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Leo Guitars Leo Standard im Test

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Der kleine Hersteller Leo Guitars war mit seinen edlen Designs auch schon auf der letztjährigen Holy Grail Show in Berlin vertreten. Thema sind vornehmlich Variationen und handwerkliche Verfeinerungen traditioneller Konstruktionen.

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Seit 2010 geht der Gitarrenbauer Darko Milojevic in der Gemeinde Villingendorf in Baden-Württemberg offiziell seinem künstlerischen Handwerk nach. Mehr als 200 Gitarren sind im Laufe der Zeit unter seinen Händen entstanden. Er entwirft und fertigt nicht nur eigene Designs, sondern stattet sie auch mit speziellen „Zeitwerk“-Pickups aus, die er nach seinen Vorstellungen wickeln lässt.

Traditions-Update

Die Konstruktion der Leo Standard muss man zweifellos der Les-Paul-Familie zurechnen, auch wenn der Gitarrenbauer in ihr seine ganz eigene Vorstellung von einer Solidbody-Gitarre realisiert. Dem am Halsansatz ca. 52 mm starken Korpus aus zweiteilig gefügtem Cedro wurde eine konturierte Decke aus umwerfend gemasertem 1AAAA Quilt-Maple aufgesetzt, welche von einem Creme-Binding eingefasst ist.

Die obere Schulter wird Sförmig in das originell geschnittene Cutaway hereingeführt, was, verglichen mit einer LP, den Hals-Korpusansatz einen Bund tiefer setzt und damit den Griffbrettzugang der hohen Lagen verbessert. Der kraftvoll rundlich gestaltete Hals aus Cedro ist mit seitlich abgeflachtem Halsfuß in den Korpus eingeleimt und erhielt ein gebundenes Griffbrett aus Palisander mit einem Bundierungs-Mix: bis zum 12. Bund finden wir die fetten 6100 Jumbobünde, darüber die gleich hohen, aber etwas schlankeren 6105 Medium Jumbobünde.

Leo Crown-Inlays aus Perlmutt markieren die Lagen. Über eine Volute wurde der eigenständig gestaltete Kopf herausgeführt, im Holzfurnier der Front ist ein stilisierter Löwenkopf eingelegt. Klassisch anmutende Schaller Deluxe-Mechaniken mit Tulpenflügeln sorgen für Stimmstabilität. Zugriff auf den Halsstab wird vom Kopf her gewährt. Die Saiten laufen mit 628 mm Mensurlänge über den perfekt befeilten Sattel aus Knochen hinüber zur Gotoh TOM Bridge (GE103BT) mit entsprechendem Tailpiece (GE101A) – die klassische Nummer also.

Eigenständiges Kopfplatten-Design
Eigenständiges Kopfplatten-Design

Elektrisch wird die Leo Standard durch zwei in cremefarbenen Rähmchen aufgehängte „Zeitwerk“-Humbucker. Die mit Alnico-Magneten gewickelten Aggregate (Neck Alnico 5/Bridge Alnico 4) sind ganz konventionell einzeln oder zusammen mit einem 3-Wege-Schalter aufzurufen und von individuellen Volume- und Tone-Reglern zu kontrollieren.

Das mit einem Ebenholzdeckel verschlossene Elektrofach zeigt saubere Arbeit an hochwertigen Komponenten (500K CTSPots/Paper Oil-Kondensatoren) und ist komplett mit Kupferfolie ausgelegt. Die Decke der vorgelegten Leo Standard ist in einem attraktiven Bourbon Burst hochglänzend lackiert, die Rückseiten erhielten ein rotbraunes Satin Finish. Darko Milojevic arbeitet nicht nur detailgenau und auf hohem Niveau, er legt jedem seiner Instrumente auch noch ein Warranty-Zertifikat bei, mit dem er 20 Jahre Gewährleistung für seine Arbeit übernimmt.

Ergonomisch – satt – knurrig

Die Leo Standard wiegt angenehme 3,4 kg, hängt ausgeglichen am Gurt und verlangt vom Les-Paul-erprobten Spieler keinerlei Eingewöhnung. Korpustiefe und Zargentaille entspricht etwa dem klassischen Modell, wie auch die Anlage ohne Rippenspoiler mit vergleichbarer Ausrichtung der Gitarre dem gewohnten Spielgefühl entsprechen.

Anders verhält es sich dann schon mit dem Spielgefühl des Halses, der, wenn schon LP-assoziiert, den alten 50er-Jahre-Profilen nahekommt. Fett und rundlich füllt der also des Spielers Hand, was aber keineswegs den Spielkomfort schmälert. Immer vorausgesetzt natürlich, man mag ganz generell satte rundliche Halsformen. Die feine, glanzpolierte 2-Stufen-Bundierung ist perfekt eingerichtet, also förmlich eine Einladung zum Spiel mit lässig gleitenden Bendings.

