Hard-Rock-Minimalismus

Test: Charvel Ltd. Edition Super Stock Model 2 Skull & Bones

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(Bild: Petia Chtarkova)

Zurück in die 80er! Technisch versierte Gitarristen mit meist umfassend modifizierten und auffällig lackierten Super-Strats überschwemmen den Heavy-Rock- bzw. Metal-Markt. Es ist die Zeit von Charvel Guitars und seinem beliebtesten Modell San Dimas.

Heute ist der US-Hersteller immer noch – oder besser wieder – am Start und überrascht uns mit der limitierten Auflage der Super Stock Model 2 mit spartanischer elektrischer Ausstattung und Skull-and-Bone-Grafik.

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Einfach

Woran der Erle-Body erinnert, bedarf sicherlich keiner expliziten Erwähnung. Bereits seit den frühen 50ern ist dieses geniale ergonomische Design Leo Fenders beliebt und wurde und wird gerne kopiert oder aus juristischen Gründen modifiziert. Oberkante bündig eingelassene Kunststoffdeckel verschließen die Kammern der Vibratofedern und der Elektrik. Letztere beherbergt ein einsames Volume-Poti, ein ovales Zargenblech trägt die Klinkenbuchse.

Einsames Poti (Bild: Petia Chtarkova)

Der in Höhe der Bünde 1 und 2 großflächig zusammengefügte Ahornhals trägt ein dickes Ebenholzgriffbrett mit von 12″ bis 16″ zunehmendem Radius, sitzt stabil in seiner passgenau gefrästen Aufnahme und wird von vier Schrauben und der gegossenen Charvel-Halsplatte gehalten. 22 hohe Jumbobünde verteilen sich auf dem Spielfeld, inklusive der Kanten ausnahmslos tadellos abgerichtet und poliert, was angesichts der stark verrundeten Griffbrettkanten kein leichtes Unterfangen darstellt, jedoch optimal gelöst wurde. Vorne und seitlich markieren weiße Punkte die Lagen, und der perfekt eingepasste Floyd-Rose-Klemmsattel schließt das Griffbrett nach oben hin ab.

(Bild: Petia Chtarkova)

Das spiegelverkehrte Kopfplatten-Design ist eine Erfindung von Jackson und darf von Lizenznehmer Charvel verwendet werden. Durch die Design-bedingte Anordnung der gleichermaßen geschmeidig wie präzise arbeitenden Mechaniken knicken die Saiten hinter dem Sattel teilweise stark ab, was jedoch dank der Klemmen kein Problem darstellt und die Stimmstabilität keineswegs mindert. Schlimmstenfalls behindern die Saiten ein eventuelles Nachjustieren der Halskrümmung.

(Bild: Petia Chtarkova)

Als Steg besitzt die Super Stock Model 2 ein schwebend aufgehängtes Floyd Rose 1000 Double Locking Vibrato mit Steckhebel, dessen Gängigkeit mit der gewohnten Muffe justiert werden kann. Während das FR-Vibrato absolut stimmstabil agiert, sind die Feinstimmerschrauben zum Teil recht schwergängig.

Mit der elektrischen Ausstattung bin ich schnell durch: Seymour Duncan TB-6 Distortion Trembucker im Montagerahmen, Volume-Poti, Klinkenbuchse.

Gefährlich

Nachdem ich das Werks-Setup der Charvel Skull & Bones optimiert hatte, was bei einem FR-Vibrato bekanntlich Geduld und Feingefühl erfordert, lässt sich die Gitarre höchst komfortabel bespielen und handhaben. Allerdings hätte Charvel das sahnig weich rotierende Volume-Poti einen guten Zentimeter in Richtung Hals platzieren sollen, da der Vibratohebel dessen Zugang ein wenig behindert. Ansonsten zeigt die Axt am Gurt und auf dem Beim Ausgewogenheit, der griffige Hals liegt angenehm in der Hand, das Vibrato steckt selbst ausufernde Up/Down-Bendings gelassen weg.

Das Erle-Ahorn-Ebenholz-Konstrukt gibt sich ausgesprochen schwingfreudig und liefert ohne Strom spritzige, ausgewogene, obertonreiche Klangbilder mit achtbarem Sustain. Erwartungsgemäß zeigt der Distortion Humbucker am Amp reichlich Output – „High Output“ wie es Seymour Duncan beschreibt. Neben glasklaren, transparenten Klangbildern mit straffen knackigen Bässen, kraftvollen Mitten und breitem Obertonspektrum steht dieser Pickup natürlich primär für heiße, aggressive Distortion. Ausgewogene Rock- und Metalsounds mit präziser Saitentrennung, definierten Bässen, reichlich Obertönen in den oberen Mitten und Höhen und jede Menge Sustain und Potenzial für Pinch Harmonics zeichnen den TB-6 aus. Zudem punktet er selbst im High-Gain-Betrieb mit erstaunlicher Dynamik, die dem Spieler noch genügend Raum für Tonbildung lässt und sogar die Arbeit mit dem Volume-Poti unterstützt, welches über seinen gesamten Regelbereich völlig kontinuierlich und präzise die Zerrintensität von Clean bis High Gain kontrolliert.

Resümee

Wenn es eine Gitarre mit Minimalausstattung auf den Punkt bringt, dann ja wohl diese Charvel Skull & Bones! Schatten auf die insgesamt positive Beurteilung werfen die teilweise recht schwergängigen Feinstimmer des FR-Vibratos und die alles andere als sorgfältige Werkseinstellung, aber die Charvel ist eine Rock- und Metal-Axt par excellence mit kraftvollen, durchsetzungsstarken, ausgewogenen, definierten Distortionsounds und jeder Menge Sustain. Ganz nebenbei hält der Duncan-Pickup am zerrfreien Amp auch straighte Clean- und Crunchsounds bereit, die sich nicht nur mit dem Anschlag sondern auch mit dem Volume-Regler kontrollieren lassen.

PLUS

  • Sounds (Crunch bis High Gain)
  • Schwingpotenzial
  • Dynamik & Sustain
  • Spielbarkeit
  • Verarbeitung (Ausnahmen s.u.)

MINUS

  • teilweise schwergängige Feinstimmer
  • Werks-Setup

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2020)

Produkt: Fender Stratocaster
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