Höfner Ignition Club Bass im Test

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E-Bass von Höfner im Violinen-Design, stehend
(Bild: Dieter Stork)

 

Es gab früher schon viele unterschiedliche Basshersteller, doch mittlerweile verliert man schnell den Überblick, so viele neue verschiedene Bässe drängen auf den Markt. Aber ein Klassiker, ein Bass mit einem unsterblichen Design, ein richtig großer Wurf gelingt nur ganz wenigen.

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Höfner hat es zweifellos geschafft ein Instrument zu kreieren, dessen Design sich als zeitlos erwiesen hat. Das durch Paul McCartney berühmt gewordene 500/1-Modell überragt zwar alle anderen Instrumente aus dem Hause Höfner, aber der vorliegende Club Bass hat ebenfalls eine beachtliche Historie aufzuweisen. Erstmals wurde er 1965 aufgelegt und war optisch an die seit 1954 hergestellte 125 Club Gitarre angelehnt. Tina Weymouth von Talking Heads machte diesen Bass populär, und dank nicht nachlassender Nachfrage wird dieses Modell bis in die heutige Zeit produziert. Für weniger betuchte Bassisten bietet Höfner nun den in Indonesien gefertigten Ignition Club Bass an, der nahezu unverändert den klassischen Höfner Sound für jedermann ermöglicht.

 

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Die Schaltung sitzt auf einer Platine (Bild: Dieter Stork)

 

Konstruktion des Höfner Ignition Club Bass

Auch wenn der Ignition Club Bass gegenüber dem legendären 500/1 Höfner Bass eine leicht veränderte Korpusform aufweist, so ist doch die Nähe zu dem klassischen Beatle-Bass vor allem in der Konstruktion nicht unerheblich.

Der an den Zargen ca. 52 bis 54 mm tiefe Korpus des Club Bass ist hohl gebaut und besitzt keinen durchgehenden Sustainblock. Die auf beiden Seiten gewölbte Konstruktion aus Sperrholz kann somit frei schwingen, lediglich unter dem Steg befindet sich ein kleiner Holzklotz der stabilitätsfördernd die gewölbte Decke und den gewölbten Boden miteinander verbindet. Die insgesamt ca. 6 mm starke Decke hat eine zweiteilige Deckschicht aus Fichte erhalten, die Zargen und der Boden sind mit einer Riegelahorn-Decklage versehen worden.

Der eingeleimte Hals ist einstreifig aus Ahorn gebaut und trägt ein Palisandergriffbrett mit 22 perfekt abgerundeten auf Hochglanz polierten Jumbo-Bünden. Die schwarz lackierte, schräg nach hinten abgewinkelte Kopfplatte ist mit großer Leimfläche angeschäftet und hat in einer 2/2-Anordnung offene Stimmmechaniken erhalten. Auffällig sind hier die sehr dünnen Achsen, die man eigentlich eher akustischen Gitarren zuordnet, gleichwohl erfüllen sie anstandslos ihren Zweck und halten souverän die Stimmung.

Typisch Höfner ist das Bedienfeld mit zwei Volume-Regler und drei Schiebeschaltern bestückt, nämlich Rhythm/Solo, Bass On und Treble On. Bei den beiden Tonabnehmern handelt es sich um Ingnition-Staple-Nickel-Pickups, die sich optisch kaum von den originalen Höfner-Humbuckern unterscheiden.

Der Palisandersattel orientiert sich ebenfalls an dem klassischen Vorbild und ist mit vier Schlitzen versehen, in die man die Saitenreiter, kleine Bunddraht-Auflagen, zwecks Oktavjustierung nach Bedarf einlegen kann. Der vernickelte Saitenhalter erweist sich ebenfalls als von solider Qualität, denn klappernde Nebengeräusche gibt es hier nicht. Zudem gestaltet sich ein Saitenwechsel äußerst unproblematisch, da die Ballends ganz einfach in das trapezförmige Tailpiece eingehangen werden. Die hochglänzend polierte Sunburst-Lackierung und das die gesamten Korpuskanten umschließende, cremefarbene Binding sind ebenfalls von guter Qualität, obgleich hier natürlich keine 100%ige Perfektion zu erwarten ist.

Auch wenn man das Bedienfeld abschraubt, sieht man im Inneren des Korpus schon mal den einen und anderen Span, sowie Farb- und Leimrückstände, die aber keineswegs den Nutzwert einschränken. Wer hier die absolute Perfektion sucht, der sollte sich einen in Deutschland hergestellten Bass besorgen, allerdings zu einem vielfachen Preis des hier angebotenen Viersaiters, der kostengünstig in Indonesien angefertigt wird.

