(Bild: IK Multimedia)
Wer zu Hause aufnimmt und mischt, arbeitet selten in einem perfekt optimierten Regieraum. Oft steht das Setup zwischen Regal und Schreibtisch – und damit in akustisch schwieriger Umgebung. Genau hier setzen die iLoud Precision 5 MKII von IK Multimedia an.
Denn im Home-Recording wird meist improvisiert: Bassfallen oder Absorber sprengen das Budget oder passen nicht ins ästhetische Konzept der Mitbewohner.
Die MKII-Version von IK Multimedias Flaggschiff-Monitorserie verspricht hier eine Lösung, ersetzt die erste Precision-Generation und bleibt dem Grundkonzept treu: kompakte Nahfeldmonitore mit DSP-gesteuerter Raumkorrektur, die es ermöglichen, auch unter ungünstigen Bedingungen ein möglichst neutrales Klangbild zu erreichen. Das Prinzip ist verlockend – statt den Raum akustisch aufwendig zu behandeln, soll die Elektronik im Monitor die gröbsten Fehler ausbügeln. IK Multimedia verfolgt diesen Ansatz schon länger, hat mit den MKII-Modellen aber sowohl Hardware als auch Software noch einmal grundlegend überarbeitet.
Neu ist unter anderem ein überarbeiteter Hochtöner – ein graphenverstärkter 1,5″-Treiber aus Textil – sowie ein komplett neu abgestimmtes Gehäuse-Innendesign. Optisch halten sich die Monitore zurück. Schlichte schwarze MDF-Gehäuse, sauber verarbeitet, Tieftöner mit Papiermembran, dezentes Understatement – wer glänzenden Hochglanzlack sucht, ist hier falsch. Gefertigt wird nicht in Fernost, sondern tatsächlich in Italien.
(Bild: IK Multimedia)
UNDERSTATEMENT
Auch wenn das Design Understatement pur ist, steckt im Inneren eine Menge Technik. Herzstück ist ein 135-Watt-Class-D-Verstärker, der den 5″-Tieftöner und den neuen Hochtöner getrennt antreibt. Besonders ins Auge fällt der angegebene Frequenzgang: 46 Hz bis 30 kHz bei ±1 dB. Das ist ein strenger Messstandard – viele Hersteller geben ihre Frequenzangaben bei -3 oder sogar -6 dB an, was in der Praxis weniger linear klingt, als die Zahlen suggerieren. Dass IK Multimedia für einen 5-Zoll-Monitor eine untere Grenzfrequenz von 46 Hz bei nur 1 dB Pegelverlust angibt, ist auf dem Papier schonmal beeindruckend und weckt hohe Erwartungen an den Bassbereich.
(Bild: IK Multimedia)
Die Rückseite zeigt, dass hier nicht nur über die Software gesteuert wird: Es gibt separate Taster für die Tiefenerweiterung (LF Extension mit 80 Hz, 50 Hz oder Full Range), Bass- und Höhenanpassung (LF/HF Trim mit +, Flat oder –), sowie einen Preset-Taster für drei Modi: „Desk“ (für auf dem Schreibtisch stehende Monitore), „Flat“ (ohne Korrektur) und „Cal“ (für gespeicherte, eingemessene Raumkorrekturen). Dazu kommt ein Auto-Standby-Schalter, ein Level-Regler mit Mittenrastung und ein symmetrischer XLR-Eingang für das Audiosignal.
Besonders interessant: Ein Mikrofoneingang für das mitgelieferte Messmikrofon befindet sich direkt am Monitor. So lässt sich der Einmessprozess theoretisch sogar komplett ohne Computer durchführen – einfach das Mikro anschließen, den Preset-Button länger gedrückt halten, und der Monitor startet die Kalibrierung selbstständig. In der Praxis ist das eher eine Notfalllösung, denn wer die 21 Messpositionen und deren Reihenfolge nicht auswendig kennt, wird mit der Software deutlich entspannter arbeiten.
Neben den üblichen Anschlüssen gibt es noch zwei symmetrische Mini-Klinkenbuchsen, über die sich ein optionaler Hardware-Controller verbinden lässt. Dieser erlaubt später, zwischen verschiedenen Korrektur- oder Lautsprechersimulations-Presets per Knopfdruck umzuschalten – ein Feature, auf das wir noch genauer eingehen werden.
