Billig war gestern!

Test: Danelectro The Breakdown und The Eisenhower Fuzz

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(Bild: Dieter Stork)

Danelectro? Das sind doch die mit den kultigen Kaufhausgitarren, die in den 50er- und 60er-Jahren für kleines Geld unter die Leute gebracht wurden. Und war da in den 90ern nicht noch etwas mit Effektgeräten, die mit einer 50er-Jahre-Straßenkreuzeroptik Aufmerksamkeit erregten?

Ja, und immer stand auch der günstige Preis im Mittelpunkt der Danelectro-Produkte. Mit den beiden hier vorliegenden Effekten wagt sich Danelectro in den etwas höherpreisigen Bereich vor. Mal schauen, was für den tieferen Griff in den Geldbeutel neben einem schönen Lederbeutel noch geboten wird.

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Alter vor Schönheit?

Mit The Breakdown wirft Danelectro einen weiten Blick zurück in die Vergangenheit. Nicht in die eigene, denn in den 60er-Jahren bauten die Amerikaner noch keine Effekte, sondern in die Vergangenheit der Rock-Musik. Das Breakdown soll die Wiederauferstehung des Univox-Unidrive-Pedals sein, das niemand geringerer als Jimmy Page 1968 benutzt und entsprechend beworben hat. Die Wiedergeburt erfolgt allerdings in veränderter Form, denn das ursprüngliche Gerät hatte mit seiner Schaltwippe für die Lautstärkesteuerung eine Wah-Wah-ähnliche Gestalt. Das Breakdown packt die Schaltung in ein normales Standardpedal.


Danelectro-History

Danelectro hat schon eine bewegte Vergangenheit hinter sich: 1947 von Nathaniel Daniel gegründet, produzierte Danelectro erst Verstärker, dann auch Gitarren für mehrere Kaufhausketten. 1966 wurde die Firma an den Unterhaltungskonzern MCA verkauft. 1969 wurde die Fabrik dann geschlossen. Erst 1990 tauchte die Marke wieder aus der Versenkung auf und machte dann auch auf dem Effektpedalmarkt von sich reden. 1995 kamen mit dem Daddy O. Overdrive, Fab Tone Distortion und Cool Cat Chorus recht erfolgreiche Pedale auf den Markt. Dabei waren die Designs der Pedale deutlich wagemutiger als die Sounds. Der Daddy-O war z. B. ein recht dreister Klon des guten alten Marshall Guv’nor. Ab 2000 verkaufte Danelectro eine Palette von Minipedalen mit so leckeren Namen wie Surf&Turf, Grilled Cheese oder French Fries. 2004 folgten die „scharfen“ Wasabi Effekte, die jeweils zwei Sounds pro Pedal zur Verfügung stellten. Ab 2007 bot die FAB-Serie coole Optik und klassische Sounds zu erstaunlich günstigen Preisen. Auch die Cool-Cat-Serie von 2008 lockte mit hochwertigen Features, wie z. B. True Bypass und Metallgehäuse zu günstigen Preisen. Aktuell halten die Pedale der Billionaire-Serie das Gut-&-Billig-Image von Danelectro hoch.


Hinweise auf die alte adelige Abstammung soll das Breakdown wohl mit dem Gehäuse im Used-Look bieten. Mehr oder weniger nachvollziehbar wurde das Pedal an verschiedenen Stellen mit einer Schleifmaschine malträtiert, um ihm den Anschein zu geben, bereits seit Jahrzehnten unter harten Tour-Bedingungen seinen Mann zu stehen. Das Aludruckgussgehäuse ist etwas höher bauend als das entsprechende Hammond-Standard-Format; auf Design-Experimente, die frühere Danelectro-Pedale aus der Masse hervorhoben, hat man hier aber verzichtet. Auch der weitere Aufbau unterscheidet sich etwas vom üblichen Standard: Der Fußschalter sieht zwar auf den ersten Blick wie ein True-Bypass-Schalter aus, ist aber tatsächlich nur der externe Teil einer Mechanik, die im Inneren einen Minitaster betätigt. Auch die Klinkenbuchsen und Potis sind recht ordentlich aber definitiv nicht „Boutique-Standard“. Die einzelnen Baugruppen sind auf Platinen untergebracht, sodass sich im Gehäuse mehrere Platinen übereinander türmen, auf denen überwiegend SMD-Bauteile wohnen. Obwohl in dem Gehäuse noch massig Platz wäre, ist ein Batteriebetrieb nicht vorgesehen. Nun, der Marketing- und der Finanzchef von Danelectro haben sich sicher ihre Gedanken gemacht und wir schauen mal auf das Wesentliche: den Sound und die Einsatzmöglichkeiten des Pedals.