Verarbeitung und Konstruktion sind in Anbetracht des Preises als ausgezeichnet einzustufen. Hersteller von Billig-Kopien dürften gegen den Club Bass kaum Land sehen, denn neben der sehr guten Qualität darf man ja eines nicht vergessen: Der Ignition Club Bass ist schließlich ein echter Höfner.

 

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Instrumenten-Identifikations-Aufkleber (Bild: Dieter Stork)

 

Der Höfner Ignition Club Bass in der Praxis

Der Höfner ist durch seine Hollowbody-Bauweise ein äußerst geselliger und praktischer Bass, denn hier kann man auch ohne Verstärker üben oder beim Fernsehen vor sich hinnudeln, man hört jeden Ton und wirklich gestört wird dabei niemand. Der wohlgeformte Ahornhals lässt sich ganz entspannt spielen und ist durch seine fast als filigran zu bezeichnenden Abmessungen ein besonders leichtgängiger und angenehm mühelos bespielbarer Bass. Menschen mit kleinen Händen werden sich hier sofort wohlfühlen, das gilt natürlich erst recht für den jugendlichen Nachwuchs, und Gitarristen dürften mit dem Shortscale, alleine schon wegen des engen Saitenabstands, überhaupt gar keine Umstellungsprobleme haben. Mit vorzüglicher Saitenlage lässt sich der Club-Bass so einfach wie eine gut eingestellte elektrische Gitarre spielen. Schnelle Läufe schüttelt man locker aus dem Ärmel und Akkorde lassen sich auf dem Höfner, wie auf kaum einem anderen Viersaiter greifen. Der Bass eignet sich besonders für Plektrumspieler, Daumenartisten und auch viele Fingerspieler dürften mit dem Höfner nicht ganz so einfach klarkommen, denn durch die sehr nah beieinanderliegenden Saiten muss man schon sehr geübt und treffsicher sein, um ein präzises und sauberes Spiel darbieten zu können.

Kopflastigkeit ist bei diesem Modell ein Problem, bedingt durch die Bauform und der daraus resultierenden Gurtbefestigung am Halsfuß. Durch den aufgelegten rechten Unterarm fixiert man das Instrument jedoch sehr leicht, zumal das Gewicht des Club-Bass mit ca. 2,2 kg wirklich sehr gering ausfällt. Im Sitzen spielt sich das Instrument naturgemäß ohnehin locker und bequem.

Trocken klingt der Höfner wie eben ein Höfner klingt. Zigarrenkisten- oder Holzkisten-Klang, diese oft verwendeten Vergleiche treffen ganz gut den Ton des Viersaiters, der sehr spritzig mit charakterstarken Mitten ein wenig das tiefe Fundament vermissen lässt. Für einen Hollowbody spricht der Viersaiter jedoch erstaunlich direkt an und auch sein Sustainverhalten kann sich hören lassen.

Verstärkt überträgt der Viersaiter zwar überzeugend den unverkennbaren holzigen Höfner-Ton, aber untenherum kommt ein ordentliches tiefsattes Pfund hinzu, welches man dem kleinen zarten Instrument trocken gar nicht zugetraut hätte.

Irritierend könnte sich für einen Höfner-Anfänger das Bedienfeld gestalten. Bei dieser historisch bedingten Vorgabe wird mit dem Treble-On-Schalter nämlich der Hals-Tonabnehmer ausgeschaltet. Aktiviert man Bass-On, wird der Steg-Pickup abgeschaltet und die Höhen des Halstonabnehmers werden abgedämpft. Beide Schalter auf On gestellt heißt dann natürlich, beide Tonabnehmer sind ausgeschaltet und es herrscht Ruhe. Schaltet man beide Presets aus, kann man die Tonabnehmer auch über zwei getrennte Volume-Potis kombinieren. Praktisch erweist sich hier ein Rhythm/Solo-Umschalter, der zwei Pegelvarianten anbietet.

