Im Test
Mehr ist mehr: Becos FX CompIQ YUNA Pro
von Joris Henke, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Becos FX)
ZWEI GESICHTER
Insbesondere die Umschaltung des FF- bzw. FB-Modus hat starke Auswirkungen auf den Klang und das Spielgefühl. Im FF-Modus erfolgt die Kompression präzise und dank Soft-Knee sehr musikalisch. Im schnellsten Setting kann YUNA auch als rudimentärer Limiter benutzt werden, als harter Brickwall eignet sich das Pedal allerdings nicht. In moderaten Einstellungen des Compression-Potis können eher schnelle Settings genutzt werden, um Spitzen abzufangen und den Sound musikalisch zu homogenisieren.
Besonders attackreichen Sounds, etwa beim Slapping oder Plektrum-Spiel, wird auch im schnellsten Setting der Transient nicht vollständig weggedrückt, wodurch dem Ton eine gewisse Lebendigkeit und Natürlichkeit bleibt. Für die zusätzliche Rückgewinnung des natürlichen Spielgefühls bietet sich das Mix-Poti an, mit dem unkomprimiertes Signal wieder beigemischt werden kann.
Steht das Timing-Poti rechts von zwölf Uhr, wird immer mehr vom Notenbeginn unkomprimiert durchgelassen, was den Sound perkussiver werden lässt. Für die Extraportion Punch beim Slappen oder aggressiven Spielstilen die richtige Wahl. Auch Tapping kann so effektiv in den Vordergrund gehoben oder der Sound insgesamt aggressiver eingestellt werden.
Wird der Jumper nun auf FB umgesteckt, verändert sich erst einmal nicht so viel, sofern das Timing links von zwölf Uhr steht. Bei langsamen Einstellungen des Attacks hingegen kommt der eben beschriebene Effekt noch deutlich stärker zum Tragen. Durch den zusätzlichen Überschwinger beim Wegdrücken des Signals wirkt der Notenanfang noch deutlich prägnanter als im eher zahmen FF-Modus. Bei milderen Einstellungen wirkt das Signal hier grundsätzlich etwas lebendiger und roher. So hat man mit beiden Optionen eine gute Vorauswahl des Grundcharakters.
Zur Abrundung des Tons kommt ein Tilt-EQ zum Einsatz. Die Reichweite der Klangveränderung ist dabei nicht brachial, aber mit ±6dB auf jeder Seite praxistauglich und erlaubt es so, dem Klang mehr Fülle oder Draht bzw. Offenheit zu verleihen. Der Kompressor selbst färbt den Ton nicht hörbar, allerdings bieten die DIP-Schalter im Innern die Möglichkeit, eine grundsätzliche Klangfärbung zu aktivieren. In Kombination mit dem regelbaren EQ ergibt sich eine recht große Bandbreite an Klangmöglichkeiten, die für einen Kompressor mehr als respektabel ist.
Mir gelingt es kaum, schlechte Sounds mit YUNA zu produzieren. Klar, wer alles auf 11 dreht, braucht sich nicht wundern. Aber bei normalem Gebrauch zeigt sich das Gerät beeindruckend gutmütig ohne dabei platt, steril oder uninteressant zu klingen oder gar an Präzision einzubüßen. Wechsel von clicky-clacky Slap- und Tap-Gewitter zu runden, schiebenden Achtelläufen sind mit einem oder maximal zwei Drehungen an den Potis umgesetzt.
Wer das Pedal mit DI-Ausgang anstelle eines Batteriefachs bestellt hat, kann das Gerät so sogar als vollwertigen Preamp nutzen. Dass bei der Fülle an Funktionen bei vergleichsweise kompaktem Formfaktor kein Platz mehr für einen XLR-Ausgang war und der DI-Out daher als Klinke ausgeführt ist, ist zu verschmerzen. Per Jumper kann sogar ein GND-Lift aktiviert werden, um Brummschleifen zu unterbinden.
(Bild: Becos FX)
RESÜMEE
Die CompIQ-Serie von Becos hat einen besonderen Platz in meinem Herzen. Nicht nur sind alle Modelle uneingeschränkt empfehlenswert, der Testbericht zum Twain und Stella war auch mein erster für dieses Magazin. Daher freut es mich, dass sich Becos FX auch mit YUNA treu bleibt und mit herausragender Qualität sowie ausgereiften Funktionen zu überzeugen weiß. Obwohl die Grundfunktionen der Kompressoren natürlich sehr ähnlich sind, unterscheiden sie sich teils sehr drastisch durch Zusatzfunktionen in der Soundgestaltung.
Mit diversen Filter-Optionen und Feedback-Modi bietet YUNA Eingriffe in das Klanggeschehen, die hauptsächlich teurem Studio-Equipment und Plug-ins vorbehalten sind. Preamp-Qualitäten bringt das Gerät ganz nebenbei auch noch mit. Ein Muss für alle Kompressor-Fans!
Plus
● Funktionsumfang
● Durchdachtes Konzept
● Vielfältiger Klang
Minus
● Viele Optionen nur über interne Schalter und Jumper erreichbar

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2025)
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