(Bild: IK Multimedia)
Zum Lieferumfang gehören neben dem Messmikrofon auch sogenannte Isolation Pods – kleine Gummifüße, die die Monitore mechanisch vom Untergrund entkoppeln. Sie sind funktional, aber nicht verstellbar oder arretierbar. Wer gezieltes Anwinkeln oder eine höhere Position braucht, wird zu Monitorstativen oder passenden Schaumunterlagen greifen.
RAUMKORREKTUR
Mit der MKII-Generation führt IK Multimedia die neue ARC-X-Software ein, die die bisher getrennten Programme ARC 4 (für Raumkorrektur) und X-Monitor (für Preset- und Gerätemanagement) zusammenführt. Das Ergebnis ist eine zentrale Schaltstelle, die zwar in der Beta-Version hier und da noch etwas hakelig läuft, aber deutlich die Erfahrung von IK Multimedia im Software-Bereich widerspiegelt. Der Ablauf beginnt mit dem Anschluss des mitgelieferten Messmikrofons am Audiointerface. Nach einem kurzen Pegelabgleich führt die Software Schritt für Schritt durch den Messprozess. Dabei werden 21 Messpunkte erfasst: sieben auf Ohrhöhe, sieben jeweils 15 cm darüber und sieben 15 cm darunter. Ziel ist es, ein möglichst vollständiges Bild des Abhörplatzes zu bekommen, inklusive der typischen Reflexionen und Raummoden, die in unbehandelten Räumen oft problematisch sind.

Das Messverfahren ist nicht in zwei Minuten erledigt – man sollte für den gesamten Ablauf inklusive Aufbau und Kalibrierung rund eine halbe Stunde einplanen. Der Monitor gibt bei jeder Messung kurze Sinustöne aus, während die Software die Antworten des Raumes erfasst und analysiert. Was danach auf dem Bildschirm erscheint, ist für viele der Moment der Wahrheit: Zwei farbige Linien – eine für den gemessenen Ist-Zustand, eine für die korrigierte Frequenzkurve – zeigen schonungslos, wo der Raum Probleme macht.
VORHER/NACHHER
Im Testraum, einem ca. 18 qm Schlafzimmer mit kurzem Stereo-Dreieck (ca. 85–90 cm Schenkellänge), zeigte sich ein typisches Bild: Deutliche Bassüberhöhungen, insbesondere um 45 Hz und 150 Hz, dazwischen tiefe Einbrüche. Ohne Korrektur klingt das zunächst imposant – „viel Bass fürs Geld“ – aber auch aufgebläht und wenig präzise.
Wird die Korrektur aktiviert, verschwindet die Aufdickung im Tieftonbereich sofort. Der Bass wirkt schlanker, gleichzeitig klarer, und die Transienten werden besser greifbar. Das Klangbild öffnet sich, Stimmen und Instrumente treten deutlicher hervor − es ist tatsächlich ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Wer sich vom nun „schlankeren“ Grundcharakter irritiert fühlt, kann in der Software oder direkt am Monitor jederzeit nachjustieren. Im Test führte ein dezenter Low-Shelf-Boost von ca. 2 dB im Tiefbass zu einem für den Hörer sehr angenehmen Kompromiss: mehr Fundament, ohne dass Präzision und Schnelligkeit im Bass leiden.
IK Multimedia erlaubt es, zwischen zwei Korrekturmodi zu wählen:
- Natural Correction – mildert Raumeinflüsse ab, behält aber einen Teil der Charakteristik bei.
- Sharp Correction – bügelt den Frequenzgang so linear wie möglich.
Gerade in meinem eher problematischen Raum erwies sich die harte Korrektur als die effektivere Variante. Besonders auffällig: Auch eine leichte Schärfe in den Hochmitten – bedingt durch viele glatte Flächen und Glas im Raum – wurde deutlich reduziert, was längere Hörsessions angenehmer machte.
Ein weiterer Pluspunkt, der schon nach kurzer Zeit auffällt, ist der breite Sweet Spot. Selbst wenn man den Kopf bewegt, bleibt der Klang stabil, ohne dass sich Frequenzlöcher oder extreme Veränderungen bemerkbar machen. Auch die Transientenabbildung profitiert massiv von der Korrektur. Kick-Drums und Anschläge auf Saiteninstrumenten werden knackiger dargestellt, ihr Low End präziser umrissen. Im Bassbereich entsteht so ein Gefühl von Kontrolle, das man von 5-Zoll-Monitoren in unbehandelten Räumen selten kennt – ein Punkt, der im Mixprozess und auch beim Einstellen von Bass-Sounds enorm hilft.
