Masterpiece: Duesenberg Paloma Custom
von Heinz Rebellius, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Andrej Lillak)
THREE STEPS AHEAD!
Die Split/King-Pickups sind reinrassige Einspuler, die mit je einer Spule eines echten Humbuckers kombiniert werden.
Neben Master-Volume- und Master-Tone-Regler besteht die Schaltung aus einem Fünfweg- und zwei in der Höhe einstellbaren Mini-Schaltern, die die beiden Split/King-Pickups in Singlecoil- bzw. Humbucker-Mode schalten.
Das Diamond-Deluxe-Vibratosystem arbeitet smooth und gleichzeitig kontrolliert. Von Schimmern bis radikalen Tonhöhen-Veränderungen: Alles geht, alles bleibt stimmstabil.
SPIELEN!
Fließende Konturen an Vorder- und Rückseite des Korpus bringen Spieler und Gitarre körperlich eng zusammen. Nichts stört den Spielfluss – dafür sorgen das komfortable Halsprofil, das Griffbrett-Binding und die präzise Bundierung, bei der die Basisarbeit per Plek-Maschine und Feinschliff sowie Politur von Hand erfolgt. Kurz gesagt: Alles, was nicht vom persönlichen Geschmack abhängt, hat Duesenberg voll im Griff.
Schon unverstärkt beeindruckt die Paloma Custom mit strahlenden, satten Obertönen über einem sonoren, definierten Bass – das weckt Erwartungen an den Amp-Sound. Und was aus den Speakern kommt, ist vor allem eins: frisch! Diese Pickups klingen wirklich nach Singlecoils – weil sie echte Singlecoils sind und keine kastrierten Humbucker, so wie in vielen Split-Schaltungen.
Das große Herz der Paloma schlägt deutlich im Einspuler-Takt, und die Pickup-Konfiguration erinnert an eine Stratocaster mit Fünfweg-Schalter samt zwei sehr hohl-knackigen Zwischenpositionen. Nur dass statt des mittleren Pickups die parallel geschalteten Hals- und Steg-Pickups hier einen offenen, perligen, prägnanten Kombi-Sound formen. Werden beide Split/Kings in den Humbucker-Modus geschaltet, setzt der Ton etwas mehr Fülle an und zeigt weichere Höhen. So bekommen wir einen fetten, runden Hals-Sound, einen dynamischen, breitbandigen Kombi-Ton mit toller Präsenz – und einen kräftigen Steg-Humbucker, der sich gern mit ausgebreiteten Ellenbogen vordrängt.
Die Zwischenpositionen erreichen eine ungewohnte Tiefe in der Güte „Quack Deluxe“, und natürlich erfüllen die Split/Kings als Humbucker auch ihre ursprüngliche Bestimmung, denn sie brummen nicht. Also genau das, was Seth Lover für Gibson und Ray Butts für Gretsch im Sinn hatten, als sie 1957 zeitgleich ihre Erfindungen PAF und FilterTron vorstellten: kein Brummen, um dem Konkurrenten Fender die lange Nase zeigen zu können.
Unterm Strich liefert die Paloma Custom großartige, laute und fette Singlecoil- wie auch Singlecoil-artige Humbucker-Sounds in Hülle und Fülle, und nur ein Beigeschmack bleibt: Nach dieser Testsession klangen meine eigenen Gitarren wie brave Messdiener – und damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
RESÜMEE
Three Steps Ahead – so lautet das bekannte Duesenberg-Motto. Gemeint sind die dreistufigen Designelemente, die sich von der Kopfplatte bis zum Buchsenblech durchziehen und jeder Duesenberg ihr unverwechselbares Profil geben. Das Motto kann man aber auch als selbstbewusste Botschaft an die Konkurrenz deuten: Kaum ein Hersteller führt so stringent eine eigene Linie zwischen Tradition und Moderne.
