New oldschool
Test: Baton Rouge X11LS/ FCE-W-AB
von Guido Lehmann, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Winfried Reinhardt)
PRAXIS
Was die Spielpraxis betrifft, stellen sich vor allem zwei Fragen: Wie fühlt sich der breite Hals an? Wie viel Klangvolumen können die laminierten Korpushölzer offerieren? OK, von der allgemeinen Haptik her fühlt sich der offenporig mattierte Hals sehr gut an. Sein Profil unterscheidet sich schon deutlich von dem eines Standard-Steelstring-Necks.
Player mit großen Händen, Umsteiger von der Konzertgitarre und Fingerstyler, die einen sauberen, schnellen Fingersatz suchen, werden sich auf dem Baton-Rouge-Griffbrett pudelwohl fühlen. Das besondere Spielgefühl betrifft aber beide Hände, denn der Saitenabstand von E- zu e-Saite ist von Sattel bis Steg gleichmäßiger als üblich (48 auf 56 mm anstatt etwa 43 auf 56 mm).
Das erzeugt eine gewisse Sicherheit und Zielgenauigkeit, insbesondere bei Fingerpicking und beim Anschlagen von einzelnen Saiten. Das elegant geschnittene Cutaway erleichtert dann auch noch den Zugang zu den höchsten Lagen. Schon nach relativ kurzer Eingewöhnung fange ich an, diese Spielbedingungen zu schätzen.
Und, was geht klanglich? Da breitet sich ein Akkord mit guter Lautstärke und Fülle sowie einem recht beeindruckenden Sustain aus. Das Verhältnis zwischen Bässen, Mitten und Höhen kann man nur als ausgewogen bezeichnen. Kein Wummern im Bass, kein nerviges Klirren in den Höhen.
Was die Baton Rouge mit ihrer Holzauswahl nicht in dem Maße liefern kann, ist dann eben diese abgehangene Holznote, dieser trockene Ton, den eine massive Gitarre zu bieten hat. Hier klingt alles etwas glatter, etwas glasiger – aber das kann ja ein Charakterzug sein, der vielleicht genau so gesucht ist.
Über den Acoustic-Verstärker bestätigen sich die positiven Eindrücke. Der Piezo-Tonabnehmer verstärkt die einzelnen Saiten ausgewogen in Klang und Lautstärke. Die Zwei-Wege-Klangreglung ist einfach, aber effektiv. Der Bass kann erheblich verschlankt oder angefettet werden, und die Höhen lassen sich gut auf den Raum-Sound abstimmen. Ich nehme am Amp noch ein wenig die Mitten zurück und dann ergibt sich ein Sound, mit dem man wirklich arbeiten kann.
RESÜMEE
Die Baton Rouge X11LS/FCE-W-AB ist eine elegant designte Steelstring Folk-Gitarre mit Oldschool-Flair und moderner Präzision. Vielleicht bringen es die Stimmmechaniken am besten auf den Punkt: Sie sehen aus, als hätten sie viele Jahrzehnte überstanden, erlauben aber exaktes Tuning nach heutigem Anspruch und Standard.
Sowohl unverstärkt als auch über Anlage liefert die Gitarre klanglich sauber ab. Die Spielbedingungen auf dem breiteren Griffbrett sind hervorragend – da könnte ich mich dran gewöhnen. Leute mit zierlichen Händen und Spieler, die einen Sound suchen, der nur mit massiven Hölzern zu erreichen ist, greifen vielleicht zu einem anderen Modell. Alle anderen könnten mit der Baton Rouge goldrichtig liegen. Antesten!
Plus
● Design, Finish
● Verarbeitung, Werkseinstellung
● Hardware
● Pickup-System
● ausgewogene A- und E-Sounds
Minus
● Position Griffbretteinlagen

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2025)
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