Die Perlen des Gebrauchtmarkts

Kleinanzeigen Heroes: Ibanez TS9DX Turbo Tube Screamer

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Günstige Arbeitstiere, unterschätzte Underdogs, übersehene Youngtimer und vergessene Exoten: In den „Kleinanzeigen Heroes“ stellen wir euch die Geheimtipps des Gebrauchtmarkts vor, die einen maximalen „Bang for the buck“ liefern.

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(Bild: Ibanez)

Ibanez TS9DX Turbo Tube Screamer

Erst der totale Überflieger, und dann immer mehr Kritik an seinen Klangmöglichkeiten – genauso erging es auch dem Tube Screamer in seiner langen Geschichte. Aber Ibanez hatte wie immer eine Antwort auf kritische Stimmen.

Die Antwort hieß Ibanez TS9DX Turbo Tube Screamer und wurde 1998 von John Lomas entwickelt, einem Mitarbeiter von Hoshino USA. Das bahnbrechend Neue an diesem Tube-Screamer-Konzept war ein zusätzlicher „Mode“- Regler, mit dem man vier verschiedene TS-Sounds anwählen kann. Wie schön, dass man auch dem originalen TS-Sound einen der vier Slots spendierte, während man mit den anderen drei den Kritiken entgegenhalten wollte, die zu wenig Bassanteil, zu wenig Verzerrung und zu wenig Boost-Volume bemängelten.

TURBO & QUATTRO

Der neue Grünling kam gut an und ist dann auch bis heute im Programm von Ibanez verblieben. Ibanez beschreibt die vier Modes wie folgt:

1. TS9: Die klassische TS9-Schaltung ohne Modifikationen

2. +: mehr Verzerrung

3. HOT: Noch mehr Verzerrung, der angehobene Mittenbereich lässt den Sound in Richtung Marshall-Stack gehen

4. TURBO: Noch mehr Verzerrung, mehr und tiefer liegende Bassanteile

Was sich wie eine grundsätzlich gute Idee anhört, ist bei genauerem Hinhören leider nicht so optimal. Denn die Hochpass-Grenzfrequenzen der drei zusätzlichen Modi waren viel zu tief gewählt, sodass die Performance der neuen TS-Sounds nicht das brachte, was man von ihnen erwartete. Was wiederum einige Firmen auf den Plan rief, die effektive Modifizierungen des Ibanez-Originals anbieten. Bernd C. Meiser von BSM hat ebenfalls einen MOD für den TS9DX entwickelt, den wir im Folgenden vorstellen wollen. Denn für diesen effektiven Mod müssen tatsächlich nur drei Kondensatoren ausgetauscht werden.

TURBO MOD

Das Modden des TS9DX nach BSM-Art ist eine lohnenswerte und recht einfach umzusetzende Sache, da die Platinen und anderen Bauelemente des TS9DX noch klassisch ohne doppelseitig beschichtete Platinen oder SMD-Technik aufgebaut sind. Hier die Kurzanleitung, verbunden mit dem dringlichen Hinweis, während der Arbeit das Pedal von jeglicher Stromversorgung abzunabeln:

1. Rückwärtigen Deckel abschrauben und die Hauptplatine lösen (eine Schraube) und zur Seite klappen.

2. Knöpfe der „Mode“- und „Drive“-Regler abziehen und die Muttern der Schäfte entfernen.

3. Die kleine Platine, die von den beiden Potis gehalten werden, ohne viel Kraft ausklappen. Alle vier Kondensatoren befinden sich auf dieser kleinen Platine und sind um den Mode-Drehschalter herum angeordnet. Im „TS9”-Modus (= C103) finden wir natürlich einen Wert von 47nF. Dann C120 (= 0,22uF) für den„+“-Modus, C119 (= 1uF) für „Hot“ und zuletzt C118 (= 2,2uF) für den „Turbo“-Modus.

4. Ziel ist es, die Bauteile C118, C119 und C120 auszuwechseln. Der C120 (= 0,22uF) Elko kommt praktischerweise in die Position des ausgelöteten C118 – bitte hier die Polarität beachten! An die Position des C119 wird ein 100nF-Typ (alternativ: 150nF) gepflanzt, anstelle des C120 kommt ein 68nF (alternativ auch 100nF) zum Einsatz.

Diese drei Kondensatoren können ausgetauscht werden, um die Performance des Turbo Tube Screamer zu verbessern. (Bild: Meiser)

Und fertig ist das Makeover des vielseitigsten Tube Screamer aller Zeiten – jetzt auch mit praxisgerechten Grenzfrequenzwerten!

Die Sammler mag vielleicht noch der Fakt interessieren, dass in der ersten Charge des TS9DX das Drive-Poti nicht optimal angesteuert wurde und deshalb weniger Verzerrung zur Verfügung stand. Der Hersteller hat bei der zweiten Charge Anfang 1999 ein deutlich sichtbares Jumper-Kabel auf der Platine angebracht, das diesen Fehler umgeht. Ab Ende 1999 wurde dann die richtige Beschaltung des Drive-Reglers in das Platinen-Layout integriert.

PREISE

Im Laden geht das Ibanez-TS9DX-Pedal für ca. 155 Euro über den Tresen – ein richtig guter Preis für das, was dieser Tube Screamer bereits ab Werk kann: Klassischer TS9-Sound plus drei Varianten, die z.B. auch den Einsatz als Bass-Verzerrer ermöglichen. Gebrauchte Exemplare werden ab ca. 100 Euro angeboten. Auch bereits gemoddete Exemplare finden sich, allerdings sind die Mods so unterschiedlich, dass hier ein Preisvergleich nichts bringt. Beispielsweise habe ich Exemplare zwischen € 150 und € 250 gesehen, und ein Angebot einer Firma, die die Modifikation eines angelieferten TS9DX für €48 anbietet.

Vielen Dank an Bernd Meiser für seinen technischen Support!

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2021)

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich wäre vorsichtig mit dem Mod, da damit der Einsatzbereich eingeschränkt wird. Der Tube Screamer eignet sich in höheren Einstellungen auch sehr gut als Bass-Verzerrer, was man sich mit dem Mod nehmen würde.

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