Blütenweiß der Basti-Bass

Test: Büttner Guitars Basti No.2

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Felix Büttner hat nach einer Ausbildung zum Zupfinstrumentenmacher noch ein Studium in Markneukirchen drangehängt und ist seit 2017 Meister des Zupfinstrumentenmacherhandwerks. In seiner Werkstatt in Leipzig entstehen nicht nur fantastische akustische Instrumente, sondern auch E-Gitarren und Bässe.

Den ersten Basti-Bass hat Felix für und mit einem Bassisten namens – man ahnt es schon – Basti entwickelt, ein mit zwei Triplebuckern und aktiver Dreiband-Elektronik üppig ausgestattetes Gerät. No.2 gibt sich dagegen schlichter und bescheidener, behält aber die Kompaktheit und Leichtgängigkeit bei.

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(Bild: Dieter Stork)

Es war die Lärche…

Der Ahornschraubhals ist einerseits großflächig und mit sechs Schrauben mit dem Korpus verschraubt, andererseits wird er bis in die höchsten Lagen durch ein großzügiges Cutaway freigestellt. Die Kopfplatte ist mit einer leichten Volute angeschäftet, um bei dem Winkel zum Hals weniger Holzverschnitt zu haben. Saitenniederhalter jeglicher Art sind so überflüssig, das gefällt mir.

Das recht dicke Griffbrett ist aus Lärche, einem häufig verwendeten Holz beim Bau und der Innenausstattung von Häusern, auf Bässen eher selten zu finden. Es macht mit seiner helleren, rötlichen Färbung mit interessanten Farbverläufen bin ins gelbliche aber eine gute Figur. Linde aka Basswood ist wiederum durchaus häufig anzutreffen, wird aber gerne kontrovers diskutiert. Ein schwammiger Sound wird da dem Korpusholz zugeschrieben. Ich bin ganz vorurteilsfrei und habe selber gute Bässe mit Basswood-Body, wie Basti abschneidet, werden wir ja sehen.

(Bild: Dieter Stork)

Auf jeden Fall ist der Body schon mal gut fürs Gewicht, der Bass wiegt exakt 3195 Gramm! Damit der Headstock nicht permanent die Erdmitte anzeigt, sind Schaller M4 light verbaut, die die typische hohe Schaller-Qualität bei leichter Bauweise mitbringen. Am anderen Ende der Saiten findet sich eine Göldo-Brücke, die mit Strings-thru-Option modifiziert wurde, entsprechend sind auf der Korpusrückseite vier Hülsen für die Ballends. Schaller S-Locks komplettieren die Hardware. 24 Bünde plus Nullbund bietet der Bass, der akkurat gefeilte Knochensattel dient dann „nur“ als Saitenführung. Die Bünde sind sauber abgerichtet, die Bundenden dürften für meinen Geschmack noch mehr verrundet werden. Reine Optik, beim Spielen merkt man nichts nachteiliges.

(Bild: Dieter Stork)

Ein Delano PJ-Pärchen reicht den Ton über eine ebenso einfache wie interessante Schaltung an den Verstärker weiter. Rein passiv aufgebaut, gibt es neben einem Volume- und einem Tone-Regler sowohl Balance-Regler wie auch Dreiweg- Schalter zur Pickup-Anwahl. Auch hier wieder reine Optik, würde ich mir mehr Symmetrie bei der Platzierung der Bedienelemente wünschen, mir fehlt da etwas die innere Logik.

Der Hals liegt mit seiner D-Form gut in der Hand und fühlt sich recht schmal an. Das stellt sich beim Nachmessen zu meiner Verwunderung zumindest am Nullbund als Illusion heraus, gut 42mm sind gar nicht mal so wenig, dafür wird es zu den hohen Lagen hin nicht viel breiter. Spricht für eine geschickte Formgebung! Ein Wohlfühlfaktor ist hier auch die perfekte Mattlackierung.

Davon könnte sich die Nitro-Korpuslackierung eine Scheibe abschneiden, die zeigt an der einen oder anderen Kante, z.B. bei den Hülsen für die Ballends Schwächen. Nun ist das Instrument aber auch schon eine zeitlang als Bühnen- und Vorführinstrument unterwegs gewesen, es mag auch daran liegen. Felix bietet auch an, ein solches Instrument vor dem Verkauf wieder in Schuss zu bringen. Dass der Lack bei bestimmten Lichteinfallswinkeln die Maserung durchscheinen lässt ist bei einem Nitrolack wieder eher ein Qualitätsmerkmal.

Die Pickup-Fräsungen wiederum könnten insgesamt etwas präziser sein. Gut gelungen ist dann wieder die Balance dank des recht langen oberen Horns. Dass der Korpus außer einer allgemeinen, fast umlaufenden Abrundung keine weiteren Shapings hat, fiel mir tatsächlich im ersten Moment gar nicht auf, der Bass hängt bequem und spielt sich bestens, so wie er ist. Erinnert mich ein bisschen an meine alten Pedullas.

