Leserfrage: Dumpfer Sound bei Strat mit TBX-Poti

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Als großer Eric-Clapton-Fan habe ich meiner 32 Jahre alten Squier-Strat eine Frischzellenkur gegönnt und mit Vintage-Noiseless-Pickups und einem Fender Eric Clapton Mid-Boost ausgestattet. Vom Prinzip her bin ich mit dem Sound nicht ganz unzufrieden, aber doch etwas enttäuscht. Steht das TBX-Poti in der Mittenraste, ist der Sound viel zu mumpfig. So richtig nach Strat klingt es erst, wenn ich das Poti auf 10 aufdrehe.

Ist es möglich, die Schaltung zu modifizieren, damit ich in der Mittelstellung einen ordentlichen Strat-Sound habe? Oder liegt da bei mir ein Defekt vor? Bei meiner Recherche bin ich auch noch auf das Gerücht gestoßen, dass Eric Clapton in seinen Bühnengitarren nur den Boost ohne TBX-Control verbaut haben soll. Ist da etwas dran? Gibt es dazu einen Schaltplan? Das müssten dann ja ein Volume-, ein Boost- und ein Tone-Poti sein.

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Michael Schmalz

Hallo Michael! Das Herzstück der Clapton-Schaltung ist der regelbare Mid-Boost, mit dem man all die fetten Sounds zaubern kann, die mit einer normalen Strat-Schaltung nicht gehen. Das TBX-Poti ist ein Upgrade zu einem normalen Tonpoti. Es funktioniert im Prinzip ähnlich wie ein passives Poti, d.h. voll aufgedreht sind alle Höhen da, die die Pickups bringen. Regelt man den TBX zur Mitte zurück, werden die Höhen weicher und deutlich weniger dumpf als bei einem klassischen Tonpoti. Diese klassische, dumpfmachende Wirkung setzt beim TBX erst ab Mittelstellung ein.

Die ganze Schaltung ist ein Relikt aus uralter Fender-CBS-Vergangenheit und im Ursprung auf der Fender Strat Elite von 1983 zu finden. Später wurde das TBX-Poti für die Fender US-Standard-Serie weiter verwendet. Diese Serie hatte einen Steg-Pickup, der prinzipiell zu höhenlastig konstruiert wurde. Da klang der Ton fast normal, wenn das TBX in der Mittelstellung stand. Man hatte quasi noch einen „Boost“ beim Aufdrehen des TBX. Dieser war aber nicht Wirkung des Potis, sondern Wirkung des höhenlastigen Pickups.

Nun haben aber die Fender-Vintage-Noiseless-PUs tendenziell eher weniger Höhen und das macht es erforderlich, dass das TBX voll aufgedreht werden muss, damit der Sound stimmt. Nur wenn der Mid-Boost mit in Spiel kommt, ist das TBX wieder ideal, da es die für verzerrte Sounds etwas zu scharfen Höhen sehr fein wegregelt. Der verzerrte Sound wird weicher, weniger kratzig und Zerrgrad und Durchsetzungsfähigkeit lassen sich gut mit dem Mid-Boost regeln.

Prinzipiell brauchen die Fender-Vintage-Noiseless-Pickups Potis mit 500 kOhm. Diese waren früher im Lieferumfang enthalten. Das aber ist für deine Schaltung nicht relevant, da die aktiven Teile der Schaltung, also Volume-Poti und Mid-Boost 50kOhm haben und durch die niederohmige Schaltung den Sound kaum beeinflussen. Das Tonpoti wirkt passiv. Es hat ab der Mittelrastung einen 250er-Wert, der doch merklich Höhen schluckt.

Als Lösung würde ich empfehlen, das TBX voll aufzudrehen. Dann liegt 1Meg-Ohm an. Sollte der Klang dann immer noch zu wenig Höhen haben, dann das TBX rausschmeißen und stattdessen ein Fender-No-Load-Poti verwenden, welches bei Vollanschlag das Poti aus dem Schaltkreis nimmt. Und wenn das alles nichts hilft: Einfach Pickups wählen, die von Haus aus deutlich mehr Höhen haben als die Fender-Vintage-Noiseless!

André Waldenmaier

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Als kleine Korrektur:
    Das TBX-Poti bei der Post-CBS American Standard Strat regelte
    ausschließlich die Höhen des mittleren Pickup.
    Bridge und Hals waren davon nicht betroffen, daher
    ist die oben erwähnte Höhenlastigkeit des Bridge-PU
    nicht mit dem TBX-System in Verbindung zu bringen.

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    1. Kleinere Korrektur:
      Das TBX regelte Steg- und Mittenpickup. Hals hatte ein eigenes Poti.

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      1. Also bei den beiden American Standard Strats (beide Baujahr 1991) die ich bisher mit dem TBX-System hatte, betraf es wirklich nur den mittleren Pickup. Möglich, dass Fender das Wiring während des ersten Runs der Am Standard (1986 – 1994) leicht verändert hat?

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        1. Mag sein, meine ist von 1989…

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  2. Ich habe bislang 4 EC Midboost verbaut. Beim ersten war ich maßlos enttäuscht von der Klangregelung, eben dem TBX-Tonecontrol. Ähnliche Erfahrungen fand ich in div. Foren, auch in USA. Also habe ich es kurzerhand gegen ein CTS Dimple Tonecontrol mit Orangedrop ausgetauscht und es schien wieder die Sonne. Seither handhabe ich es immer so. Klingt damit so, wie ich es für den Midboost passend finde. Kann ich nur weiterempfehlen. Mit musikalischen Grüßen. MrHKBlues.

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  3. Super getextet,und genau wegen dieser Gründe des TBX-Problems hatte ich schon damalig meine Fender mit Rollensattel und TBX-„Klangregelung“ eiligst wieder verkauft! Diese TBX-Potiregelung hat sich logischerweise nicht durchsetzen können.Dieses ganze Gefummel an dieser TBX-Technik ist letztendlich nur total nervig! Braucht wirklich kein Mensch,und schon gar kein Gitarrist! Danke.

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