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Ibanez Iron Label RGAIX6FM & RGDIX7MPB im Test

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Inzwischen könnten die Bezeichnungen von Ibanez-Modellen den Endlosnummern für den internationalen und europäischen Zahlungsverkehr IBAN bzw. SEPA schon fast Paroli bieten, erst Recht wenn man noch die Finish-Kürzel anhängt. Nichtsdestotrotz kommt der japanische Hersteller auch 2016 mit interessanten Neuheiten u. a. für die Metal-Fraktion um die Ecke.

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(Bild: Dieter Stork)

Unsere beiden Protagonistinnen, von denen jeweils auch ein 6- bzw. 7-StringModell erhältlich ist, entstammen der RG-Reihe, deren Korpus-Silhouetten für ihre langen schlanken Cutaway-Hörner bekannt sind. Die neu gestalteten konturierten Decken verleihen den Bodies nicht nur ein aufgefrischtes Erscheinungsbild, sondern bieten dem Spieler auch höheren Komfort. Dass Ibanez mit den beiden Modellen die Voll-auf-die-Zwölf-Klientel im Auge hat, lassen auch die fehlenden Tone-Regler erkennen. Da erscheinen die Coil-Split-Möglichkeiten der RGA schon fast als purer Luxus. Die lediglich um einen Zoll verlängerte 7-String-Mensur gestattet noch entspanntes Spielen in den Tieflagen, bietet zugleich aber auch beste Voraussetzungen für Drop Tunings. Ab Werk kommt die RGD jedoch mit Standardstimmung und H7-Basssaite.

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Konstruktion

Während sich der RGA-Korpus aus drei Teilen Mahagoni und einer gewölbten Ahorndecke mit Riegelahornfurnier zusammensetzt, wartet die RGD mit einem sehr schön gemaserten Esche-Body auf. Schaut man sich Letzteren genauer an, gibt das naturbelassene Satin-Finish zwei jeweils 21 mm dicke, bookmatched halbierte Escheplanken zu erkennen, die über ein ca. 1 mm dickes dunkles Furnier in Sandwich-Manier zusammengefügt wurden. Die flache Decke wird von einem weiteren Layer und einem Pappelwurzelholzfurnier gekrönt, das man wie die Kopfplatte in Surreal Blue Burst lackiert hat.

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Sandwich-Bauweise (Bild: Dieter Stork)

Die Facettierung der Cutaways und der Armauflage erzeugt eine interessante Optik, bei der das Wurzelholz vom dunkleren Layer eingerahmt wird. Um diese geschwungene Linienführung zu erzielen, mussten die Facetten sehr präzise gefräst werden, was bis auf eine kleine „Entgleisung“ am oberen Cutawayhorn bestens gelungen ist. Die 7-Saiterin kommt gänzlich ohne Randeinfassungen aus, bei der RGA indes werden Decke, Griffbrett und Kopfplatte von weißem Binding in Szene gesetzt. Traditionell verwendet Ibanez direkt in die Zargen eingelassene Rohrklinkenbuchsen. Wie auch hier enden diese meist in separaten Kammern, die, wie alle anderen Fächer auch, Oberkante bündig mit schwarzen Kunststoffplatten abgedeckt wurden. Abschirmungsmaßnahmen beschränken sich auf mit Alufolie beklebte E-Fachdeckel.

Hier wie dort garantieren vier einzeln eingelassene Holzschrauben und stramm passende Halstaschen großflächige und stabile Verbindungen von Hals und Body. Ergonomisch verrundete Halsübergänge erlauben ungehindertes Spiel in den höchsten Griffbrettregionen. Durch 20 mm breite Mittelteile aus Bubinga erhalten die flachen Ahornhälse enorme Stabilität, der kopfplattenseitig zugängliche Stahlstab tut sein Übriges. Während die RGA über ein Ebenholzgriffbrett verfügt, besitzt die RGD eines aus Ahorn, welches mit unzähligen winzigen Vogelaugen übersäht ist – sehr schön. Frontseitig hat Ibanez gänzlich auf Lagenmarkierungen verzichtet, Orientierung bieten lediglich kleine Sidedots.

Jeweils 24 fette Jumbobünde, vorbildlich verrundet, abgerichtet und poliert verteilen sich über die Spielfelder, die zur Kopfplatte hin von bestens abgerichteten selbstschmierenden Kunststoffsätteln begrenzt werden. Premiere in Ibanez‘ Serienfertigung feiern Gotoh Magnum Lock-Trad Tuner mit unterschiedlichen Wellenlängen (staggered), bei denen die Saiten über Daumenräder fixiert werden. Unsere beiden Iron-Label-Neulinge hat man mit Gibraltar-Standard-II-Stegen bestückt, sogenannte Hardtails, bei denen die Saiten von hinten durch den Korpus geführt werden. Die Endringe hausen in präzise eingelassenen Metallhülsen, die H7-Saite der RGD sogar in einer größeren Basshülse. Die Fusion Edge Humbucker stellt DiMarzio exklusiv für Ibanez her, sie sind somit nicht frei käuflich. Beim 7-String-Modell werden sie per Dreiweg-Toggle-Schalter und Master-Volume, bei der 6-Saiterin per Dreiweg-Blade-Switch, Master-Volume und Coil-Split-Schalter kontrolliert. Letzterer lässt die Halsspule des Hals- und die Stegspule des Steg-Pickups verstummen und verhilft damit der RGA zu drei zusätzlichen Grund-Sounds.