Die Grundverstärkung des Breakdown wird mit einem Sechsfach-Drehschalter voreingestellt und mit dem Volume-Poti angepasst. Von Position 1 bis 6 des Drehschalters nimmt das Boost-Potential des Breakdown zu: In den Positionen 1 – 3 noch dezent, in den Positionen 4 – 6 dann rabiater. Insofern ist die Bedienbarkeit wirklich kinderleicht. Wer noch Unterstützung für die Einsatzmöglichkeiten des Breakdown braucht, findet in der mitgelieferten Bedienungsanleitung noch zehn Vorschläge für Sound-Settings mit so illustren Namen wie „Bit of grit“, „Money for nothing“ oder „Fuzz to the max“.

Klanglich zeigt das Breakdown das Phänomen, das mich bei guten (Treble-)Boostern immer wieder aufs Neue positiv überrascht: Der Ton klart auf, wird transparenter und wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat, will man das Pedal gar nicht mehr ausschalten. Das Breakdown wird dann zu einem richtigen Soundschmeichler. Aber über diese Exciter-Funktion, die man mit geringen Verstärkungsgraden erreicht, kann das Breakdown auch als Solo-Gain-Booster oder in Extremeinstellungen als eigenständiger Verzerrer genutzt werden. Die Eigenverzerrzung des Pedals ist recht fuzzy – und zwar eher in der aggressiven Silizium- als in der weichen Germanium-Ecke – und reicht in der Position 6 knapp an ein Medium-Gain heran.

Angesichts der immer noch großen Beliebtheit von Fuzz-Pedalen passt der Fuzz-Sound auch heute noch gut in die Zeit und ist deutlich mehr als nur eine nette Zugabe zu der Treble-Booster-Funktion des Breakdown.


Tech-Talk Treblebooster

Das Prinzip von Boostern unterscheidet sich von anderen Verzerrern darin, dass hier nicht die Eigenverzerrung des Pedals im Vordergrund steht, sondern eher eine Erhöhung der Ausgangsleistung: Der Booster erhöht einfach die Lautstärke und „kitzelt“ dadurch den Eingang des nachfolgenden Verstärkers, was die Verstärkervorstufe motiviert, stärker zu verzerren. Die Verzerrung entsteht also in der Vorstufe des Verstärkers und wird daher als besonders harmonisch empfunden. Die Lautstärkeerhöhung durch Booster muss natürlich nicht linear erfolgen (Linear Booster), sondern kann auch bewusst bestimmte Frequenzen betonen. Treblebooster z. B. verstärken die Höhen besonders stark, was den Effekt noch deutlicher hervortreten lässt. In den 60er-Jahren, als Röhrenverstärkern der Begriff Hi-Gain noch völlig fremd war, waren Treblebooster außerordentlich beliebt. Meist waren es recht einfache Schaltungen um einen oder zwei Transistoren, deren Verstärkungen mit einem Lautstärkeregler gezähmt werden konnten. Von der Masse der damaligen Helferlein für standfeste Verzerrungen unterschied sich das Unidrive bereits durch die Möglichkeit, sechs verschiedene Verstärkungsgrade zu bieten. Das machte das Pedal deutlich flexibler als die damalige Konkurrenz – zumal die Pedalwippenfunktion eine Lautstärkenänderung in Echtzeit ermöglichte.


(Bild: Dieter Stork)

Das Fuzz-Gewitter

Wer mehr Fuzz will, wird vielleicht mit dem zweiten Pedal aus der kleinen Retro-Serie von Danelectro glücklich werden. The Eisenhower Fuzz ist ein wahrer Spezialist für fette und extrem Gainstarke Fuzz-Töne. Auch das ochsenblutrote Pedal huldigt dem Vintage Look und Sound und präsentiert stolz seine vermeintlich jahrezehntealten Nutzungsspuren.