Die Pegel der Tonabnehmer sind ebenfalls sehr gut aufeinander abgestimmt und die warm füllige Charakteristik des Halstonabnehmers sowie die kernige Prägnanz des Steg-Pickups entsprechen genau dem, was man von ihnen auch erwartet. Insgesamt präsentiert sich der Bass aus der Ignition-Serie als erstaunlich authentisches Instrument in bester Firmen-Tradition. Eine akustisch-holzige Klangfarbe mit einem überzeugenden Bass, der im Fundamentbereich resolut und markig drückt ohne in ein Wummern abzugleiten, das bieten neben einem Höfner nur noch sehr wenig andere Bässe. Bei aller Zuneigung darf man den vorliegenden Bass aber nicht überschätzen, denn problemfrei ist das Instrument nicht. Für Bassisten, die ein mächtiges Brett fahren, ist er wegen seines Hohlkörpers ungeeignet, da er hier zu Rückkopplungen neigt.

 

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einteiliger Ahornhals mit angeschäfteter Kopfplatte (Bild: Dieter Stork)

 

Resümee

Bass-Spielen leicht gemacht heißt die Devise mit dem neuen Höfner Ignition Club Bass, und das alles zu einem erstklassigen Preis. Luftig, leicht, groovig, und elegant zugleich, vermittelt der Viersaiter Spielfreude pur. Das Instrument wiegt fast nichts, sieht einfach zeitlos schön aus und ist dennoch ein vollwertiger Bass, der sich insbesondere für stundenlange Bühnenarbeit anbietet. Aber auch für Gitarristen, die mal schnell eine Basslinie für ihre Demos aus/erarbeiten wollen, Jugendliche und Bassisten mit kleinen Händen … mit dem Höfner Club Bass und seiner komfortablen und leichtgängigen Bespielbarkeit kommt wohl jeder zurecht. Auch wenn der Viersaiter kein Slapmonster ist und für tiefgestimmte Heavy-Sounds nicht unbedingt die perfekte Adresse darstellt, so gehört doch ein Höfner in jeden zivilisierten Basshaushalt. Durch seine ansprechende Optik, den charmanten, auch akustisch sehr gefälligen Ton und den sehr günstigen Preis, dürfte sogar die ansonsten bei jedem Basskauf nörgelnde Ehefrau keinen Einspruch erheben.

 

Übersicht

Fabrikat: Höfner

Modell: Ignition Club Bass

Typ: viersaitiger E-Bass mit Hohlkorpus

Herkunftsland: Indonesien

Mechaniken: vernickelt; offene Stimmmechaniken, Palisandersteg, Trapez-Saitenhalter, konventionelle Gurthalter

Hals: eingeleimt; einstreifig Ahorn mit angeschäfteter Kopfplatte

Griffbrett: Palisander

Halsbreite: Sattel 40 mm; XII. 47,15 mm

Bünde: 22 Jumbo

Mensur: 762 mm Shortscale

Korpus: Sperrholz; Decke mit Fichten-Decklage, Zargen und Boden mit Riegelahorn-Decklage

Oberflächen: Hochglanzlack

Tonabnehmer: passiv: 2x Höfner Ignition Staple Nickel

Elektronik: passiv

Bedienfeld: 2x Volume, Schalter Rhythm/Solo, Schalter Bass On, Schalter Treble On

Saitenabstände Steg: einstellbar; justiert auf 13,4 mm

Gewicht: 2,2 kg

Lefthand-Option: Ja

Vertrieb: Höfner

91083 Baiersdorf

www.hofner-guitars.com

Zubehör: optional: passende DeLuxe Tasche für ca. 42 oder passenden Formkoffer für ca. 88, sowie original Ledergurt für 29

Preis: ca. 305

 

Plus

  • Preis/Leistung
  • Klang
  • Bespielbarkeit
  • Gewicht
  • Optik
Produkt: Gitarre & Bass 9/2022 Digital
Gitarre & Bass 9/2022 Digital
Im Test: Soldano SLO Mini +++ Harley Benton JJ-45OP und JP-45OP +++ Jensen Speakers Impulse Responses +++ Maybach Stradovari S61 „True Specs“ Masterbuild +++ LTD Phoenix-1000 +++ Epiphone B.B. King Lucille Bone White LTD & ES-335 +++ Keeley Electronics Halo Andy Timmons +++ Universal Audio UAFX Woodrow '55, Ruby '63 & Dream '65 +++ Baton Rouge X11S/FJE-AB Acoustic

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Hallo Norbert

    Klasse Besprechung. Aber war der letzte, sexistische Satz wirklich nötig?

    dürfte sogar die ansonsten bei jedem Basskauf nörgelnde Ehefrau keinen Einspruch erheben.

    Bei unserem Freund spielt übrigens die Ehefrau E-Bass.

    Liebe Grüsse
    Stascha

    PS: Was sagst Du zum Reverend Guitars Dub King (midnight black)?

    Auf diesen Kommentar antworten

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