Wie bei allen Brücken dieser Bauart ist die Oktavreinheit etwas fummelig einzustellen. Saite runter oder zumindest sehr weit lösen, Feststell-Inbus lösen, Böckchen verschieben, feststellen, Saite wieder stimmen, kucken ob‘s geklappt hat. Wenn nicht, wieder von vorne. Wenn ja, hält aber dafür auch alles bombenfest. Die Saitenlage ist dann wieder einfacher einzurichten. Soll noch die Halskrümmung angepasst werden, muss das Plättchen an der Kopfplatte runter, da ist der Zugang zum Stahlstab.

(Bild: Dieter Stork)

Für den wäre korpusseitig auch kein Platz, da läuft das Griffbrett ein gutes Stück hinter dem 24. Bund noch in einer schicken Kurve aus. Das limitiert den Raum zwischen Halsende und vorderem Pickup ein wenig, was aber nur Hardcore-Slapper stören dürfte, denen aber der Slapsound durchaus gefallen wird. Neben den beiden Pickups ergibt sich so eine weitere gute Daumenablage beim Zupfen.

Völlig unlimitiert ist der Zugang zu den oberen Lagen. Das untere Cutaway ist so tief geschnitten, dass auch der letzte Bund problemlos erreicht werden kann, ohne akrobatisch tätig werden zu müssen.

… oder doch die Nachtigall?

Die Delanos mit ihren fetten Magneten sind darauf ausgelegt, den traditionellen P- bzw. J-Ton knackiger und direkter darzustellen. So mangelt es Basti dann auch nicht an Definition, hier geht es gesundknackig zu. Die eigentlich einfache, aber eben auch seltene Ausstattung mit Balance- Regler und Dreiwegschalter stellt mich anfangs immer wieder vor Herausforderungen. Da beide gleichzeitig aktiv sind, kommt es zum Beispiel zu folgendem Szenario: Mit dem Dreiwegschalter in Mittelstellung betone ich am Poti den Steg-Pickup etwas und möchte dann schnell auf den Hals-Pickup solo schalten – der ist dann leiser, da durch den Regler zurückgenommen. Nach etwas Eingewöhnung weiß ich nun aber zu schätzen, den Balance-Regler für subtile Einstellungen und Mischungen zur Verfügung zu haben, und gleichzeitig den Schalter für die schnelle Anwahl an Bord zu wissen. Nur sollte eben bei Benutzung des Letzteren Ersterer immer in Mittelstellung stehen, Letzterer bei Benutzung des Ersteren sowieso!

Qualitativ sind auch beide auf der Höhe, der Regler fadet mit angenehmem Widerstand sauber von einem Abnehmer zum anderen, der gut gekapselte Schalter rastet satt ein und lässt sich trotzdem gut switchen.

Auf welche Weise auch immer die Tonabnehmer ins Spiel gebracht werden, der Bass glänzt in jedem Fall mit einem ausgewogenen Pickup-Pärchen, wo der Stegnähere gegenüber dem Hals-PU nicht abfällt. Höher justieren lässt sich der Bridge-Pickup allerdings auch nicht, mit gelösten Schrauben kommt er nicht aus der Fräsung. Da wären Federn oder ein anderes Material zur Unterfütterung schön. Aber wie gesagt, so wie er ist, passt die Abstimmung schon.

Da beide Pickups als Humbucker geschaltet sind, sind Einstreuungen kein Thema, egal was man anwählt. Was sich ebenfalls in jeder Einstellung bemerkbar macht, ist eine gewisse Härte in den hohen Mitten, kurz vor den Höhen, die einen punchigen Attack ergibt, der immer leicht komprimiert klingt, was ich mal den großen Polepieces in die Schuhe schieben würde. Auch die gut abgestimmte Höhenblende macht den Ton runder, nimmt aber den Punch nicht raus und mumpft nicht.

Die gesamte Abstimmung und Ausstatttung hat definitiv ihren Reiz und hebt sich von Bässen mit traditionelleren PJ-Bestückungen ab.

Resümee

Felix Büttners Basti No.2 ist ein ausgesprochenes Leichtgewicht mit einer dazu passenden leichtgängigen Bespielbarkeit. Wer lange Auftritte durchstehen muss oder sich allgemein nicht mit reichlichen Pfunden am Gurt rumschlagen möchte, kommt hier voll auf seine Kosten. Auf Pfund im Ton muss dabei nicht verzichtet werden, da liefert Basti passiv und ohne EQ-Unterstützung ab. Da die Instrumente bei Felix als Einzelstücke entstehen, sind den Varianten keine Grenzen gesetzt, die gute Grundlage ist schon mal gegeben.

PLUS

  • Gewicht
  • Bespielbarkeit
  • Ton

MINUS

  • Verarbeitung stellenweise rustikal (siehe Text)

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2019)

Produkt: Jack Bruce 1943 – 2014
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