnen, dass wir es hier nicht mit einem 08/15-Halleffekt zu tun haben – würde man bei Death by Audio aber vielleicht auch nicht erwarten. Zu guter Letzt ist das Pedal noch mit einem Dark/Bright-Switch versehen, welcher über den Klangcharakter des Hall-Signals entscheidet.

Das Micro Dream ist das dritte und auch kleinste Gerät in unserer Testreihe. Die Graphik erinnert ein wenig an die Ära großartiger Filme wie ‚Terminator‘ oder ‚Alien‘ und lässt einen wehmütig auf die 80er-Jahre zurückblicken. Im Grunde ist das Gerät mit den drei typischen Delay-Pedal-Reglern Feedback (hier F-Back), Delay und Time ausgestattet; bei Letzterem ist die Skalierung des Potis dankenswerterweise in Millisekunden angegeben.

Ein internes Trim-Poti bestimmt, ab welcher Stellung des F-Back-Reglers die Selbstoszillation eintreten soll. Das Micro Dream kann Wiederholungen von stattlichen 1000 Millisekunden produzieren und wird vom Hersteller als „Beautiful Lo-Fi Delay“ beschrieben. Wie bei allen Pedalen sind auch hier die Buchsen so wie der Anschluss für die Stromversorgung stirnseitig angebracht, sodass eine saubere Verkabelung auf dem Pedalboard einfacher wird. Alles in allem machen die drei Pedale von Death by Audio einen ziemlich soliden Eindruck.

Death by Audio(Bild: Dieter Stork)

herrlich anders

Um möglichst genau die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sounds des Apocalypse Fuzz zu hören, habe ich den Verstärker absolut clean und möglichst neutral eingestellt. Generell sei gesagt, dass das Pedal hier auch besser klang, als vor einem leicht zerrenden Verstärker – angesichts der unglaublichen Gain-Reserven des Apocalypse, wurde es dann doch manchmal ein wenig zu viel des Guten.

Beginnen wir also wie immer mit allen Reglern in der Mittelstellung und mit dem Twin-T-Scoop-Setting. Zu hören ist ein wahrlich giftiger und fies klingender Fuzz-Sound, der ganz klar Anleihen an das klassische Big-Muff-Pedal aufweist. Das Low-End ist beeindruckend mächtig, die Mitten sind – je nach Position des EQ-Reglers – ein wenig zurückgenommen. Dreht man das große Klangpoti noch ein bisschen weiter nach Links, wird die Mitten-Senke noch ein wenig verstärkt und die bissigen Höhen treten etwas mehr in den Vordergrund.

Gänzlich anders klingt im Vergleich das War-Fuzz-Setting. Der Sound wird zunächst einmal merklich lauter und ausgewogener und die bissigen Höhen werden in ihre Schranken gewiesen. Eine breite Mittenwand tritt deutlich in den Vordergrund und der Klang wird weniger fuzzy. Den Stoner Rockern dürfte dieser Sound besonders gut gefallen. Einen sehr ähnlichen Ton, mit einem leicht veränderten Charakter im Mittenspektrum, liefert das Dual-F-Fet-Preset.

Völlig anders und vor allem deutlich extremer klingt dagegen der Octave-Rect-Sound. Das Ganze erinnert ein klein wenig an Hendrix’ Octa-Fuzz-Ton, allerdings mit deutlich mehr Gain und auf eine interessante Art und Weise unkontrolliert. Dreht man das Gain-Poti weit auf, ergibt sich eine Art Gate-Effekt, welcher ein wenig an das Öffnen eines Klettverschlusses erinnert. Wie dominant die hohe Oktave zu hören ist, ist ein wenig von der Position des EQ-Reglers abhängig – je weiter man das Poti nach rechts dreht, desto giftiger wird der Sound.

Das Gain-x1000-Preset liefert dann zu guter Letzt die völlige Apokalypse. Hier produziert das Pedal einfach unfassbar viel Verzerrung. Der Ton wird abermals ziemlich dicht und fett, lässt sich aber mittels des Equalizers wunderbar verbiegen. Obacht: bei so viel Zerre steigen natürlich auch die Nebengeräusche ziemlich an. Wen das stört, der sollte ggf. ein Noise Gate benutzen damit in den Spielpausen Ruhe herrscht.

Death by Audio(Bild: Dieter Stork)

Nicht ganz so rabiat geht es mit unserem nächsten Testkandidaten weiter. Die Reverberation Machine entpuppt sich interessanterweise als Reverb und Overdrive in einem Gerät. Dreht man das Reverb-Poti ganz auf Linksanschlag – sodass also nur das trockene Signal hörbar ist – hat man mit dem Volume- und Gain-Regler ein ganz wunderbar funktionierendes Zerrpedal, welches beachtliche Boost-Reserven mitbringt. Das Ganze reicht von dezentem Crunch bis hin zu richtig satten und angenehm komprimierten Overdrive-Sounds.