(Bild: Dieter Stork)

Die Konzeption und die Bauteile entsprechen dem, was bereits zu seinem beigen Begleiter geschrieben wurde und auch beim Eisenhower-Fuzz reichen die klanglichen Wurzeln in die 60er-Jahre zurück. Die voluminösen fetten und Gain-starken Fuzzsounds erinnern an die Octav-Fuzz-Klassiker der Hendrix-Ära.

Ob hier wirklich das legendäre Tycobrah-Octavia Pate stand, wie es Danelectro in seinem Manual vage andeutet, kann zumindest mit Blick auf die verwendeten Bauteile nicht nachvollzogen werden. Das Pedal holt die Verzerrung aus ziemlich vielen SMD-Teilen und die für das Octavia typische Spule ist nicht vorhanden. Dafür gibt es heute aber deutlich mehr Regler als in den 60ern. Vier Potis und ein Schalter bestimmen die Richtung des Fuzz-Gewitters: eine effektive Zweibandklangeregelung passt Höhen und Bässe an, das Volume-Poti mäßigt die Ausgangslautstärke und der Fuzz-Regler versucht sein Bestes, das enorme Zerr-Potential in den Griff zu bekommen. Das ist gar nicht so leicht, denn bereits voll zugedreht kommen Verzerrungen durch, die man bereits mit Medium-Gain beschreiben könnte, und Stellungen über 12 Uhr brauchen wohl nur sehr leistungsschwache Singlecoils um auch mal Hi-Gain liefern zu dürfen.

Besonders interessant ist der Flat/Sculpt-Schalter. Der Minitoggle sorgt in der Flat-Stellung für eine eher Distortion-ähnliche und gut nutzbare Zerrstruktur. In der Sculpt-Stellung werde die Mitten so ausgedünnt, dass ein ganz eigenständiger extremer Fuzz-Sound entsteht, den ich mir v. a. für effektvolle Soli sehr gut vorstellen kann. Besonders positiv hervorzuheben ist, dass das Eisenhower-Fuzz trotz all des Gains keinen undefinierten Sound-Matsch produziert, sondern einzelne Töne deutlich zu akzentuieren weiß. Ein wirklich feiner Zug des ansonsten beherzt zupackenden Burschen!

Alternativen

An Alternativen zu Treble-Boostern und Fuzz-Pedalen im Allgemeinen mangelt es natürlich nicht. Das schier unerschöpfliche Marktangebot bietet auch an Retro- Pedalen mehr an, als man überblicken kann. Pedale, die dem Octa-Fuzz-Sound huldigen findet man z. B. bei Fulltone (Octafuzz), Electro-Harmonix (Octavix) und Dunlop (Jimi Hendrix Fuzz). Hier bietet das Danelectro, nicht zuletzt wegen der Sculpt-Schaltung, aber mehr Funktionen. Eine exaktes Pendant zu dem Breakdown, ist mir nicht bekannt – außer dem Original vielleicht. Aber das dürfte ja selbst auf dem sündhaft teuren Vintage-Märkten kaum noch zu bekommen sein.

Resümee

Da beglückt uns Danelectro aber mit einer schönen kleinen Serie. Hier dürften nicht nur Vintage-Freunde schwach werden, die vielleicht seit Jahren vergeblich nach den Vorbildern der beiden Geräte suchen. Denn beide Pedale klingen klasse und sind auch heute noch breit einsetzbar. Das Breakdown ist eine Potenzpille für schlappe Vorstufen und deckt die Palette von dezentem Klangverschönerer bis zum kratzigen Fuzzpedal ab. Das Eisenhower-Fuzz macht dort weiter, wo das Breakdown aufhört und bietet eine Vielzahl fetter Verzerrungen an. Egal wie man sie einstellt, klingen beide Pedale immer brauchbar und gut. Angesichts dieser Flexibilität und Klangqualität bleibt sich Danelectro treu und liefert wieder mal richtig gute und preiswerte Pedale!

PLUS

  • Klangqualität
  • Klangvielfalt
  • Einsatzmöglichkeit
  • Preis-Leistung

MINUS

  • kein Batteriebetrieb vorgesehen

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2019)

Produkt: Treble Booster im Test
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