Überdies sind auch die hohen Lagen durch die ergonomisch gut gelöste Hals-Korpusverbindung bestens bespielbar. Der akustische Ton hat nun nicht unbedingt viel von der gewohnt geschlossenen Rundung vom Mahagoni in dieser Art der Konstruktion, wie das zumindest bei einem guten Instrument in der Regel der Fall ist.

Die Tonholzkombination Cedro/Ahorn vermittelt in dieser Gitarre ein sehr klar aufgelöstes Klangbild, mit eher schlanken Bässen, wohl gewichteten Mitten und offenen Höhen. Bemerkenswert ist dabei die saubere Saitenseparation. Am Verstärker setzen die „Zeitwerk“- Humbucker – PAF-Anlehnung in der Halsposition und etwas heißer gewickelt in der Steg-Position – das transparente Tongefüge effektiv in Szene.

Der Hals-Pickup kommt brillant kernig, ja mit einem gewissen Draht im Ton zum Ohr. Bei klaren Einstellungen punktet er mit entsprechend schön durchsichtigen Akkorddarstellungen. Der Ton springt mit perkussiv akzentuiertem Anschlag spontan an, zeigt gute Festigkeit und einen ebenmä- ßigen, linearen Tonverlauf. Eigenschaften, die sich auch beim Spiel im Zerrmodus bewähren. Powerchords artikulieren konturiert und luftig, singende Leads sind kein Problem.

„Zeitwerk“ Humbucker
„Zeitwerk“ Humbucker

Der Ton ist dynamisch nicht bemerkenswert wendig, aber er steht wie eine Eins. Hymnischem Solospiel steht also nichts im Wege. Der vom Steg-Pickup übertragene Ton ist in seiner Textur ebenfalls von klarer Definition geprägt. Clean liefert er ein eher eng und nicht zu kompakt zeichnendes Akkordbild, höhenreich schlank, mit maßvoll gesetzten Mitten beeindruckt er bei rhythmischer Aktion mit akzentuiertem Biss, sehr funky.

Im Zerrmodus ist er nicht so sehr von der Sorte Schmelzton, eher kommt sein Ausdruck kernig und mit Kante, was uns bei Powerchords ein hübsch knurriges Brett hinlegt. Überhaupt ist dieses tiefmittig Knurrige ein ausgeprägter Charakterzug der Standard im Overdrive. Wechseln wir ins Solospiel, so operieren wir mit Biss und Präsenz.

Die Tonlänge ist gut und auch an Durchsetzungskraft mangelt es nicht. Schalten wir abschließend beide Humbucker in Mittelstellung zusammen, so zieht die an sich schon gute Präsenz weiter auf, was Akkorde seidig perlen lässt. Sehr schön kommt auch angezerrtes Spiel mit viel Crunch zum Zuge. Die ebenmäßig arbeitenden Regler gestatten nun auch noch die feinstufige Abregelung und damit eine nuancierte Gestaltung der Klangfarbe.

Resümee

Das Modell Leo Standard ist eine Konstruktion die Anleihen bei der Les Paul macht, aber durch ein formales Re-Design und differierende Tonholzwahl eigene Akzente zu setzen weiß. Zunächst fällt uns mit dem groß und rundlich ausgebauten Hals ein ganz schöner satter Ast in die Hand, zumindest für den entsprechenden Aficionado ein toll bespielbarer Neck mit chefmäßig gemachter Bundierung. Die „Zeitwerk“- Humbucker übersetzen den klar strukturierten Ton der Cedro-Konstruktion in ansprechende Bilder.

Perlend transparent bei klar eingestelltem Amp und mit kernigem Knurrfaktor im Overdrive. Die Standard von Leo Guitars findet damit zu einem selbstbewussten Ton im gesetzten Rahmen und das ist unzweifelhaft der lobenden Erwähnung wert. Stimmiges Design, gutes Handwerk, beste Spieleigenschaften, eigenständige Sounds: was mehr bleibt zu wünschen vom passionierten Custom Gitarrenbau?

PLUS

  • eigenständiges Design
  • Tonholzwahl
  • Schwingverhalten
  • Pickups
  • charakterstarke Sounds
  • fetter Hals, 2-StufenBundierung
  • Spieleigenschaften
  • Verarbeitung

uebersicht-leo-guitars-leo-standard

Produkt: Gitarre & Bass 6/2022 Digital
Gitarre & Bass 6/2022 Digital
IM TEST: Eastman Romeo LA +++ ESP/LTD Mike Schleibaum Signature +++ Mayones Caledonius Classic 5 +++ Hughes & Kettner StompMan +++ Darkglass Exponent 500 +++ Line 6 Catalyst 100 +++ D'Addario XS Nickel Plated Steel Electric Strings +++ JHS Preamp Overdrive +++ Mooer Preamp Model X & Cab X2

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