Der Schwerpunkt der Reverberation Machine liegt ganz klar auf dreckig-schepperigen Federhallklängen, welche eine gewaltige Schippe Schmutz mitbekommen haben. Der Dark/Bright-Schalter legt zunächst die grundsätzliche Klangfarbe des Effekts fest; mit dem Verb-Poti lässt sich dann bestimmen, wie viel Hallsignal dem Sound beigemischt werden soll. Dabei ist von recht dezenten Reverbs bis hin zu gewaltig großen Hallräumen im Prinzip alles machbar. Dreht man alle drei Regler weit auf, fängt das Pedal an, ein gewisses Eigenleben zu entwickeln.

Ein wenig White Noise hier, ein bisschen Selbstoszillation da und schon hat man das Gefühl, nur noch begrenzt Kontrolle über die Reverberation Machine zu haben. Richtig gut finde ich, dass man den Gain-Regler einfach komplett zudrehen kann, um so saubere Hall-Sounds zu produzieren – es muss ja nicht immer dreckig sein.

Nach diesen zwei wirklich nicht ganz alltäglichen Pedalen wundert es umso mehr, dass Death by Audio mit dem Micro Dream ein überraschend klassisches Analog-Delay vorlegen. Der Sound ist wunderbar warm und die Wiederholungen verlieren zunehmend an Höhen. Von super kurzen Slapbacks bis hin zu einer Sekunde langen Wiederholungen deckt das Micro Dream eine große Bandbreite an verschiedenen Delay-Sounds ab.

Je nachdem wie das interne Trim-Poti eingestellt ist, lässt sich mit dem Feedback-Regler der Sound früher oder eben später in wilde Oszilationseskapaden treiben, was dank der großen Spannweite der Wiederholungszeit richtig viel Spaß macht. Auch in der Kombination mit diversen Fuzzund Overdrive-Pedalen macht unser Testgerät eine äußerst gute Figur – je nach Position des Delay-Potis lassen sich so mehr oder weniger extreme Sounds produzieren.

alternativen

Der Look und der Ansatz von Death by Audio sind schon eine recht eigenständige Geschichte. Grundsätzlich würden mir als Alternative da zunächst die Pedale des deutschen Herstellers JPTR FX einfallen, welche nicht nur ähnlich aussehen, sondern ebenfalls für wirklich dreckige Sounds bekannt sind. Ein wirklich großartiges Hall-Pedal, welches zwar über keinen Gain-Regler verfügt aber ähnlich spannend klingt, wäre auf jeden Fall das Kafka Reverb von Orion Effekte, ebenfalls aus Deutschland.

Wer auf der Suche nach einem guten Allround-Analog-Delay ist, welches sich hervorragend mit verschiedenen Overdrive- oder Fuzz-Pedalen verträgt, sollte das gute alte Carbon Copy von MXR einmal ins Auge fassen – allerdings liegt die maximale Delay-Zeit hier nur bei 600 Millisekunden.

Death by Audio(Bild: Dieter Stork)

resümee

Gar keine Frage: Die Pedale von Death by Audio sind weiß Gott nicht für Jedermann gedacht. Wer es gerne sauber, transparent und aufgeräumt mag, braucht diese Treter vielleicht nicht zwangsläufig. Für Gitarristen, die gerne eine große Portion Dreck in ihrem Sound haben und sich an fiesen Fuzzorgien erfreuen können, sind unsere Testgeräte sicher die pure Freude. Vor allem das Apocalypse-Fuzz und die Reverberation Machine sind tolle und spannende Pedale, welche einen absolut eigenständigen Charakter an den Tag legen.

Wer ein warm klingendes Analog-Delay sucht, das sich vorzüglich mit Fuzz-Sounds verträgt und verrückte Selbstoszillations-Spielereien ermöglicht, wird auch mit dem Micro Dream seine Freude haben. Kurzum: Allen experimentierfreudigen Sound-Nerds rate ich ausdrücklich zum Antesten dieser drei Treter.

Preise (UVP/Street):

Apocalypse € 352/€ 299

Reverberation Machine € 294/€ 249

Micro Dream € 269/€ 222

www.deathbyaudio.com

PLUS
• graphisches Design
• charakterstarke Sounds
• Vier Jahre Garantie
• Bedienbarkeit
• Rotary-Switch (Apocalypse)
• Overdrive-Sounds (Reverberation Machine)
MINUS
• Konstruktion wenig servicefreundlich

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2019)

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