Workshop

Hot Rod Mod: A/B-Box

Anzeige
Ein normaler Fußschalter für die Kanalumschaltung für Verstärker aus dem Zubehör liefert das Gehäuse.

Während die letzte Folge überwiegend theoretisch blieb, wollen wir diesmal wieder ganz praktisch arbeiten. Bei der Überlegung, wie ein Pedalboard für einen Fender Deluxe Reverb aussehen könnte, ist klar geworden, dass auch eine A/B-Box sinnvoll ist, um die beiden Kanäle des Fenders zu nutzen. Na, das dürfte doch nicht allzu schwer sein. Also direkt ran ans Werk!

so war das früher …

Der Fender 65 Deluxe Reverb Reissue ist als reiner Clean-Amp konzipiert, hat aber trotzdem zwei getrennte Kanäle. Diese können gleichzeitig betrieben werden. Heute ungewöhnlich – damals praktisch: Denn es war früher durchaus üblich, dass sich z. B. ein Bassist und ein Gitarrist, einen Verstärker teilten. Equipment war in den 60er-Jahren im Verhältnis viel teurer als heute und Leo Fender, der immer schon ein besonderes Ohr für seine Kundschaft hatte, hat seine frühen Verstärker damit sinnvoll auf die Bedürfnisse der damaligen Musiker zugeschnitten.

Anzeige

Ein Fender 65 Deluxe Reverb für fantastische Cleansounds. Wer Verzerrung will, braucht aber Pedale und wer beide
Kanäle nutzen will, eine A/B-Box.

Der linke Kanal des Deluxe Reverb ist mit „Normal“ gekennzeichnet und klingt auch so: Warm, weich und relativ neutral. Er verträgt sich ganz prima mit vorgeschalteten Verzerrern. Der rechte Kanal ist der CleanSpezialist und mit Federhall und „Vibrato“ – das eigentlich ein Tremolo ist, da hier die Lautstärke und nicht die Tonhöhe verändert wird – üppiger ausgestattet.

Zudem hat der Vibrato-Kanal eine dauerhafte „Bright“-Schaltung und klingt viel heller und frischer als der Normal-Kanal. Für Clean-Sounds ist das toll, für Zerrsounds dagegen nicht – die „brizzeln“ nämlich dann ganz fürchterlich in den Höhen. Um das Potential des Amps optimal auszuschöpfen – also den Normal-Kanal mit Verzerrern und wahlweise den Vibrato-Kanal für Cleansounds zu nutzen – ohne immer das Kabel vom einen zum anderen Eingang umzustecken, muss gebastelt werden. Die Kanäle sind ja am Verstärker nicht umschaltbar.

Das ist ein typischer Job für eine A/B-Box – also einer Schaltung, die das Signal über einen Fußschalter wahlweise zu dem einen oder anderen Verstärkereingang schaltet. Das Gitarrensignal kommt dann erst in das Pedalboard, durchläuft die Effektkette und kommt am Schluss an den Eingang der A/B-Box. Von dort gehen jeweils ein Kabel an den Normal- und den Vibrato-Kanal des Deluxe Reverb.

Neben dem Austausch des ursprünglichen Fußschalters gegen einen 3PDT kommen noch drei Buchsen, eine LED und ein Minischalter dazu.

wahlrecht

Ein ähnliches Projekt haben wir mit einem Loop-Pedal ja schon in einer früheren Kolumne bearbeitet und die A/B-Box ist eigentlich nichts anderes als eine abgespeckte Loopbox. Für den A/B-Schalter genügen drei Klinkenbuchsen, ein Fußschalter und ein Gehäuse. Wer noch eine optische Kontrolle möchte, braucht noch eine oder zwei LEDs sowie ein Batterieclip und/oder eine DC-Buchse. Ich möchte eine optische Kontrolle und wähle eine zweifarbige LED, die wahlweise mit rot oder grün den Kanal anzeigt.

Auf einen Netzteilanschluss verzichte ich und begnüge mich stattdessen mit einer Spannungsversorgung über Batterie, die mit einem kleinen Miniswitch auch ausgeschaltet werden kann. Als Gehäuse kommt, ganz stilecht, ein typischer Fußschalter für die Kanalumschaltung von Verstärkern zum Einsatz, bei dem ich Kabel und Schalter ausgebaut und entsorgt habe.

Jedes andere Gehäuse tut es natürlich auch und mit einem Standard-Aludruckgussgehäuse macht man sich die Arbeit wahrscheinlich sogar einfacher. Das Bohren der beiden zusätzlichen Buchsenlöcher und des kleinen 3-mm-LED-Lochs ist in dem Stahlblechgehäuse nämlich nicht so einfach, wie in Alugehäusen. Es gelingt mit der Standbohrmaschine und einem guten Stufenbohrer aber ganz gut.

allheilmittel: 3pdt

Für die Kanalumschaltung samt LED-Steuerung wird ein 3PDT-Schalter – also ein Schalter mit drei Schaltebenen benötigt. Eine Schaltebene wird für die LED-Steuerung benötigt, eine weitere für die Umschaltung der Eingänge. Die dritte Schaltebene ist für dieses Projekt wichtig, damit der nicht benutzte Eingang des Verstärkers stumm geschaltet wird. Der 3PDT-Schalter wird dazu so verschaltet, dass jeweils die nicht benutzte Eingangsbuchse auf Masse liegt. Das verhindert unangenehme Störgeräusche im nicht benutzten Kanal.

