Flexibilität in Ton und Handhabung

Steg-Pickup mit Waschbrettbauch: Guild Starfire VI Special im Test

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(Bild: Dieter Stork)

FLEXIBILITÄT IN TON UND HANDHABUNG

Das Format der Starfire VI Special liegt für Spieler gängiger Semiacoustics im Rahmen der gewohnten Komfortzone. Bei einer vergleichbaren Zargentiefe von 4,6 cm ist ihr Korpus ober- und unterhalb der Taille allerdings leicht weiter zugeschnitten, als das bei einer Gibson ES-Thinline der Fall ist. Aus spieltechnischer Sicht spielt dieser Unterschied jedoch kaum eine Rolle.

Das Vintage-Soft-„U“-Halsprofil ist von der geschmeidigen Art und auch aufsteigend keineswegs zu dick ausgeformt, wie vielleicht der Begriff U suggerieren könnte. Die Bünde sind sauber abgefast, die Saitenlage ist tief und schnarrfrei eingerichtet, da kommt sofort Spielfreude auf. Das gute Gefühl findet beste Unterstützung durch die fulminante Schwingfreude, mit der die Starfire ihren Spieler sofort in ihren Bann zieht. Die perkussive Ansprache und das markante akustische Tonverhalten versprechen Einiges für die elektrische Umsetzung:

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Die erweist sich dann nicht zuletzt auch dank der DeArmond-Pickups als absolut hochklassig. Dynasonics erleben derzeit mit Recht so etwas wie eine kleine Renaissance, gehören sie doch zu den stilprägenden Klassikern der Gitarrenelektrik. Natürlich sind sie als Single Coils etwas noisy, aber das gehört bei diesen Typen, nicht anders als bei Strats oder Teles, einfach zum Geschäft. Die offensiven akustischen Sounds finden jedenfalls mit geradezu selbstverständlicher Leichtigkeit und bester Federkraft zu knackigen Sounds im elektrischen Klangverhalten der Guild Thinline. Konturiert umrissene Bässe bilden dabei das Fundament für ausgeglichene Akkorde mit präziser Saitentrennung.

Mit ihrer klar zeichnenden, leicht glasigen Präsenz überzeugen die Dynasonics in allen Schaltstellungen. Kernig und definiert, aber ohne harsche Höhenspitzen verschränken sich die Stimmen im Akkord erfreulich harmonisch. Der DeArmond am Hals kommt bei aller Durchsicht auch fraglos fett in Stellung und der Ton lässt sich mit dem Plektrum in Intensität und Ausdruck bestens steuern.

Perlfrische Kraft vermittelt auch die Schaltstellung Mitte mit zusammen geschalteten Tonabnehmern. Der Steg-Pickup erweist sich dann als absolut cooler Twangmaster, trocken und bissig – erst recht, wenn wir ihn über heiße Röhren von der Kette lassen. Lieferte die Starfire Special schon in der Abteilung Clean absolute Top-Sounds, so erweist sich die schon akustisch so unüberhörbar schwingfreudige Thinline dann im Overdrive-Kanal erst recht mit perkussiver Ansprache als absolut schlagend. In Zerre erfreut uns die Gitarre über den Hals-Pickup gespielt mit dunkel knarzenden Powerchords, knochentrocken und auf den Punkt definiert. Mit markantem Aufriss lassen sich griffige Linien in Szene setzen, und die Tonfarbe muss man einfach lieben. Auch in der Mittelstellung hören wir noch diesen freien, silbrig-satten Ton, die Sounds kommen lediglich etwas entschlackter und kehliger daher, perlfrisch in der Umsetzung von Linien und kompakt und schlüssig im Akkord.

Gehen wir im Gain-Modus auf den Steg-Pickup, so zieht der mit gespitzten Lippen kalte Luft durch die Zähne und bläst sie mit heißem Twang wieder raus. Damit lässt sich bestens drücken und quetschen, aber was für eine Wonne, einfach auch nur angezerrte oder auch brennend heiße Bretter zu verlegen: stramm, markant perkussiv abfedernd, auf tolle Weise grobkörnig – ein Waschbrettbauch von Steg-Pickup-Sound!

Der kleine Master-Volume-Regler erweist sich nicht nur als gut positioniert, sondern auch als ausgesprochen nützlich für schnelle dynamische Eingriffe und für die Kalibrierung der Zerrintensität. Über das Guild Vibrato Tailpiece verlieren wir jetzt nicht mehr viele Worte. Immerhin sorgt es für guten Andruck von der Umlenkrolle auf den Steg und ist in seiner begrenzten Funktion natürlich dem Bigsby ähnlich. Mit ihm lässt sich also in gewissem Rahmen gut und verstimmungsarm wimmern.

RESÜMEE

Die Korea-Auflage der Guild Starfire VI Special mit DeArmond Pickups und Guild Vibrato Tailpiece überzeugt auf ganzer Linie. Konstruktion, Ausstattung und handwerkliche Ausführung genügen höchsten Ansprüchen, was sich in hohem spieltechnischem Komfort und klanglicher Potenz von erheblicher Finesse niederschlägt. Mit dem Vintage Soft „U“-Halsprofil liegt uns ein durchaus kraftvoll gestalteter Hals von guter Gewichtung in der Hand, der mit perfekter Bundierung und tief gehaltener Saitenlage nichts als Freude bereitet. Aus der profunden akustischen Klangsubstanz ist es den DeArmond-Dynasonic-Pickups ein Leichtes, offensiv präsente Klangbilder zu schlagen, perkussiv markant bei solistischen Anwendungen und überraschend schlüssig und kompakt bei Akkorden im Zerrmodus. Die Verfeinerung auf historischer Grundlage hat sich also absolut gelohnt: mit der Starfire VI Special adelt Guild sein Programm durch ein in jeder Hinsicht tolles Spitzenmodell und das zu einem tendenziell günstigen Preis. Da heben wir den Daumen!

PLUS

  • Design
  • Schwingfreude
  • Pickups
  • Sounds
  • Spieleigenschaften
  • Verarbeitung


(erschienen in Gitarre & Bass 01/2024)

Produkt: Gitarre & Bass 3/2023 Digital
Gitarre & Bass 3/2023 Digital
Im Test: Fender Je¬ Beck Stratocaster, E-Gitarre +++ König & Brüggen Juli, E-Gitarre +++ 48ers Loveliner, E-Gitarre +++ Rocktile Vinstage ST- und T-Style, E-Gitarren +++ Ibanez FRH10N-BSF, E-Nylonstring +++ Lakota DWG-5000 & DWG-6000, A-Gitarren +++ Schecter Corsair Bass, E-Bass +++ Ibanez SR5FMDX2-NTL, E-Bass +++ amp // box // fx // zubehör +++ Harley Benton Sugar & Spice, FX-Pedal +++ Blackstar Dept.10 Amped 2, Amp im Pedalformat +++ Solar Guitars Chug Pedal +++ Two notes ReVolt Bass, Preamp +++ Darkglass DFZ, Fuzz-Pedal +++ KHDK Gojira Drive, OD-Pedal

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