Test: British Pedal Company Dumble Overdrive Special Silverface & Blackface

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(Bild: Dieter Stork)

In Zeiten, in denen Originale der legendären Dumble-Amps für hohe fünf- bis mitunter sogar sechsstellige Beträge gehandelt werden, legen sich Entwickler mächtig ins Zeug, diese Sounds auch kompakten Pedalen zu entlocken.

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In den frühen 2000er-Jahren erzielte ein erfahrenes Team von Elektronikern und Musikern mit der Entwicklung von analogen Effektpedalen für die britische Firma JMI große Erfolge. Nach der Trennung von JMI im Jahre 2011, brachte man als British Pedal Company eigene Produkte auf den Markt, darunter 1:1-Kopien legendärer Effektpedale der 60er-Jahre. Dabei werden – sofern verfügbar – sowohl originale NOS- als auch nach eigenen Spezifikationen hergestellte Bauteile verwendet, um die Zuverlässigkeit der Geräte zu erhöhen und Nebengeräusche zu minimieren.

Beim neuesten Produkt hat sich das Team mit dem komplexen Thema Dumble Overdrive Special befasst. Die Modellbezeichnungen der Pedale orientieren sich an den Frontplattenfarben der Originale. So wurde das Silverface vom Dumble-Sound der frühen 70er inspiriert, das Blackface von dem der 80er/90er-Amps.

Aber wie klingen Dumbles denn überhaupt? Die wenigsten von uns dürften bislang die Gelegenheit gehabt haben, ein solch exklusives Gerät zu spielen. Zäumen wir das Pferd mal von hinten auf: Wie klingt ein Dumble denn nicht? Er ist anders als der raue Marshall-Sound, nicht so glockenklar wie ein AC30, und auch weit vom Fender-Twang entfernt. Einig sind sich jedoch alle Dumble-User darüber, dass die Amps die Gitarristen mehr nach sich selbst klingen lassen, also extrem ehrliche Wiedergabeeigenschaften besitzen. Das dürfte für die einen inspirierend sein, für andere wiederum eher abschreckend. Doch zurück zu unseren Pedalen.

BESTE BAUTEILE

Nicht nur die Fronten, sondern auch die spezifischen Schrifttypen hat BPC von den Original-Amps übernommen, die Bedienelemente jedoch aus Platzgründen auf vier Regler, einen Fußschalter, eine Status-LED, Input und DC-Buchse rechts und Output links beschränkt. Das Blackface besitzt zusätzlich einen Boost-Kippschalter. Beide Pedale können per 9-Volt-Batterie oder 9-18V-DC-Netzteil betrieben werden, wobei 18 Volt den Headroom erhöht. Bei Auslieferung ist die Batterie bereits über einen stabilen Clip angeschlossen.

Bewährte Hammond-1590B-Gehäuse aus Aludruckguss schützen die High-End-Bauteile und die freie Handverdrahtung. Die kleine Platine hat man mit Klebe-Pads und Heißkleber auf den Poti-Gehäusen fixiert und die elektronischen Bauteile unter blauem (Silverface) bzw. schwarzem Silikon (Blackface) versteckt, einerseits um die Komponenten und Lötstellen vor mechanischer Belastung zu schützen, andererseits um Kopisten abzuschrecken. Genauso hat es der im Januar 2022 verstorbene Howard Alexander Dumble mit seinen Schaltungen übrigens auch gehandhabt. Am Silikon haftende Klarsichtfolien dienen hier als Isolierung.

Um die Batterie zu wechseln, muss die Bodenwanne abgeschraubt werden. Auf selbstklebende Gummifüße verzichtet der Hersteller, die finden auf Pedalboards ohnehin eher selten Verwendung. Die visitenkartengroßen, spartanischen Manuals können unter shop.warwick.de heruntergeladen werden. Alle auf dem Markt erhältlichen Dumble-inspirierten Pedale können natürlich maximal die Vorstufe eines der immer unterschiedlich und individuell auf die jeweiligen User abgestimmten Originale abbilden.

Da Alexander Dumble keine Serienmodelle sondern ausschließlich Custom-Anfertigungen gebaut hat, gibt es „den“ Dumble-Sound eigentlich nicht. Auch jede der beiden BPC-Stompboxes klingt abhängig vom verwendeten Verstärker, Lautsprecher und Holzgehäuse stets unterschiedlich.

SILVERFACE

(Bild: Dieter Stork)

Das vom Dumble-Sound der frühen 70er-Jahre inspirierte Pedal kann auch als Clean-Booster eingesetzt werden, wenn Gain komplett zugedreht wird (Position 7 Uhr). Von der 7- bis zur 9-UhrPosition hebt das Poti den Pegel stark an, etwa bei 8 Uhr ist erstes Anzerren mit natürlichem, röhrenähnlichen Clipping zu vernehmen. Ab 9 Uhr nehmen Level und Zerrintensität, ab 12 Uhr primär die Distortion kontinuierlich bis zur Vollaussteuerung zu, was in fetter, druckvoller und harmonisch differenzierter Hardrock-Zerre endet und dynamisch akzentuierte Rhythm- und Lead-Sounds ermöglicht.

Selbst bei voll aufgedrehtem Gain hält das über seinen gesamten Regelbereich völlig gleichmäßig agierende Volume-Poti ein breites Pegelspektrum bereit, das mit einem beeindruckenden Output-Level endet und daher auch im Clean-Boost-Betrieb noch ausreichend Reserven bereithält.

Depth erhöht die Gain-Struktur in den unteren Mitten und fettet zunehmend den Sound an. Über den größten Regelbereich arbeitet es eher nuanciert und zeigt von 3 bis 5 Uhr die stärkste Wirkung ohne die Differenziertheit zu beeinträchtigen. Tone hebt bei Rechtsdrehung effizient die Höhen an, was den Sound durchlüftet, ihn gleichzeitig aber auch einen Hauch aggressiver werden lässt.

Das BPC Dumble Overdrice Silverface reagiert sehr dynamisch auf Anschlag und Spielweise und gibt sich ausgesprochen nebengeräuscharm. Um die Gain-12-Uhr-Stellung herum lassen sich Zerrintensität und Output-Level perfekt per Gitarren-Volume und -Attack kontrollieren, wobei sogar cleane Sounds möglich sind. Mit Hals-Humbucker, voll aufgedrehtem Depth-Poti und beliebigem Gain-Setting lassen sich auch Saxophon-ähnliche Mu-Tron-Klänge erzielen. Das Silverface ist mit Humbuckern und Singlecoils gleichermaßen kompatibel.

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