Der 3PDT-Schalter

Um meiner nun folgenden Beschreibung der Schalterverdrahtung besser folgen zu können, muss der Schalter so gehalten werden, dass man durch die 9 Löcher der Anschlüsse durchschauen kann. Dann schauen wir von oben drauf und bezeichnen die horizontalen Reihen der Lötanschlüsse mit Vorne, Mitte und Hinten und die vertikalen Reihen mit Links, Mitte und Rechts. Die drei linken Pins des Schalters werden nur für die LED-Verdrahtung benötigt; der Signalumschaltung genügen die sechs mittleren und rechten Anschlüsse des Fußschalters.

Die Verdrahtung sieht nur auf den ersten Blick verwirrend aus.

In meinem Beispiel kommt der Eingang – also das signalführende Kabel der mittleren Buchse – an den mittleren rechten Pin. Die Ausgänge, also die signalführenden Kabel der beiden anderen Buchsen, kommen dann an die Lötanschlüsse oben und unten der rechten Reihe. Der Schalter bringt dann jeweils den mittleren Pin mit entweder dem oberen oder dem unteren Pin in Kontakt und stellt damit die Verbindung vom Eingang zu einem der beiden Ausgänge her.

Um den jeweils nicht benötigten Ausgang auf Masse zu legen, wird die mittlere Reihe des Schalter benötigt. Am mittleren Pin der mittleren Reihe kommen die drei Massenanschlüsse der Buchsen zusammen. Mit zwei Drahtbrücken – einmal von unten rechts nach mitte oben und einmal von oben rechts nach mitte unten – wird die jeweils nicht geschaltete Buchse auf Masse gelegt. Die Drahtbrücke erfolgt über zwei kurze Litzen.

Ein Beispiel für eine einfache Umschaltung – hier mit zwei LEDs

rot oder grün?

Die linke Reihe gehört der LED. Ich habe mir diesmal eine zweifarbige LED besorgt, die entweder rot oder grün leuchtet. Eine einfache LED würde durch die An-Aus-LED-Schaltung den Job sicher auch tun, aber so ist es schöner! Zweifarbige LEDs haben häufig drei Beinchen und teilen sich entweder eine Anode oder eine Kathode.

Zweifarbige LEDs haben oft drei Anschlüsse und teilen sich entweder eine Anode oder eine Kathode.

Je nachdem, welchen Typ man vor sich hat, muss das gemeinsam genutzte mittlere Bein der LED also an Masse oder Strom. Bei meinem Exemplar ist das mittlere Bein die gemeinsame Kathode und kommt über einen 4K7-Vorwiderstand an Masse. Die beiden äußeren Beinchen werden je links oben und links unten am Schalter befestigt. Der mittlere Pin des Fußschalters kommt über den Miniswitch an den Pluspol des Batterieclips. Der Minuspol des Batterieclips ist am Vorwiderstand verlötet und mit einem Schrumpfschlauch gesichert.

Die LED klemmt ziemlich fest in ihrem Loch und braucht keine
weitere Befestigung.

Der Minischalter soll die Stromzufuhr unterbrechen, damit die Batterie nicht durch die immer entweder rot oder grün leuchtende LED auch bei Nichtgebrauch beansprucht wird. Dazu genügt es, an den mittleren Pin des Minischalters und an einen der beiden äußern Pins jeweils das stromführende Kabel vom mittleren linken Pin des Fußschalters und des Batterieclips zu befestigen.

Ein Schalter für Strom an/aus

Der A/B-Schalter funktioniert natürlich nicht nur bei einem Verstärker mit zwei Kanälen, sondern grundsätzlich auch, um zwei Verstärker wahlweise zu schalten. Mit unserem einfachen Schalter kann aber nicht garantiert werden, dass nicht z. B. durch Brummschleifen, unschöne Störgeräusche verursacht werden. Umschaltungen von zwei unterschiedlichen Amps gehören schon zu den komplexeren Aufgaben und erfordern dann auch deutlich höheren Aufwand, z. B. durch isolierte Massen. Spezialisten wie z. B. Lehle haben da einiges im Programm. Mit unserem kleinen A/B-Schalter hatte ich aber keine Probleme, auch von meinem Deluxe Reverb auf meinem Hot Rod Deluxe zu schalten.

Ein praktisches Ding, wenn man mal Verstärker direkt vergleichen möchte.

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2019)

Produkt: Effekt Pedale ABC – Alles über Effektpedale Digital
Effekt Pedale ABC – Alles über Effektpedale Digital
Alles über Effektpedale: Planung und Optimierung, Fuzzology, Vintage Pedals, Chipology Setup+++Tipps & Tricks von Profis+++DIY-Pedals+++VIP Effekt-Boards, u.v.m

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren