Krautster Homecoming

Nik Huber Krautster III im Test

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(Bild: Dieter Stork)

 

FEINES HANDWERK – FETTE BEUTE

Die Instrumente des Nik Huber sind natürlich nicht ohne Grund populär und weltweit gefragt. Seit Nik vor gut 30 Jahren von seinem Mentor Paul Reed Smith ermutigt wurde, den Gitarrenbau professionell zu betreiben, hat die Mischung aus Ambition, Ehrgeiz, Detailversessenheit und Liebe zum Metier unseren Protagonisten zu immer neuen Höchstleistungen vorangetrieben.

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Dabei geht sein originäres Dolphin-Design tatsächlich schon auf die späten 90er-Jahre zurück, nahm konkrete Gestalt in einem verregneten Holland-Urlaub an und ist heute mehr denn je charakteristischer Ausdruck seiner ganz persönlichen Formensprache.

Nimmt man die Krautster III nach entzückter Inaugenscheinnahme der in allen Belangen hervorragenden handwerklichen Umsetzung in die Hand, vermittelt sich sofort auch deren instrumentale Kompetenz. Hier stimmt einfach alles: das angenehme Gewicht, wie die Gitarre anliegt, ihre geschmeidige Versiegelung mit samtigem Griff, das Spielgefühl des perfekt verrundeten Halses mit gut gewogenem, durchaus fleischigem Standard-Krautster-Profil, die schnelle Ansprache und ihr akustisches Ton- und Schwingverhalten. Offen und frei leuchten demgemäß die transparent aufgelösten Akkorde auf. Come on, Baby, light my Fire!

Die Röhren sind heiß (yes, still old school), was also hat diese Krautster im Rodgauer Urgewand uns denn nun elektrisch zu sagen: Der Hals-Pickup allein setzt das frische akustische Klangbild der Krautster in ein kraftvoll transparentes elektrisches Bild um. Unspektakuläre Aussage soweit, wäre da nicht noch diese beachtliche Festigkeit und trockene Kontur in den Bässen zu bemerken.

Die Huber/Häussel Custom Pickups sorgen für Kraft und Flexibilität (Bild: Dieter Stork)

Der P90 spielt seine Vorzüge wie gewohnt mit kernig volltönendem Timbre und starker Höhenglocke aus. Die positionsbedingt weicheren Anteile werden dabei allerdings durch die Konstruktion eingefangen und einem strammen Akkordbild untergeordnet, das ungemein plastisch und kompakt übermittelt wird.

Die Konturstärke und perkussive Ansprache zahlt sich bei trockenen Crunch-Attitüden und besonders auch in gehobenen Zerrpositionen aus, sorgt dort für tonale Präsenz und griffige Linien. Mit diesem Pickup allein schon wäre die Existenz der Krautster gerechtfertigt.

Nicht ohne Grund aber legte der Humbucker in dieser elementaren Gitarrenkonstruktion den Grundstein für den Erfolg der Krautster. Auch in der 2-Pickup-Version kann man den offenherzigen Kraftprotz, denn der Custom-Häussel ist mit seinem satten Output kein Kind von Traurigkeit, das schlagende Herz der Gitarre nennen.

Die Mischung aus Mahagoni-Body und fettem Ahornhals verschaffte der Krautster ja immer schon eine gewisse Straffheit und Stringenz in der Tonentfaltung, was natürlich auch im neuen Gewand der Fall ist. Der Steg-Humbucker kommt mit Saft und Kraft in Stellung, drückt unmissverständlich nach vorne durch.

Trotz des hohen Impedanzwertes von gut 15 kOhm verfügt er noch über ordentliche Höhen für Operationen im Klarklanggefilde, auch wenn er durchaus eine wohldosierte Mittennase zur Durchsetzung seiner Forderung auch klare Kante ins Spiel bringt. Diese keck vorspringende Spitze macht dann im Overdrive mächtig Druck, gibt über Finger und Plektrum besten Zugriff auf den obertonsatten Ton, sorgt für robuste Präsenz.

Die im Tone-Regler angelegte Push/Pull-Funktion schaltet den Steg-Pickup optional auf Single Coil, was uns eine höchst attraktive und durchaus gleichberechtigte weitere Sound-Alternative an die Hand gibt. Das leicht Wattige in den Höhen – die bevorzugte Mittenbetonung verschafft dem Humbucker in höheren Gain-Positionen natürlich seine Aggression und pointierte Durchsetzungsfreude – weicht hier nun großer hohlkehliger Offenheit.

Nein, kein imitierter Fender-Sound im engeren Sinne, eher eine spezielle Farbvariante mit schlankem Bass und insgesamt strahlend höhenreichem Ausdruck. Klasse Clean-Sound allemal, aber dieses Klangderivat macht sich auch sehr gut in verschiedenen Einstellungen des Zerrkanals, wo es mit kernigem Draht im Ton und bissigem Twang viele Punkte macht. Übrigens ist der Potiknopf so angelegt, dass er auch mit kampfnassen Fingern noch leicht zu heben ist – gut so!

In der Kombischaltung beider Pickups liegen dann auch noch zwei nützliche „in between”-Sounds an, die je nach Push/Pull-Position klangfarblich etwas changieren und damit von Clean bis Gain zu absolut praxisgerechten Ergebnissen finden, was die Krautster fit für durchaus unterschiedliche Ansprüche macht.

Schön im Übrigen auch, dass die verschiedenen Pickup-Schaltpositionen dynamisch nicht zu weit auseinanderliegen. Heyheyhey, dieses Pony kann also viel mehr als nur einen Trick!

 

RESÜMEE

Nik Huber hat natürlich längst seinen Stil gefunden, aber mit der Konzentration auf das eigene Dolphin-Design tritt er nochmals selbstbewusster auf und schickt lediglich noch einen Gruß für die ursprüngliche Inspiration über den Großen Teich. Die Krautster III bleibt abgesehen vom Zuschnitt der Silhouette nicht ganz unerwartet nah dran an ihrer Vorgängerversion.

Ihre Tugenden sind mit fabelhaften Spielbedingungen und sonorer elektrischer Kraft nur unzulänglich beschrieben. Haptik und Eleganz der Handhabung – welch toll gewichtetes rundliches Halsprofil, was für eine haarfein abgeglichene Bundierung – treffen auf glänzende Schwingeigenschaften der stimmigen Konstruktion, die von den Custom Häussel-Pickups in substanzvolle und variantenreiche elektrische Bilder voller Kraft und Tiefenschärfe umgesetzt werden.

Alles beim Alten also? Aber gerne doch, wenn die Gipfelerfahrung zum erwartbaren Standard wird, oder anders gesagt: das Beste vom Besten für die Besten!

PLUS

● originäres Design
● Materialien
● Schwingeigenschaften
● Pickups
● kraftvoll-flexible Sounds
● Bundierung
● Spieleigenschaften
● Verarbeitung

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2025)

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