Praxis

Trotz ihrer eher scharfkantigen Bodies zeigen beide Iron Label RGs hohen Tragekomfort und lassen sich dank Armauflagen, Rippenspoilern und verrundeter Halsübergänge angenehm handhaben. Trotz längeren Halses, größerer Kopfplatte und siebten Tuners erweist sich auch die RDG sowohl am Gurt als auch auf dem Bein als bestens ausgewogen. Die dünnen Nitro-Wizard-Hälse liegen angenehm in der Hand, auch wenn der Halsrücken der 7-String aufgrund der Breite stark abgeflacht ist. An ihren Bodies und Hälsen deutlich spürbar, geben sich beide Gitarren sehr resonanzfreudig, sprechen direkt und konkret an und zeigen schnelle, spontane Tonentfaltung. Ihr stabiles, langsam und gleichförmig abklingendes Sustain ist sicherlich nicht nur den hochwertigen Tonhölzern, sondern vor allem den GibraltarII-Stegen mit den Thru-body-Saitenhalterungen zu verdanken.

Klanglich geben sich die beiden ausgewogen, transparent, spritzig und obertonreich, allein die H7-Basssaite kommt mitunter etwas schwammig. Insgesamt tönt die RGD kraftvoller und drahtiger, die RGA wärmer und samtiger. Obgleich Ibanez nach eigener Aussage bei der Entwicklung der neuen Iron-Label-Modelle ausschließlich die Metal-Fraktion als Zielgruppe im Visier hatte, können unsere beiden Vertreterinnen auch bei Klarklängen überzeugen. So tönt der Hals-Humbucker der 6-Saiterin am cleanen Amp vollmundig, ausgewogen, definiert, transparent und niemals bassüberladen, der Steg-Pickup straff in den Bässen, klar, spritzig, knackig und nicht übermäßig bissig. Dennoch kann er bei entsprechend intensivem Anschlag aggressiv zupacken. Die Pickup-Kombi perlt und glöckelt derweil munter drauflos, deckt also alles ab, was Arpeggien und cleane Rhythmusarbeit erfordern. Der Coil Split dünnt die Klangbilder natürlich etwas aus, bringt jedoch noch mehr Glöckchen ins Spiel, lässt sogar leichtes Näseln erkennen und liefert damit sehr geschmackvolle eigenständige Singlecoil-Sounds.

Schon aufgrund ihrer verlängerten Mensur tönt die 7-String druckvoller und fetter, was der Transparenz jedoch keinerlei Abbruch tut. Die zunächst etwas schwammig erscheinende H7-Saite fügen die DiMarzio Fusion Edge Humbucker perfekt ins Klangbild ein. Auf diese Weise klingen cleane Akkorde, tieffrequente Riffs und Powerchords unabhängig vom gewählten Pickup extrem breit und mächtig, jedoch niemals undifferenziert. Der Steg-Humbucker bringt prägnanten Knack und vermehrt Obertöne ins Spiel, während die Paarung beider Abnehmer auch im unteren Frequenzbereich ordentlich die Glocken schwingen lässt. Lassen wir es krachen! Mit steigendem Gain setzen die DiMarzios das Mittenpotenzial beider Gitarren in Szene, lassen zugleich aber auch die Höhen aggressiver und bissiger werden. Dies zieht das Klangbild wieder ein wenig auseinander und lässt es trotz aller Kompression offener und luftiger, zugleich aber auch druckvoller erscheinen. Beide 7-StringPickups übertragen die tiefe H- inklusive Obertöne ebenso artikuliert und präzise wie die E6-Saite. Insgesamt zeigen die Instrumente exzellente Dynamik, unterstützen die Tonbildung und die Arbeit mit den Volume-Potis.

Resümee

Bei den neuen Iron-Label-Modellen haben die Ibanez-Designer mal wieder ganze Arbeit geleistet, denn die Konturen von Decke und Cutaways – bei der RGA fließend, bei der RGD facettiert – verleihen beiden Gitarren eine gewisse Eleganz. Eine interessante Optik bietet auch das eingefärbte Pappelwurzelholz auf naturfarbener intensiv gemaserter Esche. Klanglich können beide Instrumente uneingeschränkt überzeugen, denn die sehr guten Resonanzeigenschaften der Hölzer wissen die neuen, exklusiv für Ibanez gefertigten DiMarzio-Humbucker adäquat zu übertragen. Auf Klangregler hat man bewusst verzichtet, da Höhenfilter bei der Zielgruppe eher verpönt scheinen. Derweil stehen der RGA die Coil Splits gut zu Gesicht, die ihr interessante aber praxistaugliche cleane und verzerrte Singlecoil-Sounds bescheren. Alles in allem zwei erstklassige 6- und 7-Saiterinnen zum überaus moderaten Preis.

 

Plus

  • Sounds
  • Schwingfreude
  • Dynamik & Sustain
  • Tuner & Pickups
  • Spielbarkeit
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung

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Ibanez Iron Label_profil

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
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