Blutsbrüder

Spector Euro5LX & Legend 5 Alex Webster im Test

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Spector Alex Webster vergleich

3-Finger-Spieltechnik, clevere Läufe und ein Anschlag hart wie Stahl reichen alleine oft nicht aus, um als Bassist in den extremen Auswüchsen des Metal- Genres aufzufallen. Alex Webster von Cannibal Corpse bringt neben all diesen Eigenschaften jedoch auch einen brachialen Ton mit, der seinesgleichen sucht – klar, dass seine blutigen Spector-Signature-Modelle nicht ganz unschuldig daran sind.

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Nach Metallicas 1986 tragisch verstorbenem Cliff Burton hat das Metal-Genre eigentlich kaum echte Bass-Ikonen hervorgebracht, auf einer Liste der wenigen Diskutablen, stünde Alex Webster jedoch ohne Zweifel weit oben. Seit 1988 ist der fingerfertige Heavy-Virtuose mit Cannibal Corpse in Gefilden heftigsten Death-Metals unterwegs, mehr als 2 Millionen verkaufte Tonträger kann sich das Power-Quintett auf die Fahne schreiben – Genre Rekord! Sah man Herrn Webster bis vor ein paar Jahren noch nahezu ausschließlich mit einem Modulus Quantum Bass, vertraut der talentierte Amerikaner seit 2011 auf sein Spector- Signature-Modell, welches in gleich zwei Varianten die Schaufenster dieser Welt ziert: Neben dem preislich exklusiven „Euro5LX Alex Webster“ aus tschechischer Fertigung bietet Spector noch eine vergleichsweise bezahlbare Korea-Variante aus der Legend Serie an – beide blutverschmiert und auf brutales Brett geeicht.

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Eines vorweg: Bis auf die auffällige Lackierung, die fünf Saiten sowie die grobe Formgebung haben unsere beiden Testbässe eigentlich nicht viel gemein. Der teure Tscheche ist ein Neck-thru mit angeleimten Korpusflügeln aus einem Ahorn/Walnuss/ Erle Sandwich, während es sich bei dem schlichter gehaltenen Koreaner um einen Bolt-On mit Ahorn-Body handelt. Bei beiden Instrumenten setzt Spector auf einendreiteiligen Ahornhals – beim Euro, wie der ganze Bass in hochglänzend schwarz lackiert, beim Legend mit einem hauchdünnen Seidenmatt-Finish versehen. Die Konstruktion ist also durch und durch auf einen maximal direkten Ton mit knackigem Attack ausgelegt – ein Weg, den der Tscheche mit im Hals eingelegten Graphitstäben und einem knallharten Ebenholzgriffbrett konsequent zu Ende geht, während der Legend ohne eine zusätzliche Versteifung und mit einem gewöhnlichen Palisandergriffbrett auskommt, sodass hier etwas traditionellere Klangergebnisse zu erwarten sind.

Auf den Griffbrettern beider Instrumente finden sich 24 sauber eingesetzte Bünde im Jumbo-Format. Um das Low-End bei den tiefen Stimmungen (A# und G#) von Cannibal Corpse tight zu halten, hat man sich bei beiden Bässen sinnvollerweise für eine extralange 35″ Mensur entschieden. Im Gegensatz zu den einfachen Dot-Markern der Legend-Variante kommt der 5LX mit blutroten Spector- Inlays, die genau wie das mit rotem Klarlack überzogene Perlmutt-Firmenlogo auf der Kopfplatte einen geschmackvollen Kontrast zu dem tiefschwarzen Untergrund bilden. Zwischen all dem Schwarz und Rot blitzt der 4,6 mm breite, penibel angefertigte Messingsattel regelrecht hervor, dem Koreaner reicht hier schnöder, wenn auch ebenfalls tadellos verarbeiteter Kunststoff. Für eine perfekte Stimmung sorgen beim Euro fünf präzise, selbstverständlich schwarze, Schaller M-4 Mechaniken; am gegenüberliegenden Ende liefert der im gleichen Finish gehaltene, massige Spector- Steg ein klar artikuliertes Attack und reichlich Sustain.

