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Pickguard: Alles über das Schlagbrett

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Nach dem Korpus und der Kopfplatte ist das Pickguard das wichtigste Design-Element an der Gitarre. Denn es in den meisten Fällen ist das Schlagbrett groß und damit auffällig. Ursprünglich ist es jedoch weniger ein Design-Element, sondern nur ein recht profaner Schutz gegen Beschädigungen durch Plektren – was die englische Übersetzung Pickguard deutlicher ausdrückt als das deutsche Wort-Pendant.

Pickguard-Systeme

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Das zweite englische Wort für Schlagbrett ist scratch plate – und steht für die Art Schlagbretter, die platt auf Solidbody-Gitarren geschraubt sind. Im Gegensatz zu den über der Decke schwebenden Pickguards bei Archtop-Gitarren.

In der Anfangszeit der elektrischen Gitarre kam meist schwarzes oder weißes Bakelit zum Einsatz, ein Material, das relativ hart und spröde ist und sich nicht gut bearbeiten lässt. Daher ersetzten schon bald Kunststoffe das Bakelit – und das in den vielfältigsten Ausführungen.

 

Andere gängige Materialien für das Pickguard waren Zelluloid, das meist in Tortoise- und Perloid-Mustern ausgeführt war. Zelluloid ist leicht entzündlich und schrumpft im Laufe der Jahre. Der Hersteller Fender verwendete Gold gebürstetes (gold anodi zed) Aluminium für einige seiner E-Bässe, während vor allem in den 1970er- und 80er-Jahren gerne mal zum Messing-Schlagbrett gegriffen wurde, passend zur vergoldeten Hardware. Riffelblech war eine Zeitlang auch sehr angesagt, und Country-Gitarristen setzten sich auch gerne mal ein Leder-Pickguard auf ihre Telecaster, die echten Cowboys aus echtem, die unechten aus künstlichem Leder.

Die heute am häufigsten verwendeten Schlagbretter bestehen aus Kunststoffen, die in den unterschiedlichsten optischen Versionen von durchsichtig über drei- bis fünfschichtig bis hin zu den abgefahrensten Motiven zu haben sind. Instrumente mit auffälligen Deckenmaserungen verzichten jedoch häufig auf ein Pickguard, um den Blick nicht vom Holz abzulenken.

4 Gurtpins

Kontrollplatte

Werden Regler und Schalter weder auf ein Pickguard noch direkt in den Korpus montiert, braucht es eine sogenannte Kontrollplatte. Protagonistin ist mal wieder die Telecaster, bei der beide Potis und der Dreiwegschalter auf eine kleine Kontrollplatte montiert sind. In der Serienproduktion erlaubt diese Methode eine schnellere Fertigung als das Schrauben und Verlöten der Bauteile direkt am Instrument.

Gurtknopf

Klein, billig, wichtig – denn ohne Gurtpins müsste man schließlich im Sitzen spielen. Früher war alles kleiner, auch die Gurtpins, vor allem bei Gibson und Fender. Es erstaunt nicht, dass dabei ein Abrutschen des Gurts und damit ein Absturz des Instrumentes an der Tagesordnung war. Andere Hersteller hatten dieses Problem besser im Griff. Bei Rickenbacker entschied man sich z. B. für einen deutlich größeren Pin und bei Gretsch wurde er auf eine spezielle Schraube am Korpus aufgeschraubt, über die der Gurt bereits gezogen war. Auf die Art war dieser sicher fixiert.

Sicherheit bieten sogenannte „Security Lock“-Systeme, die es in verschiedenen Ausführungen gibt. Dabei wird ein Teil am Gurt selbst und das Gegenstück am Instrument befestigt. Klickt man beide zusammen, kann sich der Gurt nicht mehr lösen. Nachteil: Man darf den Gurt nicht vergessen.

Die genialste Idee – nach der, bei der die Gummis von Schnappverschlüssen über den Gurtpin samt Gurt-Ende gestülpt werden – kommt jedoch von PRS. Dort ist man kein Freund von Security-Locks, sondern zweckentfremdete den großen, runden Saitenniederhalter des Fender Basses als stattlichen Gurtpin-Knopf.

 

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Kleiner Tip am Rande: Ein Kasten Kulmbacher enthält 20 schicke dunkelblaue strap locks. 😉

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  2. Flensburger hat rote Gummis 😉
    Ich selbst habe aber Schaller Security Locks (oder Nachbau) an meiner Gitarre.