Bei der Paloma Custom bekommt dieser Leitsatz noch eine weitere Bedeutung: Drei Pickups und eine ausgeklügelte Schaltung weiten das Klangspektrum deutlich aus – ein echter Schritt nach vorn, nicht nur in Sachen Flexibilität, sondern auch in der Qualität. Vor gut einem Jahr sorgte Duesenberg mit der Joey Landreth Signature für Aufsehen – ebenfalls eine Paloma mit anderer Pickup-Bestückung. Auch ohne seine Signature jemals gespielt zu haben, kann ich nun nachvollziehen, warum Landreth ausgerechnet dieses Modell aus dem Duesenberg-Programm wählte, auch wenn sie nur einen Split/King besitzt: Diese Pickups liefern genau die Sounds, die er und viele andere schätzen. Nämlich kraftvolle, dynamische Singlecoil- und transparente, low-gainige Humbucker-Sounds in hoher Güte.
In Kombination mit der spielerischen Leichtigkeit der Gitarre (habt ihr die gemessene Saitenlage gesehen, siehe „Übersicht“?) und dem hervorragenden Diamond Deluxe Vibratosystem ist die Paloma Custom eine rundum überzeugende E-Gitarre, wie man sie selten von der Stange bekommt. Eben Custom. Mein dringlicher Tipp: Einfach selbst anspielen! ●
Plus
- Soundqualität
- Pickups und Schaltung
- Sound-Vielfalt
- Vibrato-System
- Design
- Verarbeitung und Werks-Setup

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2025)
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Da würde ich so gerne Mal einen Test hören. So Clean in allen Variationen… Gibt’s nirgends auf YouTube…. Habt ihr einen gemacht?
Ich hab einen gefunden: https://www.youtube.com/results?search_query=duesenberg+paloma+custom+black
Ganz schön peinlich, wie diese Firma die Looks von Gretsch und Rickenbacker abkupfert.
Ich tue mich schwer bei irgendeiner Gretsch oder Rickenbacker diesen “Look” wiederzufinden. Von vorne eher 7ender Jaguar oder Jazzmaster…das hört allerdings schon auf wenn man das Instrument leicht dreht. Da ist ein Binding zu sehen was man von o.g. Gitarren eher nicht kennt. Diese Form der Cutaways ist mir bislang weder bei Gretsch noch bei Rickenbacker aufgefallen. Abgesehen davon gibt’s weder bei Gretsch noch Rickenbacker Modelle mit mehreren PUs mit nur 2 Potis.(…mehr braucht kein Mensch). Ich spiele seit Jahrenden u.a. eine Starplayer…hast du die in den Händen vergeht dir jegliche Sehnsucht nach anderen Modellen (Außer Telecaster, aber das ist meine persönliche Referenz)). Ist natürlich alles Geschmacksache…aber letztendlich ist es “nur” eine elektrische Gitarre und kein Möbelstück, und die Bewertung eines solchen Instrument vom angeblich “gekupferten” Design abhängig zu machen und als peinlich zu bezeichnen ist doch irgendwie schon ganz schön peinlich…
Wow, 12 praktikable, bühnentaugliche Sounds und diese atemberaumbende Optik, sehr interessant !! Gerne würde ich noch detailliertere Praxistests zu den Sounds genrebezogen lesen: Clean/Rock/Blues/ Hard-Heavy/Funky etc.
Danke 🙏🏻
Edle Anmutung und in Sachen Soundviielfalt an alles gedacht – sehr schön so weit.
Nur eine Sache deprimiert mich beim Duesenberg-Programm insgesamt:
Wer ein klares, an die Stratocaster angelehntes Design sucht, wird von Duesenberg leider unnachgiebig enttäuscht.
Entweder man mag diese Formen mit stumpfen Cutaways à la Jaguar/Mustang u.s.w., oder man mag sie überhaupt nicht.
Ich bleibe weiterhin geduldig – immerhin hat Duesenberg mit den Alliance Serie – Bässen den ersten wirklich ansprechend geformten Bass im Sortiment.