Die sündhafte Versuchung

Retro-Moderne: Novo Guitars Serus J. Nucleus im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Hinter den retro-modernen Novo Designs steht kein Geringerer als der legendäre Gitarrenbauer Dennis Fano mit seiner aktuellen Firma Novo Guitars. Das vorgelegte, in optimierter Offset-Bauweise in Nashville Tennessee gefertigte Serus J. Modell ist der High-End-Serie Nucleus entnommen.

Der vieldiskutierte Gitarrenbauer Dennis Fano versucht mit seiner aktuellen Firma Novo Guitars in Europa Fuß zu fassen. Fündig wird man zur Zeit etwa bei The Fellowship Of Acoustics im niederländischen Dedemsvaart nahe der norddeutschen Grenze. TFOA (www.tfoa.eu) stellte uns auch das Testexemplar zur Verfügung. Geachte dames en heren – hartelijk bedankt!

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AKTUALISIERTE TRADITION

Dennis Fano zu seinen Designs: „Ich versuche immer, das empfindliche Gleichgewicht zu finden, um die Tradition zu ehren und ihr gleichzeitig eine einzigartige Wendung zu geben, um etwas Vertrautes und doch Neues zu schaffen. Die meisten Gitarristen die ich kenne haben einen ziemlich konservativen Geschmack. Viele von ihnen spielen die Gitarrenmodelle, die seit den 1950er- und 1960er-Jahren beliebt sind – wahrscheinlich die Gitarren, die ihre Helden gespielt haben. Ich bin mir dieser Tatsache immer bewusst, wenn ich eine neue Gitarre entwerfe, und ich glaube, dass es die Mischung aus Tradition und modernen Eigenschaften ist, die unsere Gitarren so begehrenswert macht.”

Die Serus J ist ein Modell aus Novos Top-of-the-Line-Series Nucleus. Das J im Modellnamen ist natürlich eine Referenz an die Jazzmaster. Das von Leo Fender Anfang der 60er-Jahre entworfene bahnbrechende Offset Design konnte die Erwartungen seines Erfinders seinerzeit nicht erfüllen, ist aber heute ein Standard modernen Gitarrenbaus. Der aus zwei Teilen mittig gefügte Korpus aus thermisch behandelter Kiefer, im Prinzip von diagonalem Offset-Zuschnitt, wurde aber im Vergleich zum Fender-Vorbild merklich großzügiger ausgelegt und mit zugespitzten Hörnern gestaltet. Konturen für die komfortable Handhabung finden wir wie gewohnt am Boden und zur Armauflage vorn.

(Bild: Dieter Stork)

Der Hals aus thermisch behandeltem Ahorn mit Medium-C-Shape trägt ein Griffbrett aus ostindischem Palisander, dessen Radius aufsteigend ausflacht (9,5″ auf 14″). Die 22 Bünde im Medium-Jumbo-Format (Jescar 47095 Nickel/Silver) zeigen hervorragende Verarbeitung mit sorgfältig verrundeten Enden dank finaler PLEK-Abgleichung.

Perfektionistische Halsabstimmung mit optimal verrundeten Bünden (Bild: Dieter Stork)

Perlmuttene Dots markieren die Lagen. Der beschliffene und samtig versiegelte Halsrücken wurde einem Aging unterzogen, um die Haptik einer lange eingespielten Gitarre zu simulieren. Dennis Fano steht auf große Headstocks. Kopflatten mithin, die gerne mal als Paddel bezeichnet werden, aber in Sachen Tongenerierung vielleicht auch etwas beizutragen vermögen.

Dennis Fano liebt große Kopfplatten (Bild: Dieter Stork)

Der Kopf unseres Testmodell, wie üblich bei Ahornhälsen parallel nach hinten versetzt, ist mit kleinen gekapselten Mechaniken bestückt, von deren Wickelzylindern aus die Saiten mit geradem Zug über den schmalen Knochensattel geführt werden. Am Body laufen sie über die funktional optimierte Mastery M1 Bridge, um vom nachfolgenden Novo NV Vibrato gekontert zu werden. Die Mensur misst die erwarteten 648 mm.

Leistungsstarke Lindy-Fralin-P90-Pickups (Bild: Dieter Stork)

Zwei Lindy-Fralin-P90-Pickups in schwarzen Soapbar-Kappen mit fast identischen Widerstandswerten stehen zur Tonwandlung bereit. Der Toggle Switch für die Anwahl der Tonabnehmer ist oben vorn auf das Tortoise-Shell-Pickguard platziert. Generelle Regler für Volume und Tone finden wir mit der Anschlussbuchse auf der angesetzten Metallplatte.

Die Gitarre ist dünn in Olympic White lackiert, was die Holzmaserung deutlich durchscheinen lässt. Die eher leichten, künstlich herbeigeführten Gebrauchtspuren werden als „Light Distress” bezeichnet. Ausgeliefert wird die vor allem in spieltechnischen Aspekten hervorragend ausgerichtete und eingestellte Novo Serus J in einem Novo Deluxe Padded Soft Case, das seinem Namen alle Ehre macht.

(Bild: Dieter Stork)

Sounds und Resümee auf Seite 2

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