Weitere Features und Resümee auf Seite 2 …
(Bild: IK Multimedia)
MULTI-ABHÖRE
Die DSP-Plattform in den Precision 5 MKII kann mehr als nur den Raum korrigieren. IK Multimedia hat auch eine Library mit Lautsprechersimulationen integriert, die sich direkt in den Monitor laden lassen. Darin finden sich Emulationen legendärer Studiomonitore wie den Yamaha NS-10, verschiedene Bändchenhochtöner-Modelle, aber auch HiFi-Klassiker, Autoradios, Smartphone-Lautsprecher und viele weitere Referenzsysteme.
Der Gedanke dahinter: Wer im Mixprozess prüfen möchte, wie die eigene Produktion auf unterschiedlichen Abhören klingt, muss nicht mehr physisch zwischen mehreren Lautsprecherpaaren umschalten. Natürlich kann keine Software sämtliche physikalischen Eigenheiten eines Lautsprechers perfekt simulieren, etwa das exakte Abstrahlverhalten im Raum. Trotzdem funktionierte das Feature im Test erstaunlich überzeugend. Der klangliche Charakter der simulierten Systeme war deutlich erkennbar, und gerade im direkten Vergleich lassen sich so noch besser Schwächen oder Überbetonungen im Mix entlarven.
HARDWARE-CONTROLLER
Für noch mehr Praxisnutzen gibt es optional einen Hardware-Controller (Straßenpreis ca. 59 Euro), der per Miniklinke mit den Monitoren verbunden wird. Vier frei belegbare Tasten erlauben das Umschalten zwischen gespeicherten Presets. So lässt sich ohne Maus und Bildschirm zwischen verschiedenen Abhörszenarien springen, was im Workflow enorm Zeit spart. Wer sich den Hardware-Controller sparen möchte, kann das gleiche Bedienfeld auch als digitale Oberfläche in der ARC-X-Software nutzen.
(Bild: IK Multimedia)
Ein nettes Detail ist noch das anpassbare LED-Logo auf der Front der Monitore: Die Farbe kann pro Preset festgelegt werden. So ist schon aus der Entfernung zu sehen, in welchem Modus sich der Monitor gerade befindet.
BANG & BUCK
Mit 799 Euro pro Stück positionieren sich die Precision 5 MKII preislich im oberen Mittelfeld. Für den reinen Lautsprecher ohne DSP wäre das ein sportlicher Preis. Betrachtet man jedoch das Gesamtpaket – hochwertige Treiber, kräftiger Verstärker, integrierte, präzise Raumkorrektur, Lautsprechersimulationen, Preset-Management und die in dieser Größe außergewöhnlich überzeugende Basswiedergabe – relativiert sich der Betrag.
Nicht zu vergessen: Die komplette DSP- und Softwareplattform ist auch als separates Hardwaregerät unter dem Namen ARC Studio erhältlich, um ähnliche Funktionen auf beliebige andere aktive Monitore zu übertragen. Für Besitzer guter, aber nicht DSP-fähiger Lautsprecher könnte das eine interessante Alternative sein.
RESÜMEE
Die iLoud Precision 5 MKII überzeugen als „normale“ Monitore, entfalten ihr volles Potenzial allerdings erst mit aktivierter Raumkorrektur – und dann beeindrucken sie mit einem neutralen, transparenten Klangbild, das auch in schwierigen Räumen erstaunlich gut funktioniert. Der Bassbereich ist für die Größe bemerkenswert kontrolliert und tiefreichend, die Mitten differenziert, die Höhen klar, mit breitem Sweetspot.
Dazu kommen praxisnahe Zusatzfunktionen wie die Lautsprechersimulation, der optionale Preset-Controller und das flexible Preset-Management mit LED-Farbcode. Wer im Home-Recording auf engem Raum arbeitet, bekommt hier ein Werkzeug, das einem viel Kummer erspart und im wahrsten Sinne Klarheit schafft – und zwar ohne den Zwang, das eigene Schlafzimmer in ein Akustiklabor zu verwandeln. ●
Plus
● Wiedergabe: Tiefer, kontrollierter Bass für 5″
● Verarbeitung, hochwertige Substanz
● effektive DSP-Raumkorrektur
● integrierte Lautsprechersimulation
● breiter Sweet Spot
Minus
● leicht hakelige Software in der Beta

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2025)