Alte Bekannte?

Kelly‘s Telly: Michael Kelly Triple 50 Gloss Black im Test

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Die Michael-Kelly-Gitarre gibt sich sehr schwingfreudig, was auf ausgesuchte Hölzer und eine präzise Verbindung von Hals und Korpus schließen lässt. Sie spricht sehr direkt an, bringt jeden Ton blitzschnell zur Entfaltung und punktet mit stabilem, gleichförmig abklingendem Sustain. Trocken angespielt liefert sie ein ausgewogenes Klangbild, kraftvolle, drahtige Bässe, perkussive Mitten, klare, gläserne Höhen und ein reiches Obertonspektrum.

Für einen Klangvergleich am Amp habe ich meine japanische 1986er Fender MIJ Custom Tele 62 Reissue herangezogen und muss feststellen, dass die Rockfield-Singlecoils der Triple 50 deutlich leiser sind, obwohl sie laut Messung gute 3 kOhm mehr auf der Brust haben. Okay, mir ist bekannt, dass dieser Parameter nicht als einziger zur Beurteilung der Pickup-Ausgangsleistung herangezogen werden kann.

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Zwar lassen die Rockfields den typischen Tele-Sound erkennen, liefern jedoch deutlich weniger Klangfülle und Charakter, besitzen aber immerhin sehr schöne Transparenz. Trotz bluesig-warmem Hals-, twangy-bissigem Steg- und glockig-klarem, runden Sound der kombinierten Pickups, klingen sie irgendwie schlapp und ausdruckslos. Aktiviert man den mittleren Einspuler zum Hals-Pickup, setzt sich der bekannte näselnde Klang einer Strat nur marginal in Szene, da beide Abnehmer zu nahe nebeneinander platziert wurden.

Dagegen kommt der „In-between“-Effekt von Mittel- und Steg-Pickup wunderbar zur Geltung und zeigt auch mehr Ausdruck. Durch Zuschalten des Mittel-Pickups zum glockenklar und luftig tönenden Steg-Hals-Pärchen büßt das Klangbild nicht nur Höhen sondern auch Transparenz ein. Im Zerrbetrieb fühlen sich die Rockfields direkt wohler und liefern hier doch wesentlich brauchbarere Ergebnisse.

ALTERNATIVEN

Die Zahl vergleichbarer Gitarren hält sich auf dem Markt stark in Grenzen. Die Fender Player Plus Nashville Tele wird in Mexico gefertigt und liegt mit ca. € 969 preislich über der Michael Kelly Triple 50, besitzt jedoch einen günstiger positionierten Mittel-Pickup und eine eleganter gelöste Schaltung, die sämtliche Konstellationen dreier Pickups ermöglicht. Dies trifft auch auf die Fender USA James Burton Telecaster zu, die allerdings mit ca. € 2300 in einer anderen Preisliga spielt.

RESÜMEE

Bis zu dem Zeitpunkt als ich die Michael Kelly Triple 50 mit meinen Amps bekannt machte, war ich von ihr überaus begeistert. Allein die Rockfield-Pickups konnten nicht ganz überzeugen. Deren gebremste Ausgangsleistung ist das kleinere Übel, vielmehr lassen mich ihre eher blassen und charakterarmen Klänge zu diesem Urteil kommen.

Ansonsten beeindruckte mich die Triple 50 mit lebendiger Schwingfreude, sehr guter Dynamik und standfestem Sustain. Auch ihr ausgewogenes, drahtiges Klangbild und ihr Obertonreichtum können überzeugen. Hinzu kommen Trage- und Spielkomfort sowie die vorbildliche Verarbeitung. Und unter uns … Pickups tauschen ist kein Hexenwerk! 😉

PLUS

  • Ansprache, Dynamik & Sustain
  • Qualität der Hölzer und Hardware
  • Bespielbarkeit
  • Verarbeitung

MINUS

  • Rockfield-Pickups
  • Abschirmung des E-Fachs


(erschienen in Gitarre & Bass 10/2022)

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Guten Tag Herr Dommers,
    dass der Winzschalter so nah vorm Tonregler liegt, mag an der geschätzten Erfahrung liegen, dass man beim Regeln meist hinter die Drehregler greift.
    Wenn ein so positionierter Schalter indessen nicht (annähernd) senkrecht verschraubt ist, ist das etwa kein Verarbeitungsfehler?

    mit freundlichen Grüßen
    Oliver Remme

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