Refreshment: Gibson Les Paul Modern Figured im Test
von Redaktion,
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(Bild: Dieter Stork)
ALTE QUALITÄTEN – MODERNISIERTE HANDHABUNG
4,1 kg sind natürlich immer noch recht happig für eine Paula mit Fräsungen im Korpus. Aber damit liegt die Les Paul Modern Figured im moderaten Bereich für diesen Instrumententyp. Vom Halszuschnitt her kommt das Slim-Taper-Profil von leicht asymmetrischem Zuschnitt mit gut verrundeten Seiten bei 43,5 mm Sattelbreite dem solistisch orientierten Spieler entgegen. Gute Stützeigenschaften für den Daumen und angenehm flach eingestellte Saitenlage plus optimierter Zugang zu den hohen Bünden per „modern contoured heel“ bieten beste Bedingungen für die artistische Fingerarbeit.
Modern Contoured Heel
Erste Akkorde lassen dann auch schon im akustischen Anspiel aufhorchen, lösen sich mit bester Saitenseparation in klar definierte Stimmen auf: konturiert im Bass, wohlgerundet in den Mitten und von offenen Höhen harmonisch ergänzt. Tonlänge und Schwingverhalten sind beachtlich, ebenso das kernige Grundtonverhalten. Sehr schön!
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Am Amp erweisen sich die etwas stärker gewickelten Bustbucker-Pro-Pickups als gute Wahl für ein Instrument, das sich nicht in die Vintage-Kategorie einsortiert sehen will. Der Hals-Pickup kommt in Alleinschaltung mit einem saftig vollen Klang zum Zuge, der dazu noch einen gewissen konturgebenden inneren Draht aufweist. Damit sind plastisch und transparent aufgelöste Clean Sounds leicht zu haben. In Zerre gibt es dank der gut eingegrenzten Bässe bei Powerchords klare Kante. Auch stabil singende Leads mit kraftvoller Obertonentfaltung im gleichmäßig über die Bünde erzielbaren Sustain schüttelt der Kollege locker aus dem Ärmel.
Schalten wir auf den Pro+ in Stegposition, so kommt der schneidiger und mit mehr Aufriss in Stellung. Er liefert gute Peaks mit bester Präsenz im Clean-Modus, vor allem aber ordentlich Biss und Druck im Overdrive. Mit schneller Ansprache und satter, perkussiv markanter Kontur gibt er uns ein scharfes Messer an die Hand, damit lässt sich bestens operieren. Und mit leicht herausgequetschten Pinch Harmonics ist auch gut Schreien!
Vier Klangvarianten per Push-Pull-Funktion
Nun sind per Push-Pull optional auch noch einige Klangalternativen angelegt: Coil Tap an beiden Volume-Reglern, Out of Phase am Hals-Tone und Pure Bypass am Bridge-Tone. Die Coil Taps sollen es möglich machen, zwischen den beliebten Humbucker- und P90- Sounds zu wechseln. Das aber bleibt dann doch fragwürdig, zumindest was den P90-Sound angeht. Bei gezogenem Volume-Knopf ändert sich der gemessene Widerstand nicht, der Ton wird schlanker, verliert aber an Höhen. Besonders gut zu hören beim Zurückschalten auf die Push-Position, wo das Höhenlicht sozusagen wieder angeknipst wird. Hm, da liegt der Pressetext schlicht falsch: kein Coil Tap, sondern tatsächlich Coil Split mit einer Spule über Kondensator an Masse gelegt.
Klanglich hat das mit P-90 Sounds eher wenig zu tun. Okay, der Sound ist anders, hat leichte Kehle und auch einen gewissen Reiz, ist also eine Alternative vor allem im Overdrive bei vergleichbarem Output. Clean-Sounds mangelt es mit gezogenem Knopf dennoch an Vitalität und attraktiven Höhen.
Bypass macht was er soll, man umgeht den Schaltkreis, auch unabhängig von den wie auch immer eingestellten Volume-Reglern, und der Sound wird eine Spur lauter, offener und dichter. Out of Phase klingt gewohnt speziell, ist aber natürlich eine weitere Variante.
RESÜMEE
Mit der Les Paul Modern Figured sucht Gibson den Schulterschluss zur jungen Spielergeneration. Trotz Weight Relief zieht die LP Modern zwar immer noch mit 4,1 kg an der Schulter, was aber für eine Les Paul ein tragbarer Wert ist. Nicht zuletzt sorgt die Konstruktion mit fettem Korpus für langes, ebenmäßig erzielbares Sustain, effektiv unterstützt vom griffig und leicht asymmetrisch gestalteten Halsprofil von guter Breite. Als bestens angepasst erweisen sich auch die Pickups, welche mit leicht angehobenem Output für gewohnt gute Gibson-Qualität mit etwas mehr Schmiss sorgen, und auch die Schaltung mit diversen Optionen sorgt für klangliche Vielfalt, wenn auch kein wirklicher P-90-Sound realisierbar ist. Aber unter dem Strich: eine Les Paul mit interessanten modernen Features – es wird kein Problem sein, dafür Freunde zu finden. Check!