G&B Testbericht

Lehle P-Split II & Little Lehle im Test

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Lehle-Effektgeräte Little Lehle und P-Split II, weiß/orange
(Bild: Dieter Stork)

Kein Hersteller hat sich mit solcher Entschlossenheit den Schalt- und Verkabelungsproblemen der Gitarristen angenommen wie Burkhard Lehle. Den großen Schaltboxen der ersten Stunde hat er vor einiger Zeit eine Serie von „Little Lehles“ folgen lassen, die niedriger im Preis liegen.

 

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Konstruktion von Lehle P-Split II und Little Lehle

Was macht der Gitarrist, wenn er eines seiner FX-Pedale während des Spiels zeitweise aus dem Signalweg entfernen will? Er sieht zu, dass ein True-Bypass hineinkommt. Oder er schafft eine entsprechende Looper-Box an. Solche Schaltkästchen haben eine Send- und eine Return-Buchse, an die das FX-Pedal wie in dem Effektweg eines Verstärkers angeschlossen wird. Ein Fußschalter trennt und aktiviert die beiden Signalwege. Genau das ist der Job des Little Lehle. Als Statusanzeige ist eine hell leuchtende LED-Lampe eingebaut. Diese wird versorgt über den Netzteilanschluss, der acht bis 20 Volt akzeptiert, ob Wechselspannung oder Gleichspannung spielt keine Rolle. Zum Lieferumfang gehören vier Holzschrauben für die Montage auf dem Pedalboard und ein Netzteilstecker.

Verarbeitung und Gehäuse präsentieren sich in der gewohnt exklusiven Qualität. Es sei angemerkt, dass der silbrige “Fußpilz” nicht selbst Teil eines Schalters ist, sondern lediglich eine mechanisch hochstabile Vorrichtung darstellt, die innen auf ein Schaltelement wirkt, was natürlich auf Langlebigkeit abzielt.

Zweiter im Bunde ist ein unscheinbares Kästchen, das keine Bedienelemente zu besitzen scheint. Tatsächlich finden sich an der Stirnseite nur zwei kleine Druckschalter. Na ja, der P-Split II braucht halt schlicht nicht mehr. Seine Stunde schlägt wenn die gefürchteten Masseschleifen angreifen und ihre perfide Brut des Brummens in das Nutzsignals einschleusen. Mehrfache Masseverbindungen auf der Signalebene, desgleichen über die Erdungsschutzleiter der Stromkabel, schon hat man den Salat. Aus Sicherheitsgründen verbietet es sich, auf der Wechselstromseite Erdungen zu beseitigen, also müssen die Brummzecken in den Signalwegen ausgerottet werden.

Das macht man durch galvanische Trennung, sprich das Einfügen eines geeigneten Trafos – der ja durch Magnetfelder induziert, also ohne leitende Drahtverbindung arbeitet. “Geeignet” ist das Stichwort, auf dem Markt gibt es nur sehr wenige Trafos, die der hohen Impedanz eines Gitarren-Pickups entgegenkommen. Also hat Lehle kurzerhand selbst einen solchen entwickelt und in den P-Split gepackt. Gleich hinter dem Eingang ein Direct-Out, sodass von der kleinen Box aus ein Y-Aufsplitten des Signal auf zwei Wege möglich ist, der ISO-Ausgang nach dem Trafo, ein Schalter zum Umkehren der ISO-Phase, eine weiterer um wahlweise doch eine Masseverbindung herzustellen, das ist die Ausstattung des P-Split II. Schrauben und Stecker liegen auch dieser Lehle-Box bei.

Lehle P-Split II & Little Lehle in der Praxis

Wer mit größerem technischen Aufwand seine Gitarren-Sounds erzeugt, muss früher oder später zwangsläufig über das Masseschleifensyndrom stolpern. In größeren Racksystemen sowie in Setups mit mehr als einem Verstärker ist die Wahrscheinlichkeit groß. Ich selbst sehe mich auch immer wieder damit konfrontiert, da ich seit Jahren ein komplexes Mehrwegsystem favorisiere, im Prinzip Dreiweg (Stereo-L / Trocken / Stereo-R) mit mehreren wechselnden Haupt-Amps. Mit der Problematik also engstens vertraut, bleibt zur Funktion des P-Split-II-Box unterm Strich nur eines zu sagen: Es gibt derzeit zumindest als Serienprodukt für den Gitarristen nichts Besseres zu kaufen. Die Signalqualität ist hervorragend, linear ohne Einbrüche, keine unangenehme Bedämpfung der Dynamik, maximale Frische und Authentizität im Klangbild des Instruments. Der P-Split II lässt sich mit seiner hohen Eingangsimpedanz und dem maximal zulässigen Signalpegel von +18 dB letztlich an allen Stellen vor der Endstufe universell verwenden.

Wie nicht anders zu erwarten, outet sich auch Little Lehle in der Signalbearbeitung als souveränes Tool. Ist ja im Prinzip auch ein direkter Ableger der bereits eingeführten großen Modelläquivalente. Auffällig war hier nur, dass der Fußtaster recht starken Druck brauchte, was vielleicht nicht jedermanns Sache ist. Ansonsten sei noch erwähnt, dass sich die kleine Schaltbox in unterschiedlichen Situationen nützlich macht. 1.) Wie oben beschrieben als Effekt-Looper, vor dem Amp im Pedalsignalweg oder im Einschleifweg des Amps, oder 2.) als A/B-Box vor den Eingängen zum Anwählen von Amp-A und -B (Bedarf von P-Split-II sehr wahrscheinlich), oder 3.) als A/B-Box zum wechselweisen Aktivieren zweier Instrumente vor einem Amp, oder 4.) als Tuner-Mute-Box, die den Amp stummstellt, wenn der Send-Weg zum Stimmgerät aktiviert wird.

Resümee

Daumen hoch für beide Lehle-Zwerge. In der gewohnten High-Tech-Qualität gefertigt, verrichten beide ihre Aufgabe ohne Fehl und Tadel. Funktional fast schon ein Innovationsprodukt ist der P-Split-II, da er zu einem günstigen Preis galavanische Trennung auf Studio-Niveau, speziell auf die Bedürfnisse des Gitarristen ausgerichtet, bereitstellt – Brumm ade, der Ton bleibt. Little Lehle ist in seiner professionellen Machart ebenfalls jeden Cent seines plausiblen Preises wert.

Produkt: Gitarre & Bass 7/2023
Gitarre & Bass 7/2023
IM TEST: Magneto Guitars Eric Gales Signature RD3 +++ Lenz Hot Chili Tube-Head +++ Marshall Guv’nor, Drivemaster, Bluesbreaker, Shredmaster Reissue Pedals +++ Glockenklang Blue Bird Bass-Amp +++ Fender Gold Foil Jazz Bass +++ Walrus Audio Fundamental Reverb und Delay +++ Blackstar Debut 50R Gitarren-Combo +++ Epiphone Adam Jones Les Paul Custom Art Collection +++ Boss Waza-Air Bass Headphones

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