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  3. Guten Tag , ich benötige für meine Jazzgitarre ein Schlagbrett, welches sich der Form der Gitarre anpasst und schwarz mit möglichst weißem Rand ist,. Es solte nicht auf- sondern angeschraubt werden. Es solll aus Kunststoff sein und den unteren Bereich der Gitarre abdecken. Bitte senden Sie Beispiele mir und was dies bei Ihnen kosten wird mit der Halterung und dem Transport .
    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Klein

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  4. Security Locks haben allerdings den Nachteil, dass nach jahrelanger Verwendung die Chrom-oder Nickelschicht sich “verabschiedet” ! Das bewirkt dann ein Quitschen in Verbindung mit dem Gegenstück, welches am Gurt angebracht wurde und überträgt sich auf den Korpus der Gitarre. das hört man dann auch deutlich über den Amp. Ich habe das alles über Jahrzehnte ausprobiert und bin wieder bei der Flensburger “Lösung” gelandet. Etwas besseres gibt es nicht. Kann aber auch ne andere Bierflasche sein, denn Flensburger Gummis bekommt man nicht mehr vom Verschluß.
    Gruß Dietmar

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    1. Es gibt Verschlussgummis im Versandhandel zB bei Hobbybraubedarfläden 😉

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    2. wieder einen Grund zum saufen gefunden!!!

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  5. Ein überfälliger Artikel über eine üblicherweise (zu unrecht) auf ihre visuellen Qualitäten reduzierte Komponente.
    Der Einfluss des Schlagbretts auf den Klang des Instruments wird von den Meisten völlig unterschätzt. Zugegeben der Effekt ist subtil aber durchaus wahrnehmbar.
    Deshalb verzichten ja manche Puristen ganz auf die Montage dieses kleinen Helferleins um den Klang der edlen und teuren Hölzer nicht zu verfälschen.
    Aber uns Praktikern bietet sich durchaus ein weiterer Freiheitsgrad zur Klangoptimierung. Je nach Material (und Formgebung) kann so ein Pickguard dem Gesamtklang subtile Nuanchen hinzufügen oder unerwünschte Resonanzen dämpfen.
    Metalllegierungen (Alu, Messing, Eisen) verhalten sich naturgemäß anders als Kunststoffe oder Naturprodukte wie Holz oder Leder.
    Klar; sagt jeder “Leder dämpft” oder “Messing schwingt” oder ganz so einfach ist es nicht. Selbst zwischen Tortoise oder Bakelite, einschichtig oder vierlagig spürt man deutlich Unterschiede. Einfach mal so ein Teil in die Hand nehmen und antippen, die Schwingung fühlen.
    Wie der Gitarrenbauer das Voicing der Decke einer Akustikgitarre durch Ausarbeiten der Beleistung bestimmt, können wir bei der E-Gitarre die Reonanzen duch geschickte Formgebung des Pickguards feintunen.

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  6. Danke, Heinz Rebellius.
    Danke für diesen, wieder einmal, amüsanten und erhellenden Beitrag.
    Bedauerlicherweise musste ich nach der ca. der Hälfte aufhören zu lesen,
    da mir die Tränen, die mir in die Augen traten das Lesen doch sehr erschwert haben.
    Schuld daran war der zweite Absatz nach der fett gedruckten Einleitung.
    Ich zitiere: “…Daher ersetzten schon bald Kunststoffe das Bakelit – …”
    un, Bakelit war oder ist, ein duroplastischer Kunststoff! auf Basis von Phenolharzen,
    konkret – Phenol und Formaldehyd, und war der erste synthetische Kunststoff!!!,
    der weltweit in großen Mengen produziert wurde.
    Ich gestehe ja ein, dass Kenntnisse der Werkstofftechnik nicht unbedingt zu den Stärken
    eines Schreiberlings gehört, der regelmäßig Kolumnen in einem selbsterklärten Fachmagazin verfasst.
    Das ist auch gut so. So bleiben, lieber Heinz, Deine Beiträge wenigstens ein Quell
    der Unterhaltung für aufgeklärte Menschen mit Allgemeinbildung.
    Danke, nochmal.

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  7. Hin oder her. Auf meiner einen Archtop wirkt sich das freischwebende Pickguard überhaupt nicht auf den Klang aus, bei der anderen Archtop ist es bisher immer verantwortlich für ein unschönes Vibrieren gewesen, das den Ton nachhaltig negativ beeinflusst hatte. Warum auch immer das so war, kann ich nicht erklären. Es ist ein sehr teures von Gibson und ich war der Meinung, daß es seinen Dienst tut, aber wurde eines Besseren belehrt. Seit es ab ist, kommen klare reine Töne aus meiner Gitarre, ohne das bisherige Brummelige in den tiefen Tönen, weil es nicht mehr mitvibriert. Man kann sich das auch einbilden, aber es verdeckt doch das halbe Schalloch und ich bilde mir ein, daß man das unverstärkt auch wahr nimmt.
    Zum Bakelit: es ist ein Kunststoff, zwar ein sehr spröder, aber eben ein Kunststoff.

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