Für Fans des legendären Chandler-Sounds
Röhrige Revolution: Crazy Tube Circuits Venus im Test
von Christian Braunschmidt, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Crazy Tube Circuits)
Ja, das Venus Overdrive von Crazy Tube Circuits beherbergt trotz seiner kompakten Bauform eine echte ECC832-Röhre. Optisches Gimmick oder doch echter Röhrensound? Das finden wir heraus.
Bevor wir uns das Venus-Pedal vorknöpfen, werfen wir einen kurzen Blick in die Geschichtsbücher der Effektpedale: Bereits in den späten 1970er-Jahren entwickelte Brent K. Butler mit seinem Tube Driver ein revolutionäres Overdrive-Pedal mit echter ECC82/12AX7-Röhre, das erstmals den warmen, dynamischen Sound von Röhrenverstärkern in Pedalform ermöglichen sollte – eine Seltenheit zur damaligen Zeit. Chandler Industries lizenzierte das Design und vertrieb es als Chandler Tube Driver, das schnell durch Gitarristen wie David Gilmour oder Eric Johnson Kultstatus erlangte. Später gründete Butler seine eigene Firma Tube Works und brachte das Real Tube heraus – ebenfalls röhrenbasiert, aber günstiger, mit einem robusterem Gehäuse und etwas erweiterter Klangregelung. Das Real Tube bot zu seiner Zeit ungewöhnlich viel klangliche Flexibilität und Röhrensound für ein vergleichsweise erschwingliches Pedal. Genau an diese legendären Röhren-Overdrives knüpft Crazy Tube Circuits nun mit dem Venus an – und das macht doch vieles ganz anders als die legendären Vorbilder.
(Bild: Crazy Tube Circuits)
DURSTIG AM NETZTEIL
Dass hier in der Tat eine Röhre ihren Dienst verrichtet, deuten bereits die seitlich am Gehäuse angebrachten Lüftungsschlitze an. Ein Blick ins Innere gibt Gewissheit: Eingekeilt zwischen zwei sauber verarbeiteten Platinen steckt eine ECC832-Röhre in einem kleinen Sockel. Das hat natürlich einen gewissen Stromdurst zur Folge: Satte 500 mA möchte das Venus-Pedal gerne vom Netzteil bekommen – hier gilt es also, darauf zu achten, dass genug Saft auf das Pedalboard gelangt. Da naturgemäß eine deutlich spürbare Abwärme entsteht, würde ich dringend dazu raten, rechts und links des Geräts einen gewissen „Lüftungsabstand“ einzukalkulieren. Als kleiner Hinweis auf die Inspiration hinter dem Venus-Pedal wurde auf die Platine der Schriftzug „Let’s make a symphony of a thousand smiles“ gedruckt – eine Textzeile aus dem Song „Venus Isle“ von Eric Johnson (der ja als ausgesprochener Fan des Chandler Tube Drivers gilt).
(Bild: Crazy Tube Circuits)
Crazy Tube Circuits weist übrigens darauf hin, dass auch „die üblichen Verdächtigen“ wie die ECC82, 12AU7, 12AX7 oder auch 5751-Röhren in diesem Gerät funktionieren. In seinen Regelmöglichkeiten vereint unser Testpedal die besten Eigenschaften der alten Chandler-Tube-Driver-Pedale mit den extra Features der Rackmount-Version. Neben dem obligatorischen DreiBand-Equalizer sowie den Reglern für Volume und Drive gibt es zudem noch ein Bias-Poti, welches die Stromversorgung der Röhre steuert. Außerdem ist das Pedal mit zwei kleinen Tastern für einen leichten Bass-Cut (Tight) und einem Line-Driver-Boost ausgestattet. Etwas schade finde ich, dass diese beiden Taster keine eigene Status-LED haben. Im schummerigen Bühnenlicht dürfte es nahezu unmöglich sein, zu erkennen, in welchem Modus das Pedal gerade arbeitet.
Soundcheck und Resümee auf Seite 2 …
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