 

Beim Legend trifft man auf einen ähnlich massiven, an den großen Bruder angelehnten NoName-Guss-Steg, ebenfalls markenlos, jedoch funktional einwandfrei, präsentieren sich die geschlossenen Stimm-Aggregate. In Sachen Formgebung, wo die Gemeinsamkeiten eigentlich am größten sein sollten, fallen schnell die unterschiedlichen Verrundungen der Korpuskanten auf: wie ein rundgelutschtes Bonbon sorgt der stark gewölbte Body des Tschechen für einen einzigartigen Spielkomfort; der ebenfalls gewölbte Korpus der erschwinglichen Korea-Variante wirkt hier merklich grober geformt und weniger detailverliebt. Dieser Eindruck setzt sich auch bei der Blut-Lackierung fort, wo sowohl bei der Konturschärfe als auch der Farbgebung gegenüber dem Euro-Vorbild noch Luft nach oben ist. Irritierend ist auch die Bestückung mit passiven EMG-HZ Soapbar-Tonabnehmern, wurden uns auf der Spector- Homepage doch die hauseigenen SSD-Pickups versprochen. Wie auch immer… Nachteilig dürften sich die unerwarteten Gäste wohl kaum auswirken, im Zweifelsfall bringen sie uns eher näher an den Webster- Sound heran, schließlich kommt auch der Euro5LX mit EMGs – um genau zu sein mit einem aktiven EMG 40 DC Set.

Gesteuert werden die unter Metallern beliebten Kraftbolzen beim hochpreisigen Modell durch einen einzelnen Volume- sowie Pickup- Blend-Regler, für zusätzliche Flexibilität ist außerdem ein EMG BQC-EQ mit Stack-Potis für die Mittenparametrik sowie Höhen und Bässen mit an Bord. Um ausreichend Headroom zu gewährleisten, arbeitet dasSystem auf 18-V-Basis; die beiden verantwortlichen 9-V-Blöcke finden in separaten Batteriefächern auf der Rückseite Platz. Der günstige Legend ist hier einfacher gestrickt: Neben individuellen Volume-Reglern für die beiden Tonabnehmer finden sich nur noch zwei weitere Potis, für die Spector-Tone- Pump Jr, einen simplen Zweiband-EQ, der durch einen einzelnen 9-V-Block befeuert wird. Unterm Strich sind beide Bässe gut verarbeitet, wobei sich der deutlich teurere Euro5LX auch in den kleinsten Details keine Patzer erlaubt.

 

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Zitat: “Nach Metallicas 1986 tragisch verstorbenem Cliff Burton hat das Metal-Genre eigentlich kaum echte Bass-Ikonen hervorgebracht”.
    Jungs, wer so etwas schreibt, hat meiner Meinung nach nach 86 auch nicht wirkliche Metal-Musik gehört. Solche Aussagen sind nun wirklich eine schallende Ohrfeige für viele Basser in diesem Genre und schießen Eure Aussagen nun wirkliche meilenweit ins Abseits. Ernsthaft kann ich Eure Kolumnen nun wirkliche nicht mehr lesen oder empfehlen. Sorry

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo!
      Als Autor dieser Zeilen und als Bassist, der nach wie vor in der Metal-Szene aktiv ist, habe ich mir das zitierte Statement natürlich gut überlegt.
      Niemals würde ich einem Robert Trujillo, Steve Digiorgio,Frank Bello, Nate Newton, Frank Bello, Fieldy, Nikki Sixx, Peter Steele, Troy Sanders, Ryan Martinie oder Mke Inez etc. absprechen wollen ein bekannter, wichtiger und einflussreicher Bassist zu sein. Nur hat keiner der genannten (zumindest in meinen Augen) einen so legendären Status in der Szene erreicht wie Cliff Burton, was natürlich auch stark mit seinem jungen, tragischen Ableben zusammenhängt. Selbstverständlich müssen wir auch nicht über die Relevanz von Leuten wie Steve Harris, Geezer Butler, Lemmy oder Tom Araya etc. reden, aber das sind ja die alten Hasen die schon deutlich vor 86 unterwegs waren. 😉
      Zuletzt lässt das “kaum” in der Formulierungen bewusst ein Hintertürchen offen um auch Leute mit einem breiteren Verständnis des Ikonen-Begriffes nicht vor den Kopf zu stoßen. Vermutlich sind wir also im Grunde ganz ähnlicher Meinung, haben nur ein unterschiedliches Verständnis von Ikonen. 🙂
      Beste Grüße aus Köln!
      Stefan

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